Auf der Homepage des «Roboy»-Projektes wird schnell klar: Hier zählt jeder Rappen. Noch fehlen rund 200‘000 Franken, um den Roboter fertig zu bauen. Crowdfunding heisst das Zauberwort: Wer möchte, kann sich finanziell an dem Projekt beteiligen. Als Gegenleistung kann man Roboy für Anlässe ausleihen und den Namen oder das Firmenlogo auf der Oberfläche eingravieren lassen. Für 5‘000 Franken kommt der Star-Roboter sogar in der Firma vorbei.
Die Zeit drängt. Am 9. März 2013 soll Roboy am Weltkongress «Robots on Tour» in Zürich Robotikfans aus der ganzen Welt präsentiert werden. «Wir sind sehr zuversichtlich und positiv überrascht, dass trotz der Wirtschaftslage so viele Firmen in Innovation und Technologie investieren», sagt Rolf Pfeifer, seit 25 Jahren Leiter des Labors für Künstliche Intelligenz der Universität Zürich (AI Lab).
Die Proportionen eines Kindes
Seit dem Startschuss im Juni 2012 arbeiten verschiedene Teams aus Industrie und Forschung am Körper Roboys: Kopf, Armen, Beine, Steuerung – der Technologietransfer ist enorm. Der Oberkörper mitsamt den Armen des 130 cm grossen Roboters ist bereits montiert, zurzeit werden die ersten Bewegungen einprogrammiert. Die kindliche Grösse ist laut Projektleiter Adrian Burri bewusst gewählt: «Wir wollen einen sympathischen Roboter bauen».
Sympathisch soll Roboy auch durch seine Bewegungen werden. Er ist ein sogenannter «soft robot», ein Roboter, der sich fast so weich und elegant bewegen soll wie ein Mensch. Bisher werden die meisten Roboter durch Motoren in ihren Gelenken bewegt, was ihnen die typischen steifen Gesten verleiht. Roboys Gelenke jedoch werden über Kunststoffsehnen gesteuert, welche die Knochen des künstlichen Skeletts miteinander verbinden. Elektromotoren ziehen und verkürzen die Sehnen und imitieren so, zusammen mit elastischen Federelementen, die Muskelbewegung im menschlichen Körper. Später wird Roboy auch mit einer künstlichen Haut überzogen werden.
Vorgänger-Roboter «ECCE»
Mit dem Vorläufer-Roboter «Ecce» hat Projektinitiator Rolf Pfeifer das Konzept der künstlichen Sehnen über die letzten Jahre erforscht. Die Quintessenz daraus fliesst nun in den Roboy ein. Sein Ziel ist «eines Tages mehrere Roboys zu bauen und an andere Forschungseinrichtungen zu verteilen. Der Roboy ist der Startschuss für eine längere Forschungsanstrengung in humanoider Robotik», sagt Burri.
«Kontext»-Beitrag zum Thema
Dafür schicken seine Entwickler Roboy als Botschafter in die Welt. Er soll die breite Öffentlichkeit für die Thematik Robotik sensibilisieren und vor allem die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Robotik aufzeigen. «Open source» ist Teil dieser Öffentlichkeit: Sämtliche Entwicklungsschritte werden laufend im Internet publiziert. Konstruktionsdaten, elektronische und mechanische Komponenten, Steuerungsprogramme sollen nach der «Robots on Tour» publiziert werden. So soll das Know-how weltweit interessierten Personen und Institutionen zugänglich gemacht werden.
Die Projektzeit von 9 Monaten ist sehr ambitiös und Neuland für alle Beteiligten. Es bleibt spannend, ob die Entwicklungszeit für ein Menschenkind auch für den Roboterjungen reicht.