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ADHS bei Erwachsenen/Kindern «Gibt es Alternativen zur Behandlung mit Ritalin?»

Isabelle Alonso, Lisbeth Furrer-Bircher, Stephan Kupferschmid, Laura Würsch und Prisca Zulauf haben Ihre Fragen im «Puls»-Chat beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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M. Sc. Isabelle Alonso
Psychologin, ADHS Erwachsene
Zentrum für psychische Gesundheit Binningen,
Psychiatrie Baselland

Lisbeth Furrer-Bircher
Leiterin Fach- und Beratungsstelle
ADHS-Organisation elpos Zentralschweiz

Dr. Stephan Kupferschmid
Jugend-Psychiater und Vorstand Fachgesellschaft ADHS
Integrierte Psychiatrie Winterthur

M. Sc. Laura Würsch
Psychologin, ADHS Erwachsene
Zentrum für psychische Gesundheit Binningen,
Psychiatrie Baselland

Dr. Prisca Zulauf
Neuropsychologin & Psychotherapeutin FSP
Praxis Klösterli

Chatprotokoll

Ich möchte gerne abklären lassen, ob ich als Erwachsene ADHS oder Hypersensitivität oder etwas ähnliches habe, bin aber besorgt, dass ich nicht ernst genommen werde, da immer noch die Meinung stark vorherrscht unter Ärzt*innen, dass Erwachsene kein ADHS oder dergleichen haben können. Wie gehe ich da am besten vor? Gerade meinem Hausarzt (älterer Herr) traue ich mit diesem Anliegen nicht wirklich und direkt zu Psycholog*innen gehen kann ich mir nicht leisten. Vielen Dank für Ihre Hilfe!

Laura Würsch: Vielen Dank für Ihre Frage. Ich schlage Ihnen eine Anmeldung bei einer Spezialsprechstunde für AD(H)S im Erwachsenenalter vor. Dort wird Ihnen eine differenzierte Diagnostik basierend auf einem ausführlichen Erstgespräch mit Fragen zur Lebens- und Familiengeschichte, zur Schulbildung, mit diversen Selbst- und Fremdbeurteilungsfragebögen, einem klinischen Interview sowie je nach Bedarf ergänzenden Leistungstests angeboten. Die vollständige Abklärung inklusive Rückmeldung erfordert in der Regel mindestens drei Termine. Die Abklärungskosten werden von der Grundversicherung übernommen.

Ist ADHS angeboren oder entsteht es durch Umwelteinflüsse? Wie setzt man einem ADHS-Kind Grenzen? Welches ist der richtige Zeitpunkt, um Medikamente einzusetzen? Wo finden Eltern Unterstützung bei der Erziehung?

Lisbeth Furrer-Bircher: Ist ADHS angeboren oder entsteht es durch Umwelteinflüsse?: Genetisch kann ein Anteil sein. Die Umwelteinflüsse spielen auch eine Rolle. Stressfaktoren wie Schule /Beruf, Ernährung, Medien sowie das soziale Umfeld spielen eine wichtige Rolle. Fragen zur Erziehung, Therapiewahl (ev. Medikation), können in einer Beratung durch eine unsere Fachstellen Situationsbezogen kostenlos besprochen werden. Über die Homepage der ADHS Organisation elpos Schweiz finden Sie die Angebote und Dienstleistungen in Ihrer Region.

Ich bin seit 2 Jahren mit ADHS diagnostiziert, habe Stimulantien verschrieben und bin vor kurzem umgezogen und kann meinen Psychiater nicht mehr besuchen. Nun nehmen alle Psychiater, die ich in der Umgebung finde keine Patienten mehr auf. Es gab nur einen bei dem ich auch einen Termin hatte, aber dieser ist Psychoanalytiker der alten Schule und „glaubt nicht an ADHS“ und wehrt sich dagegen mir Medikamente zu geben. Da ich selber als Arzt im Spital arbeite, habe ich paradoxerweise praktisch keine Zeit einen neuen Psychiater zu finden und will meinen ADHS-Status im Spital geheim halten. Kann ich meine Stimulantien z.B. auch bei einem Hausarzt beziehen ohne auf einen Psychiater angewiesen zu sein?

Laura Würsch: Guten Abend. Sie können Stimulantien auch beim Hausarzt beziehen. Eine fachärztliche oder psychologische Begleitung ist jedoch empfehlenswert.

Guten Abend Mein Sohn bekam vor einem Jahr die Diagnose ADS. Das einzige, was uns empfohlen wurde war Ritalin. Er will das Medi auch ausserhalb der Schule also am Wochenende und Ferienzeit einnehmen, da er spürt, dass er für seine Kollegen (und Lehrpersonen) erträglicher ist. Muss, kann er (jetzt 12 jährig) das Medi über Jahre einnehmen ohne gesundheitliche Schäden? Gibt es noch andere Therapieformen? Sein Verhalten ist für das Umfeld zwar angenehmer, aber als Mutter war es am Anfang schon gewöhnungsbedürftig. Seine quirlige, fröhliche aber auch chaotische Art, ist stark reduziert und eben nicht mehr das Kind, wie es ohne Medi ist und war. Er ist glücklich, dass er sich nun in der Schule besser konzentrieren und ruhiger dem Unterricht folgen kann. Ich Danke Ihnen für Ihren Ratschlag.

Stephan Kupferschmid: Eine fachgerechte Behandlung sollte multimodal erfolgen. Dies beinhaltet Psychoedukation, Medikation und auch Psychotherapie. Insbesondere die Medikation sollte immer wieder überprüft werden. So kann dann auch über eine längere Zeit ein guter Erfolg ohne Nebenwirkungen erzielt werden,

Guten Abend. Unsere Tochter (8 Jahre) hatte in der 1.Klasse ein Elterngespräch bei dem sie anwesend war und sie anfangs ein kurzes «das kann sie gut» und dann nur noch «aber das klappt nicht so gut, sie liest nicht fliessend (nach 5Monaten) , sei ein Tollpatsch im Turnen etc..» Die Tochter hat danach zu Hause geweint und sagte: «seht ihr, meine Lehrerin hat das Gefühl ich sei dumm und blöd und kann nichts.» Ich habe die Lehrperson gefragt auf was sie hinaus wolle, ob sie meine es sei ADHS. Ihre Antwort: also wenn das abgeklärt sei, werde das in der Schulakte vermerkt und es sei für sie erledigt. Das hat uns recht sprachlos gemacht, zumal ich nachgefragt habe ob unsere Tochter den Lehrbetrieb stört und sie sagte nein das macht sie nicht. Unsere KIA hat uns zu einer Ergotherapeutin geschickt bei welcher unsere Tochter Tests mit ihr gemacht hat und alles super gekonnt hat. Sie darf jetzt in die Ergo aber ADHS wurde nicht abgeklärt. Macht es Sinn das abzuklären? Sie hat viel Energie, lässt sich ablenken, aber sie macht ihre Sachen – mal schneller und konzentrierter, mal weniger effizient. Ich habe das Gefühl sie lebt gut so wie es ist, kann sich das ändern mit höheren schulischen Anforderungen?

Prisca Zulauf: Besprechen Sie am besten mit der Ergotherapeutin, ob eine Abklärung zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist.

Nehmen wir an, ein Ü40 er hat die Diagnose ADHS. Wie kann eine Behandlung aussehen: 1) ohne Medikamente 2) mit Kurzfristiger Einnahme von Medi. 3) Langfristige Einnahme der Medi. Bitte um Vorteile/Nachteile Ziele / Indikatoren welche einem die Vorgehensweise erleichtert.

Isabelle Alonso: Bei einer ADHS wird eine multimodale Therapie empfohlen bestehend aus Psychotherapie, Psychoedukation (d.h. Informationen zur Erkrankung) und Medikation. Ob und wie Medikamente eingesetzt werden, hängt vom Schweregrad der Symptome und dem Wunsch des Betroffenen ab. Dabei kann die Medikation sowohl längerfristig wie auch punktuell z.B. für eine Prüfung, eingesetzt werden. Eine regelmässige fachärztliche Evaluation ist dabei notwendig und auch Auslassversuche der Medikation helfen um zu überprüfen ob die Medikation weiterhin sinnvoll resp. hilfreich ist. Eine ausführliche Besprechung soll bei einem Psychiater vorgenommen werden.

+++ Dies ist ein Feedback zur Sendung. (Ich überlasse es gern Ihnen, ob dies hier öffentlich hinpasst oder nicht.) Es war spannend, meiner Meinung nach aber etwas oberflächlich und einseitig, es wurde nicht auf das interessenbasierte Nervensystem eingegangen, Dopamin wurde nicht einmal erwähnt und auch nicht, was der Unterschied ist zwischen einem «normal» funktionierenden Hirn und einem Hirn mit ADS/ADHS. Hyperfokus und executive Blockaden, grosses Thema, sowie die Regulierung von Emotionen. Auch wurde nicht unterschieden zwischen den drei Typen und es wurde gar nicht darauf eingegangen, wie anders es sich bei Frauen zeigen kann (wo waren die Frauen im Beitrag?), was dazu führt, dass es bei Mädchen leichter übersehen werden kann. Ebenfalls wäre spannend, mehr darüber zu wissen, gerade für Frauen, wie die Hormone des weiblichen Zyklus das Dopamin beeinflussen. Unmöglich, dies in eine Sendung zu packen, ich weiss. :leichtes_lächeln: Ich möchte damit wohl einfach aufzeigen, wie nuanciert und breit ADHS ist und dass da viel mehr dazu gehört als äusserliche oder innerliche Hyperaktivität und es sich sehr lohnt, darüber zu lesen und sich zu informieren. Aber ich finde es super, dass dieses wichtige Thema aufgegriffen wird. Ein herzliches Danke dafür und für das Beantworten der Fragen! +++

Haben sie drei wichtige Verhaltenstipps für eine Mutter mit zwei ADS betroffen Jungen im Alter von 16 und 18 Jahren?

