Schon seit der Entdeckung Plutos im Jahr 1930 war klar: Der neunte Planet ist anders. Im Gegensatz zu den restlichen acht Planeten in unserem Sonnensystem ist seine Umlaufbahn sehr elliptisch und stark geneigt. Und streng genommen ist er für einen Planeten auch ein wenig klein. Mit einem Durchmesser von etwa 2300 Kilometern ist Pluto deutlich kleiner als der Erdenmond – und nur unwesentlich grösser als sein grösster Mond Charon.
Es verwundert also nicht, dass Astronomen seit jeher darüber uneinig waren, ob denn Pluto überhaupt ein Planet ist. Und doch hielten sie über acht Jahrzehnte lang an seinem Status fest. Bis sie jenseits von Pluto «Eris» fanden.
Der neue Himmelskörper war eine Sensation. Seine Entdecker nannten ihn den «zehnten Planeten», auch die Medien und die Nasa gingen mit. Für die Internationale Astronomische Union (IAU) war der Fall weniger eindeutig. Wie Pluto kreiste Eris in einer Umlaufbahn um die Sonne, war kugelförmig – aber so wie Pluto für einen Planeten ein wenig klein.
Eine neue Kategorie: der Zwergplanet
Irgendwie hätte sich Eris schon in das dehnbare Planeten-Korsett zwängen können – Pluto hatte es ja auch geschafft. Doch die IAU entschied sich für einen anderen Weg. Sie setzte die einst merkwürdigen Eigenschaften Plutos als Prototyp fest und schuf eine neue Kategorie: die Zwergplaneten.
Laut Definition der IAU sind Zwergplaneten Himmelskörper, die um die Sonne kreisen. Sie sind gross genug und haben damit genug Eigenschwerkraft, um das sogenannte «hydrostatische Gleichgewicht» zu erreichen – das gibt ihnen die kugelförmige, planetenähnliche Form.
Im Gegensatz zu den massereichen Planeten sind Zwergplaneten jedoch zu klein, um mit ihrer Eigenschwerkraft ihre Umgebung zu dominieren. Das heisst: Zwergplaneten sind leichter als die Objekte in ihrer Umlaufbahn zusammen.
Pluto wird degradiert
Für Pluto war es genau dieses Kriterium, welches das Ende seiner Zeit als Planet besiegelte. Auch Eris scheiterte an diesem letzten Kriterium und wurde zum Zwergplaneten ernannt. Ihr Name wird immer an die Veränderungen erinnern, die ihre Entdeckung angezettelt hatte: «Eris» – so heisst die griechische Göttin der Zwietracht und des Streites.
Fünf Objekte hat die IAU bis heute als Zwergplaneten anerkannt. Vier von ihnen – Pluto, Eris, Makemake und Haumea – liegen im Bereich jenseits von Neptun, im sogenannten Kuiper-Gürtel. Sie werden auch Plutoiden genannt, eine letzte Ehrerbietung an den einstigen Planeten.
Es gibt Plutoiden – und Ceres
Der einzige bisher bekannte Zwergplanet, der nicht zur Gruppe der Plutoiden gehört, ist Ceres. Sie befindet sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter.
Ceres hat von allen Himmelskörpern in unserem Sonnensystem die turbulenteste Geschichte hinter sich: Im Jahr 1801 entdeckt, galt sie mehrere Jahrzehnte lang als Planet. Dann fanden die Astronomen zwischen Mars und Jupiter immer mehr Himmelskörper, die zwar alle die Sonne umkreisten, aber nicht die Eigenschaften von Planeten aufwiesen. Also nannten sie diese kleineren Objekte Asteroiden.
Ceres wurde trotz ihrer runden Form und ihrer beachtlichen Grösse zum Asteroiden degradiert. Diesen Status behielt sie über 150 Jahre – bis sie schliesslich in die neu geschaffene Liga der Zwergplaneten aufsteigen durfte.