Mission STS-107 war der 28. Flug der Raumfähre Columbia. Und es war ihr letzter. Statt heil und sicher zur Erde zu gleiten, zerbrach das Raumschiff am 1. Februar 2003 beim Wiedereintritt in die Atmosphäre.
«Die Besatzung hatte keine Chance mehr, etwas zu unternehmen», sagt Friedhelm Claasen vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der damals an der Mission beteiligt war. Spätere Untersuchungen zeigten, dass die sieben Astronauten an Bord sehr rasch bewusstlos waren. Sie musste also nicht lange leiden – ein schwacher Trost für die Angehörigen, die beim Landeplatz in Florida auf ihre Lieben warteten.
Verhängnisvoller Start
Für die Crew kam das Ende unerwartet. Aus ihrer Sicht verlief die Mission völlig normal. Für Wayne Hale hingegen, damals Flugdirektor bei der amerikanischen Weltraumbehörde Nasa in Houston, war schnell klar, was der Columbia zum Verhängnis geworden sein könnte: ein Stück von der Isolation des Aussentanks, das sich kurz nach dem Start von der Raumfähre gelöst hatte. Auf seinem Blog hat Hale soeben seine Erinnerungen an die Katastrophe niedergeschrieben, in einer Reihe schonungslos ehrlicher Artikel.
Zum Blog von Wayne Hale
Die Untersuchungen nach der Tragödie erhärteten Hales Verdacht: Die Columbia donnerte bei der Beschleunigung nach dem Start mit solcher Wucht in das abgerissene Stück der Isolation hinein, dass der linke Flügel beschädigt wurde. Im Hitzeschild klaffte nun ein Loch, das am Ende der zweiwöchigen Mission zur Katastrophe führte. Beim rasanten Wiedereintritt in die Atmosphäre mit rund 28'000 Kilometern pro Stunde drang dort heisses Gas ein und beschädigte den Flügel so sehr, dass er schliesslich abriss, wie Claasen erzählt: «Die Columbia kam ins Trudeln und wurde in Stücke gerissen.»
Falsche Einschätzung
Die Nasa wusste schon einen Tag nach dem Start von dem abgerissenen Schaumstoff. Eine Kamera hatte den Vorfall gefilmt. Nur wenige Ingenieure gingen aber davon aus, dass dies tatsächlich ernsthafte Probleme verursachen könnte. Man kannte dieses Problem von früheren Flügen und es war nie etwas Schlimmes passiert. Deshalb wurden keine Anstrengungen unternommen, die Crew mit einem anderen Shuttle zu retten oder sie das Loch selbst flicken zu lassen. Eine unabhängige Untersuchungskommission kam später zum Schluss, dass die Leitung der Nasa in diesem Fall teilweise versagt hatte.
Sicherer Hafen
Nach dem Columbia-Unglück mussten alle Shuttles für gut zwei Jahre am Boden bleiben. Danach durften sie aus Sicherheitsgründen nur noch zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Dort hätten sich die Astronauten im Notfall einquartieren können, bis ein anderes Shuttle sie abholen würde.
Nur einmal noch machte die Nasa eine Ausnahme: Für eine Mission zum Hubble-Weltraumteleskop, das repariert werden musste. In diesem Fall stand am Boden eine weitere Raumfähre bereit, die der Besatzung hätte zur Hilfe eilen können. Keinem Astronauten sollte jemals mehr dasselbe Schicksal widerfahren wie der Columbia-Crew, wie Rick Husband, William McCool, Michael Anderson, Ilan Ramon, Kalpana Chawla, David Brown und Laurel Clark.