Durch rotes Leuchten, schnelles Blinken und hohes Piepsen signalisiert ein kleines Gerät dem Fahrer eines Minen-Fahrzeuges, wenn sich ein anderes Fahrzeug oder Objekte wie Strommasten nähern. Solche Gefahren-Situationen sind in Minen nicht selten. Die Fahrzeuge haben eine schlechte Rundumsicht, und mit ihrem Gewicht von mehreren hundert Tonnen haben Unfälle gravierende Folgen.
Das Kollisions-Warnsystem der Firma Safemine aus dem schweizerischen Baar besteht aus einem Funkgerät und einem GPS-Empfänger. Ein kleiner Computer errechnet aus den Daten die aktuellen sowie die geplanten Bewegungen des Fahrzeugs (Erklärung siehe Video unten). Kommen sich zwei Fahrzeuge zu nah, wird der Fahrer lautstark zum Handeln aufgefordert.
Goldgrube für Schweizer Firma
Mit nur 40 Mitarbeitern rüstet Safemine Tagbau-Minen in vier Kontinenten mit dem Warnsystem aus. Viele Minenbetreiber sind inzwischen bereit, die Technik in all ihren Fahrzeugen einzusetzen und pro Installation bis zu 5000 US-Dollar zu bezahlen. Das ist ein Schnäppchen verglichen mit den Einnahmen, die einer Mine im Falle eines Unfalls entgehen würden. Geschieht einer – und kommt dabei sogar eine Person zu Schaden – kann es passieren, dass die Mine ihren Betrieb infolge Untersuchungen zeitweise einstellen muss.
Diese Gefahr ist eine Goldgrube für die kleine Firma aus Baar. Dabei rutschten die Entwickler eher zufällig in die Rohstoffbranche. Ursprünglich hatten sie die Kollisionswarnung für den Luftraum entwickelt. Die damaligen ETH-Ingenieure Urs Rothacher (heute CEO) und Andrea Schlapbach (heute Finanzchef) wollten das Fliegen sicherer machen. Zu oft mussten die passionierten Segelflieger mitansehen, wie Sportskollegen verunglückten.
Anfrage eines Weltunternehmens
Es gelang ihnen zwar, die Technik weltweit zu verbreiten und auch auf andere Kleinflugzeuge anpassen. Geld verdienen liess sich in dieser Branche aber kaum. Bis im April 2007 eine Anfrage aus den USA eintraf: «Ich schätze, Ihr System könnte eine effiziente Kollisionswarnung für unsere Tagbau-Minen sein», schrieb ein Ingenieur von Anglo American, einem der weltgrössten Minenbetreiber. Und: «Hätten Sie Interesse, in diesen Sektor einzusteigen?»
Im Wirtschaftsmagazin «ECO» beschreibt Andrea Schlapbach diesen Moment: «Wir spürten schon bei der ersten Mail und später bei den ersten Telefongesprächen, dass das ernst gemeint war und wahrscheinlich eine ganz andere Entwicklung nehmen würde als in dem relativ kleinen Markt, in dem wir ursprünglich tätig waren. Das hat bei uns einiges an Emotionen ausgelöst.»
Seitdem wächst Safemine stetig. Nach eigenen Angaben stemmen vier Inhaber dieses Wachstum vollkommen aus eigenen Mitteln. Safemine ist ein Schweizer Unternehmen, das noch kein einziges Produkt im Inland verkauft hat. Vergangenen Donnerstag wurde das Unternehmen mit dem Export-Award von Switzerland Global Enterprise (ehemals Osec) ausgezeichnet.