Lisbeth Furrer-Bircher: Ruhe bewahren, denn die Jungs sind voll in der Pubertät.

  • In gemeinsamen Familiengesprächen Regeln und Abmachungen aushandeln. Diese verschriftlichen und präsent umsetzen.
  • Als Eltern die Rolle von Beschützer zum Begleiter werden. Nachfragen statt Ratschläge geben steht im Zentrum.
  • Vertrauen schenken, denn Sie haben bei Ihren Söhnen den Grundstein bereits gelegt.

Gerne hilft Ihnen elpos Schweiz dabei.

Guten Abend Stimmt es, dass mehr Knaben ADHS haben als Mädchen? Freundliche Grüsse

Stephan Kupferschmid: Generell gibt es beim Thema ADHS eine «Knabenwendigkeit», jedoch sollte man auch bei Mädchen diese Diagnose nicht übersehen ( häufiger ADS).

Laura Würsch: Im Erwachsenenalter liegt das Verhältnis von Männern zu Frauen bei etwa 2:1. Im Kindesalter liegt das Verhältnis von Knaben zur Mädchen bei etwa 1,6:1. Frauen zeigen dabei häufiger ein ADS.

Bin 79jährig, seit Jahrzehnten in meinem (v.a. privaten) Alltag unorganisiert und dies zunehmend (lies chaotisch). Meine Tochter (in akademischem Beruf mit hohen Ansprüchen an sich selbst) hat sich vor einem halben Jahr auf ADHS abklären lassen. In einem Grossteil der bei ihr ermittelten Daten eines «typischen Frauen-ADHS» seit Kindheit erkenne ich mich selber. Meine Tochter legt mir nahe, mich ebenfalls in eine Abklärung zu begeben (PUK Zürich). Macht dies in meinem Alter überhaupt noch Sinn? Zugegeben stehe ich schon seit langem unter erheblichem Leidensdruck. Vielen Dank für Ihre Beurteilung

Laura Würsch: Guten Abend. Wenn Sie Beeinträchtigungen im Alltag erleben unter diesen Sie leiden, macht eine AD(H)S-Abklärung auch im Alter von 79 Jahren Sinn. Folglich kann, wenn gewünscht, eine leitliniengerechte AD(H)S-Behandlung stattfinden.

Guten Tag. Wir sind die Eltern von vier Kindern. Livio (11) ist unser zweitältester. Diverse Schulwechsel hat er schon hinter sich. Zu Hause fast täglich die Hölle! Livio wurde mit ca. 7 Jahren „gründlich“ von einer Kinderpsychiaterin abgeklärt. Kein ADHS, hochsensibel und etwas überdurchschnittlich intelligent. Das nach etwa einem halben Jahr Abklärungen. Insgesamt war Livio 1 1/2 Jahre in Therapie bei dieser Ärztin, Nun wird von der Schule vorausgesetzt, dass Livio erneut abgeklärt wird. Die Schulpsychologin rät uns zu einer weiteren Abklärung. Die Unterschiede wären gross bei den Diagnosen. Was sollen wir tun? Ein andere Diagnose würde uns sehr verunsichern, eine dritte möchte ich Livio nicht zumuten. Wir sind wirklich nahe unserer Grenzen und bräuchten Hilfe. Eigentlich bekommen wir diese seit Jahren nicht… Alle wissen alles besser als der Andere und jeder rät uns immer wieder zu diesem und jenem. Der Leidensdruck bei Livio ist in meinen Augen als Mami, unerträglich. Ich weiss nicht wie er es schafft, jeden Tag immer wieder aufs neue den Tag zu starten. Ich möchte so gerne das Livio endlich geholfen werden kann. Diverse Versuche bei Ärzten im Raum Baden sind gescheitert wegen Überlastung oder Wartezeiten von mehr als einem Jahr. Was würden Sie uns raten? Freundliche Grüsse

Prisca Zulauf: Sie berichten, dass die letzte Abklärung vor 4 Jahren stattgefunden hat und ein hoher Leidensdruck besteht. Gerade im Hinblick auf die zunehmenen schulischen Anforderungen könnte eine Abklärung wie sie die Schulpsychologin vorschlägt sinnvoll sein.

Kann es sein dass bei einer Depression ein ähnliches Ungleichgewicht bei den Neurotransmitter besteht wie bei ADHS? Oder wie kommt es das sehr viele ADHS'ler Begleiterkrankungen haben obwohl es bespielsweise keinen Grund für eine Depression gibt?

Stephan Kupferschmid: Bei der Depression ist das serotonerge System sehr wichtig – bei ADHS eher das dopaminerge System. Aus Sicht der Entwicklungspsychiatrie kann ein ADHS als Risikofaktor für andere Probleme angesehen werden.

Ich arbeite als Miarbeiterin im betreuten Wohnen (Wohngruppe). Ein Bewohner (46) ist ein diagnostizierter und medikamentierter ADHSLer mit Suchtvergangenheit. Er zeigt alle Besonderheiten der Erkrankung in extrem ausgeprägter Form. Ist es sinnvoll, immer wieder sein Chaos für ihn in Ordnung zu bringen für wenigstens ein Minimum an Sauberkeit, Ordnung und hygienische Zustände in seiner Wohnumgebung? (Er selbst schafft es nicht, sieht es aber auch nicht ein, da alles superwichtig ist und nicht weggeräumt werden darf.) Wenn nicht, welche Möglichkeiten gibt es noch, ihn zu einem zumutbaren Wohn-Grundzustand zu motivieren? Geht das überhaupt?

Isabelle Alonso: Es wäre sinnvoll, wenn der ADHS-Betroffene selber Strategien im Umgang mit Chaos erlernt, doch ist es schwierig, wenn er selber keinen Leidensdruck verspürt und kein Wunsch hat etwas zu ändern. Vielleicht kann mit ihm verhandelt werden oder mit Belohnungen gearbeitet werden. Bei ADHS-Betroffenen kann eine Motivation mit Belohnung und Anreizen geschaffen werden. Dafür muss mit ihm geklärt werden, wie das Aufräumen spannender und motivierender geschaffen werden kann.

Guten Abend. Sind die Symptome bei Mädchen anders? Meine Tochter, 4. Klasse, hat keine Mühe in der Schule. Sie ist aber zu Hause immer am „Arbeiten/Basteln/Kreieren“, wütet in ihrem Zimmer, es ist total chaotisch. Ich habe das Gefühl, in ihrem Kopf ist dauerndes Chaos, tausend Gedanken/Ideen. Sie hat teilweise emotionale Berg-und Talfahrten, ist impulsiv, redet ununterbrochen.

Isabelle Alonso: Bei Jungs finden sich häufiger hyperaktive Kinder mit einer ADHS. Mädchen sind eher verträumt und haben eine ADS, d.h. keine Hyperaktivität. Von «Chaos im Kopf» berichten sowohl Jungs wie auch Mädchen. Bei Mädchen kommt es hingegen öfters zu einem Gefühlschaos resp. zu Stimmungsschwankungen. Auch der hormonelle Zyklus hat hier einen Einfluss.

Guten Abend. Mein Partner hat eine stark ausgeprägte und spät diagnostizierte ADHS (wahrscheinlich mit ASS-Anteil, nicht diagnostiziert). Er ist sehr niedergeschlagen und ich mache mir Sorgen um ihn. Aufgrund u.a. seiner Deprimiertheit und seiner «schwarz-weiss-Denkweise» lehnt er die Psychiatrie aktuell komplett ab. Haben Sie Tipps, wie ich ihn trotzdem motivieren kann, professionelle Hilfe zu holen? Vielen Dank.

Lisbeth Furrer-Bircher: Hier kann es sinnvoll sein, den Prozess einer Begleitung schrittweise in Bewegung zu setzen. Ev. kann ein Coaching mit dem Fachgebiet ADHS der erste Schritt sein. Ev. gemeinsam. Genauer Hinschauen lohnt sich.

Guten Abend, Aufgrund der genannten Merkmale zum Schluss der Sendung, deutet vieles darauf hin, dass ich als Kind ADHS hatte und auch heute im Erwachsenenalter (43 Jahre) noch eine leichte Form davon habe. Macht es Sinn im Erwachsenenalter noch Abklärungen zu machen? Besten Dank im Voraus für Ihre Antwort.

