Darum geht’s: Eine im Fachmagazin PNAS veröffentlichten Studie facht die Diskussion um Wasservorkommen auf dem Mars neu an. Darin kommt ein kalifornisches Forschungsteam zum Schluss, dass Gesteinsschichten in einer Tiefe von 10 bis 20 Kilometer viel Wasser enthalten. So viel, dass es für einen ein bis zwei Kilometer tiefen Ozean auf dem gesamten Planeten reichen würde.
So kam es zu den Ergebnissen: Das Team um den Geophysiker Vashan Wright hat Daten der Marssonde «Insight» analysiert. Die Nasa-Sonde hat von 2018 bis 2022 mit einem hochsensiblen Seismometer Bodenerschütterungen auf dem roten Planeten detektiert. Die Ausbreitung dieser Erschütterungen liefert auch Informationen über den inneren Aufbau des Planeten.
So haben nun Wright und seine Kollegen diese Daten mit verschiedenen Modellen für wasserhaltige Gesteinsschichten verglichen. Und schliessen daraus, dass die gemessenen Daten sich am besten mit einer wasserhaltigen Gesteinsschicht erklären lassen. In den Rissen und Poren dieser tiefliegenden Schicht soll sich also flüssiges Wasser befinden.
Weshalb die Untersuchung zu reden gibt: Die Untersuchung der Scripps Institution of Oceanography in San Diego liefert gemäss Pressemitteilung den «bisher besten Beweis» dafür, dass der Planet neben gefrorenen auch flüssiges Wasser enthält. Die Studie sei durchaus interessant, meint der Professor für Weltraumforschung und Planetologie der Universität Bern, Nicolas Thomas. «Aber Modellierungen kommen immer mit einer gewissen Unsicherheit.» Nun sei es entscheidend, diese Gebiete mit Verdacht auf Wasservorkommen genauer zu untersuchen.
Welche Fragen weiterhin offen bleiben: Der Weltraumexperte Nicolas Thomas erinnert sich, dass bereits 2021 ein anderes Forschungsteam um Sebastian Emanuel Lauro in nature astronomy auf unterirdische Wasserreservoire schloss. Seither sorgt die Untersuchung für Skepsis. Grundlage waren nicht seismologische Daten wie bei der kürzlich veröffentlichten Studie, sondern Messungen des Radarsystems Marsis. Und das mutmassliche Wasserreservoir lag in einer anderen Region. «Die Frage, wie sich unterirdisches Wasser beweisen lässt, bleibt auch mit der kürzlich veröffentlichten Studie offen», macht Nicolas Thomas klar. Nun gelte es, Daten verschiedener Messmethoden zu vergleichen.
Weshalb ein unterirdisches Wasserreservoir überhaupt von Bedeutung wäre: Flüssiges Wasser auf dem Mars interessiert einerseits wegen geplanter bemannter Marsmissionen. Andererseits wegen der Suche nach Leben. Denn zumindest finden sich auf der Erde auch in grossen Tiefen im Gestein noch Mikroben. Der Gedanke, dass sich also auch auf dem Mars solches Leben finden liesse, ist nicht abwegig. Für bemannte Marsmissionen bleibt ein so tief gelegenes Wasservorkommen allerdings unbedeutend. Da sind die in der Äquatorregion gefundenen Eisblöcke deutlich interessanter. Diese wären direkt zugänglich und für eine Mars-Station entscheidend.