So wie man sich einen Roboter vorstellt, sieht er eigentlich nicht aus: der neue Jät-Spritz-Roboter, der auf einem Salatfeld im Fribourger Seeland seine Testfahrten macht.
Eher wie ein gewöhnlicher Traktor-Anhänger: ein roter Balken auf kleinen Rädern, oben drauf ein kleiner Tank, an der Unterseite eine Reihe scharfer Klingen und vier feine Düsen.
Doch in diesem Anhänger steckt einiges an Technik. Zum Beispiel eine Kamera, die auswerten kann, was ihr vor die Linse kommt.
Roboter erkennt den Salat
Was diese Kamera filmt, kann Roland Gäumann, Mitarbeiter im Gemüsebetrieb Wyssa, mitverfolgen. In der Führerkabine des Traktors hängt ein Bildschirm neben dem Lenkrad. Dort erscheinen die Salatköpfe grün, das Unkraut rotbraun, die nackte Erde schwarz.
Roland Gäumann macht auf dem Touchscreen noch ein paar Eingaben: «Salatsorte: salade rouge. GPS: an. Automatische Datenübertragung: an. Voilà, wir wären einsatzbereit!»
Gang rein – und der Traktor zieht den knapp 900 Kilogramm schweren Roboteranhänger mit 1,5 km/h schnurgerade über das Salatfeld.
Jäten und Spritzen
Als «neuen Pflanzenschutzroboter» stellt der Verband Schweizer Gemüseproduzenten den Anhänger vor. Die aufwändige Jät-Arbeit beherrscht der Anhänger schon seit Längerem.
Aus diesem Grund hatte der Gemüsebauer Thomas Wyssa diesen Anhänger auch gekauft: «Der Roboter kann zwischen den Pflanzen hacken. Das brachte uns auf die Idee, damit auch gleichzeitig Pflanzenschutzmittel zu verteilen.»
Mehr Robotik – weniger Pestizide
Thomas Wyssa entwickelte den Anhänger gemeinsam mit der holländischen Firma Steketee weiter. Seit einem Monat laufen die Tests mit dem Jät-Spritz-Roboter.
Diese fielen überraschend gut aus, sagt Thomas Wyssa: «Die Pflanzenschutzmittel werden tatsächlich nur dort gespritzt, wo wir das möchten. Damit sparen wir 40 bis 70 Prozent an Pflanzenschutzmitteln.»
Branche unter Druck
Konkret heisst das: Während der ersten Tests musste Thomas Wyssa auf seinen Salatfeldern statt 600 Liter Pestizide pro Hektar nur 60 Liter versprühen. Das klingt beeindruckend und zeigt das grosse Potential, im Gemüseanbau weniger Pestizide einzusetzen.
Und so bemühen sich Thomas Wyssa und seine Kollegen aus dem Gemüseanbau bei der Vorführung des neuen Roboteranhängers auch um das Image ihrer Branche.
Denn die konventionellen Bauern stehen unter Druck: Anfang dieses Jahres sind zwei Volksinitiativen eingereicht worden, die den Einsatz von Pestiziden in der Schweizer Landwirtschaft praktisch verbieten wollen.*
Dreijährige Testphase
Derzeit testet Thomas Wyssa den Jät-Spritz-Roboter erst mit Salatköpfen. Angedacht sind für die dreijährige Testphase aber auch Kohl, Zwiebeln und Fenchel.
Dann wird sich zeigen, ob der «digitale Knecht» bei Gemüsebauer Thomas Wyssa eine Festanstellung bekommen wird: «Wenn wir es schaffen, den Roboter auch für das Jäten und Spritzen von anderen Kulturen weiterzuentwickeln, dann kann er für uns sehr lohnend sein.»
Noch ein weiter Weg
Doch den Jät-Spritz-Anhänger auch für andere Gemüsearten einzusetzen, ist gar nicht so einfach. Immer wieder muss Fahrer Roland Gäumann während seiner Fahrt über die Salatreihen anhalten und den Roboter mit neuen Befehlen versorgen: «Ich muss dem Roboter sagen, wenn wir vom rötlichen Eichblattsalat auf den grünen Kopfsalat wechseln – sonst erkennt die Kamera den Salat nicht mehr.»
Auch mit frisch ausgesätem Gemüse kommt die Maschine noch nicht zurecht. Wenn die kleinen Pflänzchen und Sprossen ähnlich gross sind wie das unerwünschte Unkraut, kann der Roboter sie nicht voneinander unterscheiden.
Ganz so schnell werden die Maschinen den Menschen das Jäten und Spritzen also nicht abnehmen können.
* In einer früheren Version des Artikels war die Rede von zwei Volksinitiativen, die Pestizide in der Schweizer Landwirtschaft verbieten wollen. Dies stimmt im Wortlaut nur für eine der beiden Initiativen – die andere will den Einsatz von Pestiziden drastisch einschränken.
Eine ausführliche Begründung der Korrektur finden Sie hier.