Stephan Kupferschmid: Eine Abklärung im Erwachsenenalter kann sinnvoll sein. Insbesondere wenn es einen Leidensdruck gibt und Beeinträchtigungen in Lebensbereichen vorliegen würde ich dazu raten.

Laura Würsch: Wenn Sie Beeinträchtigungen im Alltag erleben unter diesen Sie leiden, macht eine AD(H)S-Abklärung auch im Erwachsenenalter Sinn. Folglich kann, wenn gewünscht, eine leitliniengerechte AD(H)S-Behandlung stattfinden.

Guten Abend. Ich bin 17, habe selber ADHS und würde gerne wissen, ob es irgendwelche Selbsthilfegruppen für Jugendliche mit ADHS gibt.

Lisbeth Furrer-Bircher: Eine Selbsthilfe für Jugendliche führt elpos leider nicht. Sie könnten jedoch gerne an einer Gruppe für Erwachsene anschliessen. Bald sind Sie 18 Jahre.

Austauschen und verstanden werden ist eine Bereicherung für alle

Guten Tag. Meine Tochter 18jährig hat seit dem Kindergarten ADS diagnostiziert mit auditiver Wahrnehmungsstörung. Jahrelang war es ein hin und her mit Therapie , keine Therapie, schlechte Schulleistungen, Etc.. Die Beziehung in der Familie leidet und ich weiss nicht mehr weiter. Das KJPD zieht mich nicht mehr ein, da sie 18jaehrig wird in 2 Monaten. Ich weiss nicht mehr weiter, resp. Weiss nicht, wie man mit ihr umgehen soll. Regeln meinerseits gibt es nicht nur ihre Regeln gelten. Können Sie mir helfen, was ich machen soll, oder wo ich mich melden könnte und ernst genommen werde. Herzlichen Dank. Freundliche Grüsse

Isabelle Alonso: Es tut mir Leid, dass Sie zurzeit solche Schwierigkeiten haben. Leider ist es nicht untypisch, dass gerade in der Jugend Konflikte aufkommen. Ich würde Ihnen empfehlen Erziehungsberatungsstellen aufzusuchen oder auch die ADHS-Organisation elpos zu kontaktieren. Eine weitere Möglichkeit wären Angehörigenberatungen welche oftmals in den kantonalen Psychiatrien angeboten werden. Ich wünsche Ihnen viel Kraft und hoffe, dass Sie die geeignete Unterstützung finden.

Grüezi. Bei meiner Tochter wurde ADS diagnostiziert. Dies nur mittels Fragebogen (von Eltern und Lehrerin ausgefüllt) durch den Kinderarzt, ohne dass sie beim Psychiater vorstellig wurde. Wir sehen das kritisch. Ich denke, sie könnte auch hochsensibel sein. Wie unterscheidet man das? Ich sehe zwar viele Parallelen zu mir, aber eher Richtung Hochsensibilität, nicht ADS. Wir kennen niemand in der Familie mit diagnostiziertem ADHS. Wir sind dankbar um Unterstützung. Danke.

Laura Würsch: Guten Abend. Bei AD(H)S handelt es sich um eine psychiatrische Diagnose, bei Hochsensibilität eher um ein Persönlichkeitsmerkmal. Bei AD(H)S liegt eine Störung in der Selbststeuerung und Selbstregulation vor, was bei Hochsensibilität eher nicht der Fall ist.

Gibt es einen Zusammenhang mit ADHS und MS?

Isabelle Alonso: In Studien wurde festgestellt, dass mehrere somatische Erkrankungen der Mutter, die eine immunologische Komponente aufweisen (z.B. MS oder Rheumatische Arthritis), das Risiko für ADHS bei den Nachkommen erhöhen.

Mein jüngerer Sohn 16 jährig hat ein diagnostiziertes ADS und nimmt deswegen regelmässig Concerta 54 mg. Ich möchte ihn motivieren, dass er evt am Wochenende seine Dosis reduzieren könnte. Das möchte er aber nicht weil er den Unterschied spürt. Mein älterer Sohn jetzt 18 jährig hat ein ganz leichtes ADS und wollte nie Medikamente einnehmen obwohl er stundenlang vor sich hin träumt und deswegen viel Zeit verliert die er eigentlich für die Schule oder Freizeitaktivitäten nützen möchte. Meine beiden Söhne möchte ich gerne für eine Verhaltenstherapie motivieren, das wollen aber beide aus unterschiedlichen Gründen nicht. 1. Frage; Haben sie mir einen Tipp wie ich das eventuell noch versuchen könnte. Evt auch noch eine gute Adresse? 2. Frage; stimmt es dass Rekruten die Concerta einnehmen im Militär kein Fahrzeug lenken dürfen und keine Waffe bekommen? Beide Söhne möchten gerne Militärdienst leisten. Zu sagen ist noch dass der Vater der beiden vermutlich auch ein ADHS hatte bereits als Kind und jetzt schon jahrzehntelang wegen Depressionen behandelt wird. Freundliche Grüsse

Lisbeth Furrer-Bircher: Da ihr Sohn den Unterschied mit und ohne Medikation spürt, würde ich ihn in seiner Meinung zur regelmässigen Einnahme und vorgegebener Dosierung unterstützen. Zum Thema Militärdienst finden sie auf unserer Homepage weitere Infos: https://www.elpos-zentralschweiz.ch/adsadhs/militaerdienst

Im kommenden Herbst werden wir eine Veranstaltung zu diesem Thema durchführen.

Guten Abend geschätzte Dame, geschätzter Herr. Ich habe mit viel Interesse die Sendung Puls geschaut und bin als ADS-betroffene Erwachsene (mit extrem später Diagnose) mehr als enttäuscht. Ich spürte viel zu wenig, dass dem Zuschauer vermittelt wird, was das wirklich bedeutet, von ADHS oder ADS stark betroffen zu sein. Etwas vom Schwierigsten an dieser Krankheit ist, immer zu hören, dass es ja gar nicht so schlimm sei, oder dass das ja jeder ein Bisschen habe etc. und dass man sich halt Mühe geben und Strategien lernen müsse ... Wenn man von ADS wirklich stark betroffen ist und seit der Kindheit täglich mit aller Kraft gegen diese Besonderheit kämpft und täglich um Strategien ringt, um einigermassen zu funktionieren, dann sind diese üblichen Kommentare ein Schlag ins Gesicht. Warum wurde in der Sendung niemand gezeigt, der WIRKLICH, aber WIRKLICH (!) leidet, aufgrund seines ADS? Ich schätze es sehr, dass dieses Thema gewählt wurde. Diese Sendung war aber für wirklich stark Betroffene komplett kontraproduktiv. Es hat genau die Klischees zementiert, die herrschen: mit ADHS ist man halt etwas schlufig, fahrig, unkonzentriert und hyperaktiv und man muss halt lernen, sich zu konzentrieren und seine Fähigkeiten zu bündeln und dann kann man auch Stadtpräsident von St. Moritz werden... (???) Das bedeutet nicht, dass ich nicht grosse Hochachtung hätte vor Herrn Jenny, der das geschafft hat. Wer es selber nicht hat, kann nicht verstehen, dass einen diese «Krankheit» auch so sehr beeinträchtigen kann, dass sie einem trotz normaler Intelligenz und trotz stetiger übermässiger Anstrengung (die unglaublich zermürbend sein kann) ein normales Leben komplett verunmöglichen, wenn nicht komplett ruinieren kann. Ich hoffe um Ihr Verständnis für meine offenen und kritischen Worte. Vielleicht wird das Problem ja irgendwann deutlicher gezeigt und erklärt, so dass wirklich stark Betroffene mehr Akzeptanz und Toleranz finden in der Bevölkerung. Das würde ich mir sehr wünschen. Freundliche Grüsse

Stephan Kupferschmid: Vielen Dank für Ihren Beitrag. Diese andere, einschränkende Seite ist sehr wichtig und ich finde es wertvoll, dass sie dies betonen

Guten Abend. Stimmt es, dass die Einnahme von Methylphenidat das Wachstum von Kindern hemmt? Wenn ja, wie kann ich herausfinden, dass es bei meinem Kind auch wirklich der Fall sein sollte? Ich weiss ja nicht, wie es ohne Medi wachsen würde. Und kann es sein, dass durch die Medikamenteneinnahme die Endgrösse um 2 bis 3 cm kleiner ist?

Stepan Kupferschmid: Das Wachstum kann durch MPH gehemmt werden. Allerdings zeigen Studien, dass die Endgrösse erreicht wird. Das Wachstum wird dann «nachgeholt».

