Die Bilder sind spektakulär: Ein Floh sieht hundertfach vergrössert aus wie ein Wesen aus einem Science-Fiction-Film. Menschlicher Kot wirkt 1500 Mal vergrössert wie ein lustiger Haufen Haribo-Schleckereien.
Der Aufwand für ein solches Bild ist immens. Das wird bei einem Besuch im Mikroskopie-Zentrum der Uni Basel klar. Hier arbeitet Martin Oeggerli.
Oeggerli ist von Haus aus Biologe und hat früher in der Krebsforschung gearbeitet. Seit zehn Jahren aber widmet er sich ausschliesslich der künstlerischen Arbeit am Rasterelektronenmikroskop.
Aufwändige Präparation
Bevor Oeggerli sein Objekt überhaupt durch das Mikroskop betrachten und abbilden kann, muss er ein aufwändiges Präparat machen. Will er etwa menschliche Darmbakterien auf einem Zahnstocher betrachten, muss er diese erst abtöten.
Damit die getöteten Bakterien nicht verschrumpeln und weiterhin lebensecht wirken, ersetzt Oeggerli das Wasser in den Zellen erst durch Alkohol und danach durch flüssiges CO2. Schliesslich wird das klitzekleine Präparat unter kontrolliertem Druck getrocknet.
Kot mit Goldstaub
Das Rasterelektronenmikroskop tastet anschliessend die Oberfläche der Bakterien mit einem feinen Strahl von Elektronen ab – Zeile für Zeile entlang eines virtuellen Rasters.
Damit das funktioniert, muss die Probe erst elektrisch leitfähig gemacht werden. Sie wird dafür ganz fein mit Goldstaub bedampft. Der menschliche Kot, der die Bakterien trägt, wird also vergoldet.
Nur ein Dutzend Bilder pro Jahr
Erst jetzt lässt sich auf dem Zahnstocher langsam näher zoomen und eine spannende Stelle suchen. Langsam rastert das Mikroskop Zeile für Zeile. Etwa fünf Aufnahmen macht Oeggerli so pro Tag.
«Wenn eine davon gut ist, bin ich glücklich», sagt er. Aber damit ist erst ein kleiner Teil der Arbeit getan. Denn nun gilt es, die geglückte Aufnahme so einzufärben, dass sie einfach lesbar und optisch attraktiv wird.
Diese Arbeit dauert bis zu einem Monat pro Bild. Durch das Einfärben lässt sich etwa eine unverdaute Nahrungsfaser im Kot deutlich erkennen und die zahlreichen verschiedenen Bakterienarten darauf. Sie machen bis zur Hälfte unseres Darminhaltes aus.
Ein Katzenfloh für Hollywood
Dieser Aufwand lohnt sich: Vor einigen Jahren bekam Oeggerli eine Anfrage von einer Produktionsfirma aus Hollywood, die begeistert war von der Qualität seiner Bilder.
Er sollte einen einminütigen Rundflug um einen Katzenfloh produzieren. Oeggerli sagte ab: Das sei viel zu aufwändig.
Aber die Produktionsfirma liess nicht locker – und schickte ihm sogar ein 1.5 Millionen Franken teures Elektronenmikroskop nach Basel.
Das Mikroskop bleibt im Basler Labor
Schliesslich gelang es Oeggerli, die Filmsequenz aus 10 aufwändig kolorierten Bildern zu rechnen. Sie war als Teil des längeren Dokumentarfilms «Mysteries of the Unseen World» (2013) weltweit in den Kinos zu sehen.
Das Mikroskop konnte die Universität Basel den Amerikanern danach zu einem guten Preis abkaufen. Es steht bis heute am Center for Cellular Imaging and NanoAnalytics in Basel. Martin Oeggerli darf es regelmässig benutzen.