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Der All.
Legende: Ende 2018 soll der Cheops-Teleskop an Bord eines Satelliten ins All starten – und Leben im All suchen. Uni Bern

Operation Cheops Schweizer Teleskop sucht nach Leben im All

Astrophysiker der Universität Bern bauen das bisher weitsichtigste Teleskop zusammen. Sie wollen Exoplaneten mit lebensfreundlichen Bedingungen finden.

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Uni Bern entwickelt mit einem internationalen Team ein neues, hochpräzises Weltraumteleskop mit dem Namen Cheops.
  • Das Teleskop soll herausfinden, welche Planeten die besten Bedingungen für ausserirdisches Leben vorweisen.
  • Es ist das erste Mal, dass die Schweiz eine gesamte wissenschaftliche Weltraummission leiten kann.

Aufregende Zeiten

«Es ist fantastisch», sagt Willy Benz. «Wir sind die erste Generation, die die Frage beantworten kann, ob es Leben im Universum gibt. Und das wissenschaftlich, nicht nur philosophisch. Wir haben die nötigen Instrumente.» Benz ist Forscher an der Universität Bern. Er sieht leicht übernächtigt aus. Dennoch sprüht er vor Energie und Begeisterung. Astrophysiker wie er stünden vor aufregenden Zeiten.

Die Suche nach Lebewesen auf fernen Planeten soll bald einen grossen Schritt weiter sein. Mit diesem Ziel entwickelt Benz mit einem internationalen Team ein neues, hochpräzises Weltraumteleskop mit dem Namen Cheops. Zurzeit wird dieses Hightech-Gerät in Bern fertig zusammengebaut und getestet.

Jedes Staubkörnchen ist zu viel

Im Untergeschoss des Physikalischen Instituts liegen drei neue Kammern: ein kleines Labor mit Garderobe und Maschinenraum. Fenster gibt es keine. Dafür Luftfilter, denn das Labor muss absolut staubfrei sein: «Wir bauen ein sehr empfindliches optisches System und Staubkörnchen auf einer Linse oder Röhre des Teleskops wollen wir vermeiden», erklärt Benz.

Drei Männer – im Overall, mit Mundschutz und Handschuhen – machen sich bereit für einen Einsatz. Die Vorbereitungen für die Weltraummission Cheops laufen auf Hochtouren. Diese Mission der europäischen Weltraumagentur ESA ist kleiner als sonst.

Chance für die Schweiz

Sie kostet rund 50 Millionen Euro und damit zehn- bis zwanzigmal weniger als andere Missionen. Für die Schweiz sei das eine Chance, meint Benz. «Das ist das erste Mal, dass die Schweiz eine gesamte wissenschaftliche Mission leiten kann.» Elf Länder sind an dieser Mission beteiligt. Der Astrophysiker Benz übernimmt die Leitung zusammen mit der ESA.

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Das Schweizer Auge im All
Aus Einstein vom 24.09.2015.
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Im Labor steht das fast fertige Teleskop. Eher unauffällig, wie ein dicker Zylinder, gut einen Meter lang und 30 Zentimeter dick, vorne eine grosse Blende.

«Es ist wie bei einem Fotoapparat», sagt Benz. «Vorne am Objektiv ist eine Blende, weil man kein Sonnenlicht schräg hereinlassen will.»

Nicht das Licht unserer Sonne soll das Teleskop einfangen, sondern das Licht von weiter entfernten Sternen. Es wird deren Helligkeit messen, stundenlang. Ebenfalls gemessen wird der bleiche Schatten, der entsteht, wenn vor einem Stern ein Planet vorbeizieht.

Noch ganz dicht?

Wie lebensfreundlich sind solche Planeten? Das ist die Frage, die die Forscher umtreibt. Um sie zu beantworten, bestimmen sie jeweils den Durchmesser der beobachteten Planeten. So können sie berechnen, ob der Planet etwa die richtige Dichte hat, um so fest und steinig zu sein wie die Erde.

Auch ähnlich gross wie die Erde sollte ein lebensfreundlicher Planet sein. Denn zu kleine Planeten können keine Atmosphäre behalten.

Einen solchen Planeten untersuchen die Cheops-Forscher mit einer altbekannten Methode. Indem sie das abgeschwächte Sternenlicht messen, während ein Planet vor dem Stern vorbeizieht. Neu und anders als bisher könne ihr Teleskop aber so präzise messen wie kaum ein zweites. Ausserdem habe es einen Rundumblick.

Der Kronfavorit auf dem Silbertablett

500 schon grob bekannte Planetensysteme wollen die Forscher auf Erdähnlichkeit überprüfen und so quasi auf dem Silbertablett Kronfavoriten präsentieren – jene Planeten mit den besten Bedingungen für Leben.

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Die Popstars der Planetenjäger
Aus Einstein vom 24.09.2015.
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Das Leben selbst sollen dann andere Messinstrumente finden. Allen voran das internationale James Webb-Weltraumteleskop. Jenes Superauge wird wie Cheops nächstes Jahr ins All fliegen.

Es wird so genau wie nie Spuren von Leben in der Atmosphäre von Exoplaneten nachweisen können. Gibt es dort Methangas oder Sauerstoff in grösseren Mengen, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass diese Gase von Lebewesen stammen, wie wir sie von der Erde her kennen.

Kleine Mission, grosse Leistung

Ein Nachweis von Leben anderswo könnte demnach in wenigen Jahren gelingen. Für Benz wäre das eine Sternstunde. Aber er denkt schon weiter: «Für mich wäre es der Anfang. Wenn wir es finden, heisst das noch nicht, dass wir wissen, warum es da ist.»

Warum gibt es Leben im Universum? Wie sieht es aus? Wie ist es einst zur Erde gekommen? Solche Fragen könne man erst beantworten, wenn man viele belebte Exoplaneten findet. Erst dann kann verstanden werden, wie Leben entsteht.

Ab Ende 2018 soll das gut geprüfte Cheops-Teleskop an Bord eines Satelliten ins All starten – und dort beweisen, dass auch eine kleine Mission Grosses leisten kann.

Sendung: Radio SRF 2 Kultur, Wissenschaftsmagazin, 17.6.2017, 12:40 Uhr

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