Guten Abend. Meine Tochter, Jgh 2007, und ich sind beide ADHS positiv diagnostiziert. Die grösste Einschränkung ist für uns beide die stark eingeschränkte Konzentrationsfähigkeit. Meine Tochter hat Medikinet verschrieben bekommen, ich Ritalin. Unsere Hausärzte haben uns beiden gesagt, dass wir das Medikament in Zeiten von erhöhtem Konzentrationsbedarf nehmen sollen. Die Tochter nimmt es vor Lernkontrollen oder vor dem Schulfach Math (ihre Schwachstelle). Ich nehme es ab und zu wenn ich Konzeptarbeit leisten muss. Eigentlich möchte ich selber Ritalin öfter nehmen, denn die Konzentrationsfähigkeit verbessert sich erheblich. Auch werde ich ruhiger. Bei unserer Tochter können wir es nicht sagen, da sie während der Wirkungszeit meist in der Schule ist. Meine Fragen: mir ist klar, dass wir unsere Fragen schlussendlich mit unseren Hausärzten besprechen müssen. Allerdings bin ich der erste ADHS-Patient bei meinem Hausarzt, ihm fehlt also die Erfahrung. Und der Hausarzt unserer Tochter steht dem Medikament eher skeptisch gegenüber. Was können wir tun um heraus zu finden, welche Medikamentierung meiner Tochter und mir den bestmöglichen Nutzen bringt? Speziell bei unserer Tochter, die ja noch im Wachstum ist, wollen wir vorsichtig und verantwortungsvoll handeln. Aber gerade bei ihr könnte eine regelmässige Einnahme ihr Leben verbessern. Denn es gibt einige Anzeichen dafür, dass sie darunter leidet: fehlende Impulskontrolle (Aggression); kaum und nur kurze Freundschaften; Wille für die Schule zu lernen, es dann aber nicht abrufen können. Dies führt zu Frust und Demotivation. Etc. Besten Dank für Ihre Antwort Freundliche Grüsse

Isabelle Alonso: Da die Medikamente für ADHS zu den Psychopharmaka gehören, haben Psychiater oftmals mehr Erfahrung damit wie Hausärzte. Es kann empfehlenswert sein die Medikamente durch einen Psychiater verschrieben zu bekommen, insbesondere wenn dies im Rahmen einer Behandlung geschieht. Es kann auch sinnvoll sein ein Psychiater aufzusuchen der Erfahrung mit ADHS-Medikation hat. Kinderärzte haben meistens auch mehr Erfahrungen damit wie Hausärzte welche auf Erwachsene spezialisiert sind. Doch kann es sich auch hier lohnen einen Kinder- und Jugendpsychiater aufzusuchen.

Ist es bei der Abklärung wichtig Infos von früher zu haben? Habe noch Zeugnisse aber was wenn man Eltern nicht mehr zur Kindheit befragen kann?

Stephan Kupferschmid: Der Einbezug der Entwicklung in der Kindheit ist ein wichtiger Punkt in der Diagnose. Es gibt hierzu auch Fragebogen die man selber ausfüllen kann. Zeugnisse sind ebenfalls hilfreich.

Laura Würsch: Bei der AD(H)S-Abklärung werden alle vorhandenen Informationsquellen genutzt. Nebst der Selbstauskunft können beispielsweise Eltern, Geschwister, ehemalige Lehrpersonen oder ehemalige Klassenkameraden befragt oder Schulzeugnisse beigezogen werden.

Der Vater meiner Tochter hat ein diagnostiziertes ADHS. Wie hoch ist (genetisch gesehen) die Wahrscheinlichkeit, dass sie es vererbt bekommt? Ich habe keine Anzeichen. Meine Tochter ist 15 Monate alt und ich will sie nicht pathologisieren. Dennoch wundert's mich ab welchem Alter ein AD(H)S denn überhaupt diagnostizierbar ist.

Stephan Kupferschmid: Gerade bei jungen Kindern sollte die Diagnose mit Bedacht gestellt werden und ich würde einen Blick auf die gelingende und gute Entwicklung empfehlen. Bei einem betroffenen Elternteil ist die Wahrscheinlichkeit erhöht – aber es gibt jedoch auch die Möglichkeit schützende Faktoren zu stärken

Hallo. Vieles deutet darauf hin, dass ich eine Form von ADHS habe. Ein Geschwister ist schon in jungen Jahren damit diagnostiziert worden. Bei mir hingegen zeigten sich typisches Verhalten mit den dazugehörigen Schwierigkeiten erst im Erwachsenenalter ( aussergewöhnlicher Lebenslauf inklusive). Die Abklärende Psychologin meinte, dass es die Diagnose AD(H)S nur gibt, wenn man schon als Kind deutliche Anzeichen davon zeigte / auch wenn im Hier und Jetzt ganz vieles dafür spräche. Ist das so? Kann sich AD(H)S nicht auch erst im Erwachsenenalter bemerkbar machen, ohne dass man als Kind auffällig gewesen wäre?

Laura Würsch: Guten Abend und danke für Ihre Schilderungen. Gemäss dem weltweit anerkannten und etablierten Klassifikationssystem für psychische Störungen müssen die Symptome bereits im Kindesalter vorliegen. Wenn es in einer differenzierten Abklärung sowohl von Selbst- als auch von Fremdauskunft (z.B. Eltern, Lehrer oder Schulberichte) keine Hinweise darauf gibt, kann keine AD(H)S-Diagnose gestellt werden.

Guten Abend Ich bin verzweifelt. Abgesehen davon, dass mein momentanes Leben sowieso ein einziges Desaster ist, leide ich auch sehr unter den Folgen von Adhs. Ich habe es erst mit etwa 45 Jahren entdeckt (jetzt bin ich 62) und habe 2 Diagnosen. Das grosse Pech: Ich wohnte bis vor 1 1/2 Jahren in Italien und dort ist «Adhs verboten», wie es eine Leiterin einer berner Selbsthilfegruppe nannte. Effektiv ist man dort Jahre, eher Jahrzehnte hintendrein in diesem Gebiet und kaum jemand kennt es. Ritalin erhält man nur in speziellen Abteilungen der staatlichen Spitäler und das nur bis 18 Jahre, dann ist es nicht mehr erlaubt!! Ich will jetzt nicht allzu weit ausholen, aber, da ich nahe an der schweizer Grenze wohnte, kam ich durch einen luganeser Psychiater doch noch zu Ritalin. Resultat: No responder oder therapieresistent. Gleichzeitig liess er mich das Medikament Monate lang nehmen und sagte immer wieder ich müsse nur Geduld haben. (Ich bezahlte ihn pirvat!) Ich habe auch bei einer Studie in Mailand eines anderen Medis (den Namen weiss ich nicht mehr) teilgenommen und dies hat mir nur ganz viele, zum Teil heftige Nebenbeschwerden verursacht und absolut keinen Nutzen gebracht. ----- Seit gut einem Jahr wohne ich wieder im Tessin und brauche so oder so einen Psychiater. Er (Italiener – hier im Südtessin gibt's nur noch Italiener, in jeder Branche) hat sich immerhin erkundigt und umgehört, ob sich hier jemand um die Erwachsenen kümmert. Bis jetzt sieht es danach aus, als wäre es hier auch nicht besser als in Italien! Und das wäre meine eigentliche Frage (exgüsee, «kleinen Adhs-Umweg» gemacht) ob Sie irgendwie in Erfahrung bringen können, ob es hier im Tessin einen Arzt, Psychiater, Therapeuten, Spital, Organisation oder was immer ..... der/die sich um Erwachsene kümmern? Vielen Dank fürs Lesen und für Ihre Antwort. Freundliche Grüsse Silvia Dünneisen P.S. Ich fand, dass man in der Sendung das Thema Kommorbitäten total ausgelassen hat, wie Depression, Burnout, Panikattacken, Angstzustände (ich habe ALLES) etc. Aber auch dass Adhsler z.B. eine viel höhere Scheidungsrate haben u.v.m.

Lisbeth Furrer-Bircher: Sie schildern eine intensive Lebensgeschichte. Bei unerkannten ADHS-Betroffene leider immer wieder zu hören. Es ist so, dass in Italien und im Tessin ADHS kaum thematisiert wird. Um sich mit anderen ADHS-Betroffenen austauschen zu können, empfehle ich Ihnen, eine Gesprächsgruppe zu besuchen. elpos führt auch online-Gesprächsgruppen für Erwachsene.

Guten Abend Mein 18 jähriger Sohn hat vermutlich Adhs. Leider sind derzeit alle psychologischen Dienste komplett überlastet. Er möchte Hilfe, bekommt sie aber nicht. Alle angefragten Spezialisten haben nur eine Antwort: im Moment nehmen wir keine neuen Patienten. Ich fühle mich etwas ohnmächtig. Denn es geht ihm immer schlechter. Was sollen wir tun? Warten, bis er zusammenbricht? Bei seinem Bruder wurde adhs abgeklärt und bestätigt. Sehr belastend, dass es nicht mehr möglich ist professionelle Hilfe zu erhalten. Freundliche Grüsse

Isabelle Alonso: Es tut mir Leid, dass Sie bisher keinen Erfolg hatten. Ich verstehe, dass dies sehr belastend und verzweifelnd ist. Tatsächlich sind zurzeit alle Psychologen und Psychiater überlastet. Es müssen demnach viele Praxen und psychiatrische Dienste angefragt werden. Wenn möglich, lassen Sie sich auf eine Warteliste setzen. Allenfalls kann in der kantonalen Psychiatrie auch nach einem Notfallgespräch gefragt werden, doch kann dann keine längerfristige Behandlung garantiert werden.

wo kann man Hilfe/Beratung holen als Partnerin? und wenn Partner immer wieder Jobverlust aufgrund ADHS, wie kann man Existenz sichern als Familie? gibt es konkrete Anlaufstellen? wer kann helfen?

