Bennu ist ein Asteroid, der uns gefährlich werden könnte. Und das, obwohl er nur rund 500 Meter gross ist.
Seit zwei Jahren umkreist die Nasa-Sonde «Osiris-Rex» diesen Asteroiden. Die US-Amerikaner wollen mehr über ihn und damit über unser Sonnensystem erfahren.
Komplizierte Probe-Entnahme
Dafür starteten die US-Amerikaner eine komplizierte Mission: Proben in Form von Staub und Gesteinsproben nehmen.
Um in Bennus begehrtem Staub zu landen, musste die Sonde zwischen seinen Brocken hindurch zirkeln. Wobei man nicht wirklich von Landen sprechen kann: Der Bodenkontakt am vergangenen Mittwoch hat nur wenige Sekunden gedauert.
Berührt hat die Raumsonde den Asteroiden-Boden mit einem langen gelenkigen Roboterarm. Dieser pustete am Boden Gas aus, um dann in einem Sammelgefäss die herum wirbelnden Staubteilchen und Steinchen aufzufangen. Ein kompliziertes Manöver, das – anfänglich – ganz nach Plan lief.
Warum historisch?
Warum ist dieser schwarze Schutt von einem der vielen kleinen, kalten, unauffälligen Asteroiden so kostbar für die Nasa? «So manche Asteroiden sind Zeitkapseln. Weil sie kalt sind, sind sie chemisch unverändert und immer noch gleich wie zu Beginn unseres Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren», erklärt Nasa-Astrophysikerin Michelle Thaller im Nasa-TV.
Auch Bennu gilt als solche Zeitkapsel. Sein Staub soll mehr verraten über die Geschichte unseres frühen Sonnensystems. Bennus kohlenstoffreicher und wohl auch wasserhaltiger Staub soll klären, ob frühe Asteroiden-Einschläge einst Wasser zur Erde brachten. Und Moleküle, aus denen unser Leben entstand.
Bennu kreuzt Bahn der Erde
Doch Bennu ist noch aus einem anderen Grund interessant. «Er ist auch ein potenziell gefährlicher Asteroid», so Chef-Wissenschaftler der Mission Dante Lauretta. Denn Bennus Bahn kreuze jene der Erde. In rund 150 Jahren könnte er mit der Erde kollidieren – mit katastrophalen Folgen.
Der kleine Bennu hätte zwar nicht so weitreichende Folgen wie jener Asteroid, der einst die Dinosaurier auslöschte. Zudem ist die Wahrscheinlichkeit, dass er uns trifft, gering. Nämlich 1 : 2700.
Dennoch sei es richtig, Bennu als potenziell gefährlich einzustufen, sagt Martin Jutzi von der Universität Bern, ein Spezialist für Kollisionen im All: «Die Wahrscheinlichkeit ist sehr klein. Aber es gibt verschiedene Effekte, etwa Kräfte, die durch Strahlung oder durch Interaktion mit anderen Objekten, auf Bennu wirken. Deshalb ist es nicht möglich, seine Bahn ganz genau vorauszusagen», so Jutzi.
Satellit soll Asteroid aufhalten
Ganz präzise Berechnungen sind für einen Winzling wie Bennu nicht möglich. Angenommen, er würde im nächsten Jahrhundert tatsächlich auf die Erde zurasen. Was tun?
Am einfachsten wäre es zum Beispiel, einen schweren Satelliten auf den Asteroiden zu schiessen. So könnte man dessen Bahn ablenken. «Wir untersuchen, wie effizient so eine Ablenkung ist, wenn ein Objekt auf einen Asteroiden trifft», sagt Jutzi.
Man kann also genauer berechnen, mit wie viel Gewicht oder in welchem Winkel man einen gefährlichen Asteroiden treffen muss, wenn man sein Material kennt. Bis das Material von Bennu bei uns eintrifft, braucht es zwar noch drei Jahre Geduld.
Japanische Sonde erwartet
Doch was im Jubel der Nasa etwas unterging: Schon in wenigen Wochen soll ein Häufchen Staub bei uns landen, das die japanische Sonde Hayabusa 2 vom Bennu-ähnlichen und ebenfalls potenziell gefährlichen Asteroiden Ryugu geholt hat.
Das sollte dann die erste aus dem All geholte Asteroiden-Probe sein. Kostbares und wichtiges Material, nicht nur für Forscher wie Martin Jutzi, sondern auch für unsere Sicherheit.