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Tausende Meter unter Wasser Wie U-Boote die Herausforderungen der Tiefsee meistern

In der Tiefsee fehlt es nicht nur an Sauerstoff. U-Boote müssen eine ganze Reihe an Herausforderungen meistern.

In der Tiefe des Ozeans herrscht ein immenser Wasserdruck, Dunkelheit und es ist bitterkalt. Ohne Schutz also definitiv kein Aufenthaltsort für uns Menschen. Der Sauerstoff an Bord des vermissten Tauchboots «Titan» soll im Notfall für 96 Stunden reichen, also noch etwa bis Donnerstagmittag. Die Sauerstoffversorgung der Crew ist aber nur eine von vielen Herausforderungen, welche Tauch- und U-Boote bewältigen müssen.

Erhöhter Druck

In einer Tiefe von 4000 Metern, der maximalen Tauchtiefe der «Titan», herrscht ein 400-mal höherer Druck als an der Oberfläche. Hier drücken ganze 400 Kilogramm auf einen Quadratzentimeter, was kleiner als ein Fünfzigrappenstück ist. Um dem zu widerstehen, haben U-Boote meist zwei Rümpfe: einen äusseren, wasserdichten, und einen inneren, sehr starken und widerstandsfähigen. Dank dieses doppelwandigen «Druckkörpers» wird ein jedes U-Boot zur versiegelten Umgebung, wo stets der gewohnte Atmosphärendruck herrscht.

Bei der «Titan» besteht der Druckkörper aus Carbonfaser und Titan. Gemäss dem U-Boot-Anbieter Oceangate überprüft das firmeneigene RTM-System (Real Time Hull Health Monitoring) die Integrität des Rumpfes in Echtzeit: Akustische Sensoren und Dehnungsmesser analysieren, wie sich Druckveränderungen auf den Rumpf auswirken.

Völlige Dunkelheit

Spätestens ab 1000 Metern unter der Wasseroberfläche, dort wo die eigentliche Tiefsee beginnt, ist es stockdunkel. Hier navigieren U-Boote mit verschiedenen Systemen, darunter etwa das Sonar. Bei letzterem werden Schallimpulse ins Meer ausgesendet, die vom Meeresboden oder anderen U-Booten reflektiert werden. Mit diesem System wird momentan auch nach der «Titan» gesucht.

Warum die «Titan» streng genommen kein U-Boot ist

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Obwohl die «Titan» wie ein U-Boot funktioniert, ist sie keines. Sie ist ein Tauchboot. Während U-Boote ihre Exkursionen unabhängig vom Hafen bis in die Tiefsee und wieder zurück bewältigen, brauchen Tauchboote zumindest für den Start ein Hilfsschiff. Dieses Schiff bringt das Tauchboot an den Ort, an dem es abtauchen soll.

Kein Sauerstoff

Fehlender Sauerstoff in den Meerestiefen stellt nicht nur für die Crew ein Problem dar, sondern auch für den Motor. Benzin- und Dieselmotoren benötigen eine Sauerstoffzufuhr, um zu funktionieren. Frühe militärische U-Boote verwendeten Atemschläuche, also Schnorchel, um ihren Motoren Sauerstoff aus der Luft zuzuführen. Das hat die Tauchtiefe massgeblich begrenzt.

Heute arbeiten die meisten U-Boote mit einem kombinierten Diesel-Elektro-Antrieb. An oder unmittelbar unter der Oberfläche laden die U-Boote ihre Batterien via dieselbetriebenem Stromgenerator auf. Unter Wasser verlassen sich die Boote dann vollständig auf die Batterien. Letztere treiben einen Elektromotor an, welcher wiederum die Propeller des U-Boots antreibt.

Lebensretter Sauerstoff

Sauerstoffflaschen sichern nicht nur das Atmen der Crew. Sollten die Propeller ausfallen, kann ein U-Boot auch dank Sauerstoff an die Oberfläche gelangen. Beim Abstieg werden die Räume zwischen den beiden Rümpfen, auch als Balasttanks bezeichnet, mit Wasser gefüllt. Für einen allfälligen Notaufstieg können diese Balasttanks mit Druckluft ausgeblasen werden – was in einem positiven Auftrieb und damit einem raschen Aufstieg an die Oberfläche resultiert.

Ob es die «Titan» an die Oberfläche geschafft hat, weiss man vorerst nicht. Selbst wenn, ist der limitierte Sauerstoff ein Problem. Denn die Crew kann die Luke nicht von innen öffnen. Im Gegensatz zu anderen Tauchbooten ist die Luke bei der «Titan» verschraubt. Sie muss von aussen geöffnet werden.

10v vor 10, 20.06.2023, 21:50 Uhr

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