Isabelle Alonso: Kantonale Psychiatrien bieten oftmals Angehörigenberatungen an. Auch die ADHS-Organisation elpos kann bezüglich Beratung von Angehörigen angefragt werden. Eine weitere Möglichkeit sind Paargespräche bei einem Psychologen oder Psychiater.

Guten Tag. Gibt es einen Zusammenhang zwischen ADS und bipolarer Störung? Mit freundlichen Grüssen

Stephan Kupferschmid: ADHS und eine bipolare Störung können gemeinsam vorkommen. Studien deuten auf eine gemeinsame biologische Grundlage (Genetik) hin. Auch bei den Symptomen gibt es Überschneidungen.

Guten Abend, ich bin 40 und habe einfach das Gefühl das was nicht stimmt. Als Kind war ich sehr introvertiert bzw sehr ruhig, habe nicht viel gesprochen als Erwachsene habe ich das Gefühl ich bin chaotisch, vergesslich, ungeduldig, Stimmungsschwankungen und impulsiv. Ich habe Kinder und die Impulsivität stört mich ziemlich.

Laura Würsch: Guten Abend. Aufgrund von Ihren Schilderungen wäre in erster Linie eine allgemeinpsychiatrische Abklärung zu empfehlen. In Folge dessen kann mit den Fachpersonen über eine Abklärung in einer Spezialsprechstunde wie AD(H)S diskutiert werden.

Guten Abend Unser Sohn beginnt im Sommer die Berufslehre. Er hat ein ausgeprägtes ADS. Ohne Ritalin kann er sich nicht konzentrieren. Selbstständiges Arbeiten für die Schule fällt ihm nach wie vor schwer. Welche fachlichen Beratungsstellen gibt es für Jugendliche? Und muss der Betrieb informiert werden oder kann dies auch hemmend sein, dass er stigmatisiert wird?

Isabelle Alonso: Die ADHS-Organisation elpos bietet auch Beratungen für Jugendliche an. Spezialisierte ADHS-Coaches sind auch eine Möglichkeit, doch werden diese selten von der Krankenkasse bezahlt. Grundsätzlich muss der Betrieb nicht über eine ADS informiert werden. Es ist immer abzuwägen was der Nutzen beim Offenlegen einer Diagnose ist. Die Gefahr vor einer Stigmatisierung muss berücksichtig werden. Geht es um einen Nachteilsausgleich d.h. z.B. erleichterte Prüfungsbedingungen in der Berufsschule, ist es vermutlich unumgänglich, dass der Betrieb informiert wird.

Sehr geehrte Damen und Herren, Gibt es für ein Kind 13 Jahre Alternativen zur medikamentösen Ritalinbehandlung? Wie wirksam ist sie? Wie können diese ausprobiert werden? Mit bestem Dank und freundlichen Grüssen

Prisca Zulauf: Bei der Behandlung von ADHS zeigt eine multimodale Behandlung die grösste Wirksamkeit. Neben einer Medikation kann auch eine Verhaltenstherapie sehr wirksam sein. Am besten wenden Sie sich an den Kinderarzt, der das Kind meist schon lange kennt und Ihnen individuelle Behandlungsmöglichkeiten aufzeigen kann.

Hallo Wieso wird hier nicht zwischen ADS und ADHS unterschieden? Ich war körperlich z.B. nie hyperaktive, nur meine Gedanken versuchen sich manchmal gegenseitig zu überholen.

Stephan Kupferschmid: Vielen Dank für die Anmerkung. Die Unterscheidung ist sehr wichtig und hilft auch Geschichten wie die ihre gut zu verstehen.

Guten Abend Ich habe seit gut drei Monaten mühe mit der Konzentration und innere Unruhe Zustände. Wir haben erst kürzlich gezügelt. Auch gedankenkreisen gibt es vermehrt. Ich hatte auch vorher schon Phasen mit Konzentrationsschwierigkeiten. Könnte es auch ein ADHS sein. Besten Dank für ihre Antwort.

Lisbeth Furrer-Bircher: Diese geschilderten Anzeichen könnten auf eine mögliche ADHS hinweisen.

Stephan Kupferschmid: Ich würde empfehlen auch andere mögliche Ursachen und Diagnosen zu berücksichtigen. Dies kann eine Beratung bei einer Fachperson, z.B. einer Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, bieten.

Wo finde ich Hilfe als Partnerin von einem 70 jährigen Mann mit evt. ADHS Syndrom.?

Isabelle Alonso: Kantonale Psychiatrien bieten oftmals Angehörigenberatungen an. Sie können auch bei der ADHS-Organisation elpos anfragen, ob Sie Beratungen für Angehörige anbieten.

Guten Abend Mein Sohn wird im Juni 17 Jahre alt und im ersten Lehrjahr. Er ist ein sehr guter Schüler, aber es zeigte sich bereits in der frühen Primarschule, dass er sich für Themen, welche ihn nicht interessierten, sehr leicht ablenken liess. Im Gegensatz zu Dingen, die ihn interessierten – hier konnte er sich extrem viel Wissen aneignen (fremde Tiere und Pflanzen, etc.) Er hatte nie eine Strategie, wie er «lernen» sollte, er meint heute noch, «Mathe versteht man, oder eben nicht». Nun ist er wie gesagt im ersten Lehrjahr. Er vergisst von drei Dingen, welche er dem Monteur bringen soll, zwei. Er weiss aber nicht, warum. Oder woran er in dieser Zeit gedacht hat, wo er gedanklich «abwesend» war. Nun habe ich das Gefühl, handeln zu müssen. Braucht er eine Abklärung?

Laura Würsch: Danke für Ihre Anfrage. Aus Ihrem Bericht entnehme ich leichte Ablenkbarkeit bei Desinteresse, Lernschwierigkeiten, Vergesslichkeit sowie gedankliche Abwesenheit seit Kindesalter. Dies könnten Hinweise auf eine AD(H)S sein, eine differenzierte Abklärung könnte Klarheit geben. Ebenso könnte eine allgemeinpsychiatrische Abklärung in Betracht gezogen werden.

Mein Sohn hat Morbus Crohn und ADHS. Er ist 14 Jahre alt. Gibt es Studien zur Kombination dieser Krankheiten und gibt es mehr oder weniger wirksame Medikamente für ADHS mit Morbus Crohn?

Stephan Kupferschmid: Der Zusammenhang zwischen Morbus Crohn und ADHS ist komplex. Bei Frauen gibt es eine Risikoerhöhung, bei Männern scheint dies geringer zu sein. Allerdings sind dies nur statistische Zusammenhänge und sagen nichts über inhaltliche Zusammenhänge.

Da Medikamente auch auf die Verdauung und das Gewicht wirken, würde ich im geschilderten Fall eine individuelle Beratung empfehlen.

ich habe bestätigtes ADHS und weise einen typischen zickzack-Lebenslauf auf. zur zeit kann ich die verschiedenen Erfahrungen kombinieren und bin selbständig. trotzdem sind immer noch viele Herausforderungen mit dem ADHS verbunden (Sitzungstauglichkeit, Teamfähigkeit...). ich habe je länger je mehr den Wunsch mich mit 'mitleidenden' auszutauschen. wo gibt es gruppentreffen für erwachsene? falls es das nicht gibt, wäre ein Coaching denkbar. würde so eines allenfalls über die Krankenkasse laufen?

Isabelle Alonso: Fragen Sie in der kantonalen Psychiatrie nach, ob da etwas angeboten wird. Die ADHS-Organisation elpos hat auch viele Anlässe und Angebote, welche Sie sich anschauen können. Zudem gibt es auf ADHS-spezialisierte psychiatrisch-psychotherapeutische Praxen, welche zum Teil Gruppenangeboten anbieten. Es lohnt sich ein wenig zu suchen!

Hat die Ernährung Einfluss bei Kinder? Könnte die Einnahme von Bio-Strath allenfalls dem Kind helfen? Danke für die Antwort.

Stephan Kupferschmid: Generell wird immer eine multimodale Therapie empfohlen. Dabei kommen Elemente der Psychoedukation, Medikamente und Psychotherapie zum Einsatz. Das von ihnen genannte Präparat wird in den aktuellen Leitlinien nicht empfohlen und es gibt aus meiner Sicht keinen wissenschaftlichen Nachweis.

Lisbeth Furrer-Bircher: Oft haben ADHS-Betroffene eigene Essensvorlieben. Es gilt auf eine möglichst vollwertige Ernährung zu achten ohne stur zu sein. Essen soll auch Freude bereiten. Es ist auf einen sparsamen Umgang mit dem Zucker und Lebensmittelfarbe zu achten. Es gibt da viele Möglichkeiten. Wir bieten im Herbst einen Kurs zu diesem Thema an.

Guten Abend. Mein Sohn 15 Jahre hat ausgeprägtes ADHS. Jetzt muss er die Schule zum 3. Mal wechseln. Ich suche für mein Sohn einen guten Psychotherapeuten oder Psychologe , der sich mit adhs auskennt. Können Sie mir bitte einen Therapeuten empfehlen? Herzlichen Dank und freundliche Grüsse

Prisca Zulauf: Auf https://www.sfg-adhs.ch finden Sie Fachpersonen, die auf die Behandlung von ADHS spezialisiert sind.

Ich wurde als Kind wegen Legasthenie behandelt und war immer ein Zappelphillip. Ich konnte mich sehr schlecht konzentrieren und konnte beinahe nichts zu Ende bringen. Heute bin ich 55 Jahre alt, immer noch sehr impulsiv, habe eine grosse Unruhe, kann nicht ruhig sitzen und spreche viel aber habe Probleme mit zu hören. Also alles eigentliche Anzeichen für ADHS. Probleme habe ich im Leben eigentlich keine und auch im Beruf lief es gut, ich arbeite seit 35 Jahren bei der Polizei. Wo muss ich mich hinwenden um eine Diagnose erstellen zu lassen. Ich danke für Ihre Auskunft. Freundliche Grüsse

Stephan Kupferschmid: Auf der Homepage der schweizerischen Fachgesellschaft ADHS können sie geeignete Adressen finden: https://www.sfg-adhs.ch

Guten Abend Kann es sein, dass kiffen gegen ADHS etwas bringt? Wenn ich nicht kiffe, dann bin ich sehr zappelig und mein Körper muss in Bewegung sein, bis ich müde werde! Es ist bei mir nicht diagnostiziert, aber ich habe das Gefühl, dass wenn ich nicht kiffe, mein Körper „stürmischer“ ist.

Laura Würsch: Guten Abend. Viele AD(H)S-Betroffene berichten durch Cannabiskonsum sowohl eine gedankliche als auch körperliche Entspannung zu erfahren. Empfehlenswert ist diese «Selbstmedikation» keineswegs. Beispielsweise kann dieser schädliche Gebrauch zur Abhängigkeit führen. Ferner hat der Cannabiskonsum wiederum einen negativen Einfluss auf die Motivation, Konzentrations- und Gedächtnisleistung. Es wird daher eine differenzierte Diagnostik einer AD(H)S und folglich eine leitliniengerechte Behandlung empfohlen.

Mein Sohn hat eine diagnostizierte ADS. Ich habe seither bei mir auch einige Schlüsse ziehen können. insbesondere fand ich das Buch von Rainer Lachenmayer sehr gut. Dabei hatte ich so einige Aha-Erlebnisse! Ich denke, dass auch ich davon betroffen bin. Eine erste Diagnose bei bei einem Life Coach war nicht ADS positiv. Ich kann das aber nicht glauben. Manchmal stosse ich an Grenzen und verstehe mich selber nicht. Ich möchte Gewissheit, ob ich nicht auch betroffen bin. Wo soll ich mich abklären lassen?

Isabelle Alonso: Da es sich bei einer ADHS-Abklärung um eine umfassende und differenzierte Abklärung handelt, empfehlen wir z.B. eine Spezialsprechstunde in einer kantonalen Psychiatrie oder eine ADHS-spezialisierte Fachperson aufzusuchen. Es gibt einige psychiatrische und psychotherapeutische Praxen welche sich auf ADHS spezialisiert haben.

Hallo, ich habe folgende Frage. Mein Sohn wurde mit ca. 6 Jahren positiv auf ADHS abgeklärt beim KJPD in Winterthur. Jetzt ist er 28jährig und hat einige Probleme. Bei einer erneuten Beurteilung hätte er dia alten Akten haben sollen. Man sagte ihm, dass diese nur während 10 Jahren aufbewahrt worden sind. Ich finde das unmöglich Gerade bei Diagnosen, die auch im Erwachsenenalter eine Rolle spielen, kann das doch nicht so gehandhabt werden. Was meinen Sie dazu?

Stephan Kupferschmid: Vielen Dank für diese Frage. Es ist verständlich, dass sie gerne auf die Unterlagen zurückgreifen würden. Allerdings sieht die Gesetzgebung eine Aufbewahrungspflicht der Institutionen für 10 Jahre vor. Dies ist z.B. im Zürcher Patientengesetz festgehalten. Ich würde deshalb empfehlen, sich von den Abklärungsunterlagen eine Kopie für die eigene Dokumentation aushändigen zu lassen.

Lisbeth Furrer-Bircher: Es ist wichtig, dass die Eltern die Abklärungsberichte, alle medizinischen Unterlagen und Schulakten archivieren. Somit stehen diese für spätere Situationen zur Verfügung. Bei der Abklärung im Erwachsenenalter spielen ADHS-spezifische Symptome aus der Kindheit oft eine Rolle.

Warum wird oft nur Ritalin bei Kindern abgegeben, wenn doch das Neuro-Feedback auch erfolgreich sein kann um die Konzentration zu trainieren?

Prisca Zulauf: Als Therapiebaustein ist Neurofeedback sinnvoll und kann im Rahmen eines Behandlungsplanes der ADHS bei Kindern und Jugendlichen ergänzend eingesetzt werden, wenn dadurch eine andere wirkungsvollere Therapie nicht verzögert oder verhindert wird. Es sind bis anhin keine anhaltenden Effekte feststellbar.

Guten Tag. Ich habe ein ADS ohne Hyperaktivität und habe Stimulanzien nicht vertragen. Aktuell habe ich massive Schlafprobleme. Jetzt hat mir mein Arzt Vortioxetin und Trittico verschrieben da er ebenfalls eine Depression vermutet.Kann das helfen?

Stephan Kupferschmid: Eine Frage im Chat kann aus meiner Sicht eine ausführliche und vertrauensvolle Beratung durch einen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie nicht ersetzen. Generell sind die von Ihnen genannten Medikamente geeignet zur Behandlung einer Depression. Ich würde Ihnen zu einem persönlichen Beratungsgespräch raten.

Guten Abend Als Kind mag ich (78) mich nicht erinnern, unter ADHS gelitten zu haben. Ich war total scheu, isoliert (auch so aufgewachsen). Erst im Erwachsenenalter zeigten sich Symptome – und nach meinem Gefühl – mit zunehmendem Alter – progressiv. Für ich völlig klar ADHS, aber nicht diagnostiziert. In der Sendung (und auch sonstigen ADHS-Infos) wird erklärt, dass dieser Verlauf unmöglich sei. Ist es wirklich unmöglich, ADHS erst im Erwachsenenalter zu bekommen? Im Übrigen bin ich auch (mittelprächtiger) Messie, was ich indessen klar auf extreme Defizite in der Kindheit zurückführen kann. Ich engagiere mich in dieser Sache auch sehr bei LessMess.ch Danke für eure Rückmeldung

Isabelle Alonso: Eines der Diagnosekriterien für eine ADHS ist der Beginn vor dem 12. Lebensjahr. Wenn die Symptome nicht vorher aufgetreten sind, kann die Diagnose demnach nicht vergeben werden. Studien belegen zudem, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass die Symptome einer ADHS erst im Jugend- oder Erwachsenenalter auftreten. Finden sich Symptome erst in der Jugend oder im Erwachsenenalter, treten diese meistens im Rahmen einer anderen psychiatrischen Erkrankung wie einer Depression oder Sucht auf. In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass die Symptome erst im Erwachsenenalter bemerkt werden, da diese z.B. in der Kindheit durch hohe Intelligenz oder guter Unterstützung kompensiert werden konnten. In diesem Fall waren die Symptome allerdings schon in der Kindheit da, meistens in leichter Ausprägung.

Ich leide seit Ende letzten Jahres an einer Panikstörung, resultierend aus innerer Unruhe, Stress und Rastlosigkeit. Meine Psychiaterin meint nach vielen Gesprächen, dass ich evtl. an ADHS leiden könnte und dies auch als sprungbrett für die Panikstörung gedient haben könnte. Wie realistisch ist diese aussage, resp. diese Einschätzung?

Stephan Kupferschmid: Gerade im Erwachsenenalter ist diese Überlegung (erst ADHS dann zusätzliche Problematik) sehr häufig. Eine gute Abklärung sollte dann auch ein ADHS berücksichtigen.

Hallo, ich habe 2 Fragen. 1. Woran unterscheidet man von ADHS zu Kind das nur viel Energie hat? 2. Kann man an ADHS erkranken durch falsche behandeln mit Ritalin? Als Beispiel: als Kind wird man zugestopft und als Erwachsener hat man dann ADHS weil der Körper einen anderen zustand mehr kennt (oder so). Danke

Stephan Kupferschmid: 1. Um diese Unterscheidung treffen zu können ist eine sorgfältige Abklärung bei einem Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie empfehlenswert. Dabei werden mehrere Informationsquellen berücksichtigt. 2. Dieser beschriebene Mechanismus ist nicht wahrscheinlich.

Grüezi Bei meinem Sohn wurde ADS diagnostiziert. Er ist nun im 1. Lehrjahr. Sollen / müssen wir den Lehrbetrieb darüber informieren? Freundliche Grüsse

Prisca Zulauf: Es kann sinnvoll sein, den Lehrbetrieb zu informieren, damit Schwierigkeiten während der Ausbildung frühzeitig erkannt und angegegangen werden können. Damit können Ausbildungsabbrüche verhindert werden.

Lisbeth Furrer-Bircher: Wenn ADHS-Betroffene in ein Berufsumfeld kommen, in dem sie sich wohl fühlen und die Arbeit für sie Interessant ist, kann die Lehre gelingen. Bei ADHS ist oft die Aufmerksamkeitsstörung, die zu einer Verlangsamung der Arbeitsaufträge führt ein Problem. Die Planung sowie die Selbstorganisation ist eine weitere Herausforderung. Eine Begleitung durch ein Coaching, ev. über die IV, während der Ausbildung kann sehr viel bewirken. Bei auftretenden Schwierigkeiten ist eine frühzeitige Transparenz sinnvoll. Die elpos-Fachstelle ihrer Region kann Ihnen Fachpersonen vermitteln und gezielt beraten.

Ich bin weiblich, 37 jährig und werde im Juni abgeklärt auf Adhs (vermutlich ADS oder kombiniert). Ich nehme durch meinen Trauma-Therapeuten verschrieben bis dahin punktuell Ritalin, was sich wie Ferien für mein Gehirn anfühlt. Wie wenn man plötzlich klar sieht. Ich muss jedes Mal fast weinen. Es erleichtert mir die besonders schwierigen Tage sehr. Ich bin also offen für Medikamente, wenn ich die Diagnose erhalte. Zu meiner Frage: ich leide auch an Migräne. Gibt es Wissen oder Studien zum Zusammenhang von Migräne und ADHS, ob Ritalin oder andere ADHS Medikamente gar eine Auswirkung, positiv oder negativ, auf Migräne haben kann? Herzlichen Dank!

Stephan Kupferschmid: Es gibt einige Studien die auf einen Zusammenhang von Migräne und ADHS hinweisen. Allerdings sagen diese Studien wenig über mögliche inhaltliche Zusammenhänge aus. Ich würde raten, dass man in diesem Fall eine medikamentöse Behandlung unter guter Beratung durch eine Fachärztin beginnt und auch mögliche Wechselwirkungen zwischen den ADHS Medikamenten und anderen Medikamenten berücksichtigt.

Guten Abend Ich habe zwei Fragen: Aufgrund der ADHS Diagnose meines Sohnes möchte ich mich nun auch gerne abklären lassen. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich es als Elternteil auch habe, da wir uns sehr ähnlich sind? (Ich dachte bis anhin ich sei hochsensibel. Wo grenzt sich denn Hochsensibilität von ADHS ab?) Die Psychiaterin fand ADHS sei eine Modediagnose und werde oft in Privatabteilungen anstatt Borderlnestörung vergeben, weil es besser töne. Was raten Sie mir, soll ich auf so eine Antwort entgegnen? Wo werde ich mit meinem Anliegen ernst genommen?

Isabelle Alonso: Erwachsene Verwandte von ADHS-Kindern haben ein ungefähr 15% ADHS-Risiko.

Bei einer Hochsensibilität wird eher von einer Persönlichkeitseigenschaft gesprochen, eine ADHS ist eine Störung, d.h. es kann eine Diagnose vergeben werden. Sowohl hochsensible Menschen wie auch Menschen mit einer ADHS sind sehr reizoffen und können sensibel sein. Bei einer ADHS müssen weitere Kriterien erfüllte sein wie, dass die Symptome vor dem 12. Lebensjahr auftreten müssen und in mehreren Lebensbereichen zu Beeinträchtigungen führen müssen. Dies ist bei einer Hochsensibilität nicht zwingend notwendig. Bei einer Boderlinestörung und einer ADHS handelt es sich um zwei unterschiedliche Störungsbilder, welche allerdings auch Gemeinsamkeiten haben. Die Differenzialdiagnostik ist nicht immer einfach. Ich empfehle Ihnen mit Ihrem Anliegen eine auf ADHS spezialisierte Stelle oder eine Fachspezialist*in aufzusuchen.

Wie kann man mit ADHS das «konzentrierte lesen» erlernen? Ich schweife nach kurzer Zeit ab und weiss nicht, was der Inhalt des Lesestoffs beinhaltet. Oft muss ich die Passagen mehrmals lesen.

Stephan Kupferschmid: Es gibt einige Methoden um das Textverstehen zu verbessern. So gibt es zB die SQ3R Methode. Dabei ist das Zusammenfassen und der Rückblick ein wichtiger Bestandteil. Wahrscheinlich ist es entscheiden, dass eine «Aktivierung» passiert. Also nicht nur passiv lesen sondern nach einem Absatz kurze Notizen machen, eine Sprachnachricht zum Absatz aufnehmen, etc...

Laura Würsch: Als Erstes würde es darum gehen, dass Sie Ihr Umfeld beim Lesen organisieren: Ist der Ort, wo Sie lesen angenehm (Temperatur, Belüftung, Licht etc.)? Lenkt Sie etwas beim Lesen ab bzw. zieht etwas die Aufmerksamkeit des Blickes auf sich (Geräusche, Gespräche, visuelle Reize etc.)? Braucht es ev. Kopfhörer oder sogar leise Hintergrundmusik zur besseren Konzentration? Brauchen Sie häufiger kleinere Pausen (stoppen Sie z.B. die Zeit, ab wann sie abgelenkt werden)? Ferner gibt es weitere Strategien wie z.B. einen Wecker, der Sie alle paar Minuten daran erinnern soll, was Ihr Ziel ist. Grundsätzlich kann ein AD(H)S-Coaching bei solchen konkreten Fragestellungen hilfreich sein.

Guten Abend. Ich habe vor über 10 Jahren als ich ca 21 Jahre alt war die Diagnose ADS erhalten. Ich habe dazumals 2 Medikamente ausprobiert und bin trotz unterschiedlicher Einstellung nicht damit klar gekommen. Habe mich gefühlt, als würde ich neben mir stehen und als würde jemand anderes für mich sprechen. Ich habe dann alles abgebrochen und mich weiterhin angestrengt, mich der Gesellschaft anzupassen. Das Ganze ist für mich sehr ermüdend und ich bin oft erschöpft. Besser ging es, als ich jetzt 2 Jahre zuhause war und nur Mama war. Da gab es lediglich das Problem, dass wenn es mir zu viel wurde und zuviel Geräusch und Druck war ich ausgeflippt bin/impulsiv und laut wurde. Seit Mitte März arbeite ich wieder (30%). Es ist für mich ganz schlimm. Ich bin danach komplett erschöpft. Ich spreche anders, ich verstehe die Sachen anders oder es kommt gar nicht an und ich denke anders. Ich erkenne Menschen nicht wieder und kann mir kaum etwas merken (muss alles aufschreiben). Routinesachen funktionieren gut, wenn jedoch etwas anders ist, verliere ich die Orientierung. Das ganze gut zu machen und zu schaffen, dass es nicht auffällt ist für mich enorm anstrengend und überfordert mich komplett. Ich weiss jedoch nicht wie weiter machen. Die Medikamente haben nicht geholfen. Aus diesem Grund zweifle ich die Diagnose ADS an. Kann es trotzdem ADS (Medikamente/Wirkung) sein? Was für weitere Schritte kann ich gehen? Hinzu kommt, dass das einte Kind auch auffällig ist. Dies jedoch fast nur zu Hause. Auswärts klappt es mittlerweile einigermassen gut, zuhause kommt der Zusammenbruch. Viel geschrieben... Vielen Dank für Ihre Rückmeldung.

Stephan Kupferschmid: Wenn die letzte Beratung schon mehrere Jahre her ist, würde ich zu einer erneuten Abklärung raten. Eine aktuelle Diagnose könnte auch zu einer angepassten Therapieempfehlung führen. Glücklicherweise hat sich in den letzten Jahren auch einiges getan und es stehen mehrere Möglichkeiten zur Verfügung.

Lisbeth Furrer-Bircher: Sie beschreiben Ihre komplexe Situation. Diese fordert in vielen Lebensbereichen. Ich empfehle Ihnen diese mit einer Fachperson zu besprechen. Ev. würde Ihnen ein Coaching beim Ordnen und Gewichten helfen ihre Fragestellungen zu erarbeiten und dazugehörige Alltagsstrategien zu integrieren. Eine elpos-Fachstelle kann Ihnen spezifische Fachpersonen vermitteln.

Wäre eine ADHS-Diagnose ohne «Leistung» als gesellschaftlichen Hoheitswert zu definieren überhaupt notwendig?

Laura Würsch: Danke für Ihre Frage. AD(H)S-Symptome können auch zu Beeinträchtigungen in Beziehungen, Familie, sozialen Kontakten, Freizeit/Hobby oder der Haushaltsführung führen. Dies sind Bereiche, bei welchen Leistungsdruck im engeren Sinne nicht im Vordergrund steht.

Guten Abend Gibt es tatsächlich keine Alternative zu Elvanse und Ritalin, wenn dabei die Körpertemperatur ansteigt und dies insbesondere zusammen mit Dospir zu einem hohen Puls (115-130) und verhältnismässig hohem Blutdruck führt? (habe eigentlich einen sehr tiefen Blutdruck und Puls völlig normal ca. 80-90) Inzwischen bin ich mir sicher, dass die Temperatur von da herrührt (war in Abklärung wegen FUO). Das Medikament erleichtert mir das Studium und den Alltag so stark, dass ich es bis jetzt einfach weiter einnahm. Wenn ich es nicht nehme merke ich aber wie «normal» sich mein Körper anfühlt, abgesehen vom störenden ADS (extrem geringe Ablenkbarkeit, nicht mehr stoppen können bei Hyperfokus, d.h. lasse auch Malzeiten aus, weil ich nicht stoppen kann, danach grösste Mühe wieder anzufangen) Freundliche Grüsse

Stephan Kupferschmid: Die von Ihnen beschriebenen Medikamente sind aus der Gruppe der Psychostimulantien. Daneben gibt es jedoch auch andere Stoffgruppen mit anderen Wirkmechanismen. Ich würde eine Beratung durch eine Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie empfehlen um Alternativen zu diskutieren.

Guten Tag! Ich habe ein diagnostiziertes ADHS, Borderline und eine Bipolare störung. Jetzt sagen aber die Ärzte mein ADHS komme vom Borderline. Wie sehen Sie das? Das ADHS wurde aber vorher diagnostiziert. Jetzt bekomme ich keine Medikamente gegen das ADHS mehr. Nun bin ich wieder ein kopfloses Huhn, kann mich nicht konzentrieren und muss alles immer suchen. Weil ich die Sachen meistens auch am falschen Ort liegen lasse. Das Telephon im Kühlschrank oder der Käse bei den Reinigungsmitteln usw Es ist schwierig gerade aus zu denken, meine Gedanken schweifen ab. Ich habe auch Mühe, Dingen zu folgen, wie z.Bsp. einem Film. Oder ein Buch zu lesen. Meistens weiss ich unten an der Seite nicht mehr was ich oben gelesen habe. Mich würde Ihre Meinung sehr interessieren. Mit bestem Dank im Voraus. Mit freundlichen Grüssen

Isabelle Alonso: Da eine ADHS, eine Borderline Persönlichkeitsstörung und Bipolare Störung alle Stimmungsschwankungen beinhalten und bei allen Aufmerksamkeitsprobleme und Impulsivität auftreten können, muss eine differenzierte und umfassende Abklärung durchgeführt werden. Es kann sein, dass nur eine Störung vorhanden ist, aber auch komorbide Störungen, d.h. mehr als eine Störung diagnostiziert werden können. Ich empfehle Ihnen eine erneute Abklärung um zu klären welche der genannten Erkrankung im Vordergrund steht und welche Diagnosekriterien erfüllt werden.

Guten Abend. Unser 11-jähriger Sohn hat vor ca. 2 Jahren die Diagnose ADHS erhalten. Nun stellt sich die Frage, ob wir unserem Sohn Medikamente geben sollten, auch in Anbetracht der Pubertät, die ja sonst schon emotional für Jugendliche anstrengend ist und in der impulsives Verhalten verstärkt hervortritt. Wir machen wir uns Sorgen um die bevorstehenden Jahre. Wie sehen Sie die Sachlage? Und gibt es wissenschaftlich fundierte Alternativen zu den Medikamenten, die man in Betracht ziehen könnte?

Stephan Kupferschmid: Bei Kindern sollte immer ein Behandlungsplan mit mehreren Elementen erarbeitet werden. Medikamente sind dabei oft ein wichtiger Bestandteil. Jedoch sind auch Aufklärung, Einbezug der Eltern und der Schule und auch Psychotherapie wichtig.

Wo kann ich als Vorgesetzter Unterstützung im Umgang mit einem Angestellten mit diagnostiziertem ADHS erhalten? Für mich ist die Planung seiner Arbeitstage und deren Strukturierung sehr schwierig. In unserem Beruf sind Ablenkungen kaum vorhersehbar und vermeidbar, was oft zu Überforderung führt. Damit verbunden sind nicht erledigte Arbeitsaufträge, Frust und Mehrarbeit bei anderen Mitarbeitenden. Wir können im Team mit ihm offen darüber austauschen. Dabei merken wir aber, dass uns allen eine Fachperson fehlt, die uns in der Planung und Umsetzung von Arbeitsaufträgen und Tagesplanungen berät und unterstützt.

Laura Würsch: Vielen Dank für Ihre Frage. Ich empfehle Ihnen bei der Schweizerischen Fachgesellschaft ADHS, Link öffnet in einem neuen Fenster oder bei adhs20+, Link öffnet in einem neuen Fenster nach einer auf AD(H)S spezialisierten Fachperson zu suchen. Die IV könnte allenfalls ebenso involviert werden.

Guten Abend. Ich bin 52 und habe seit Kinds-Beinen Probleme mich zu konzentrieren, respektive fokussieren. Ich lasse mich zu schnell ablenken und neige dazu Dinge aufzuschieben. Es gelingt mir sehr gut mich zu fokussieren wenn ich ein Problem lösen muss. Über all die Jahre habe ich mir tricks angeeignet, damit ich im Alltag mit dem Problem, besser umgehen kann, so hilft zum Beispiel Sport vor der Arbeit. Der Bewegungsdrang ist dann spürbar gestillt und es gelingt mir, mich besser zu konzentrieren. Als Mensch gehöre ich wohl eher zu den sensiblen Typen. Beziehungen haben wohl immer wieder unter diesen Umständen gelitten und die wirklichen Ursachen sind wohl maskiert worden. Mit dem älter werden sehne ich mich mittlerweile förmlich danach, das mein Gedankenkarussell auch mal eine Pause macht. Da ich keine wirkliche Diagnose zu meinem Leiden habe und ich bis heute davon ausgegangen bin, das dies wohl einfach zu mir gehört, würde ich gerne erfahren, in wie fern ich davon betroffen sein könnte und was dagegen getan werden kann. Herzlichen Dank!

Laura Würsch: Vielen Dank für Ihre Schilderungen. Seit Kindheit bestehende Konzentrations- und Fokussierungsschwierigkeiten, schnelle Ablenkbarkeit, Prokrastination, erhöhter Bewegungsdrang und generell viele Gedanken könnten Hinweise auf eine AD(H)S sein. Somit schlage ich Ihnen in erster Linie eine Anmeldung bei einer Spezialsprechstunde für AD(H)S im Erwachsenenalter vor. Dort wird Ihnen eine differenzierte Diagnostik angeboten. Im Anschluss kann eine mögliche Behandlung, psychotherapeutisch und/oder medikamentös, diskutiert werden.

Guten Tag Ich suche eine Psychologin in Basel für meine Verhaltenstherapie wegen ADHS und lehne Medikamente strikte ab. Leider finde ich nur Psychiater auf dieser Internetseite. Welche Psychologin in Basel coacht Menschen mit ADHS und taugt etwas (weltoffen, modern und an Coaching interessiert)? Freundliche Grüsse

Prisca Zulauf: Sie finden auf der Seite der Schweizerischen Fachgesellschaft www.sfg.adhs.ch, Link öffnet in einem neuen Fenster unter «Fachhilfe finden» Fachpersonen, auch Coaches, die Erfahrung haben in der Behandlung von ADHS-Betroffenen.

Ich arbeite seit 40 Jahren als Psychologin und Psychotherapeutin. Die ADHS – Diagnose nehmen rasant zu. Kann das auch mit lebensfeindlichen Umweltbedingungen zu tun haben? Z.B. Stress der Eltern, bubenfeindliches Schulsystem, Reizüberforderung u.a.?

Isabelle Alonso: Verschiedene Faktoren führen dazu, dass die ADHS-Diagnosen zunehmen. Einerseits hat sich das Kriterium des Alters geändert, d.h. die Symptome müssen neu vor dem 12. Lebensjahr statt vor dem siebten Lebensjahr auftreten. Dadurch steigt die Auftretenswahrscheinlichkeit einer ADHS bereits um 30%. Hinzu kommt, dass erst in den letzten Jahren bekannt wurde, dass ADHS auch im Erwachsenenalter auftreten kann. Dies führt dazu, dass sich viele erst jetzt abklären lassen, bei welchen in der Kindheit keine Abklärung stattgefunden hat. Umweltbedingungen haben auch einen Einfluss, doch kann nicht pauschal gesagt werden, dass diese zum rasanten Anstieg der ADHS-Diagnose führen.

Mit welchen Fragestellungen wende ich mich an elpos?

Lisbeth Furrer-Bircher: In allen Deutschschweizer Regionen führt die ADHS Organisation elpos Beratungs- und Fachstellen. Die Kernangebote bilden

  • die kostenlose Beratung für Betroffene, Angehörige, Fachpersonen und Interessierte.
  • Triage, wir vermitteln gezielt Fachpersonen für Abklärungen, unterschiedlichen Therapien, Coaching, andere Fachstellen und mehr.
  • Das vielfältige Kursprogramm sowie die viele Gesprächsgruppen für unterschiedliche Zielgruppen sind wichtige Angebote für die Hilfe zur Selbsthilfe.
  • Unsere Fachpublikationen fördern mit aktuellem und fundiertem Wissen den gestärkten Umgang mit ADHS.
  • Durch die Vernetzung mit den Schulen, Fachpersonen, Organisationen und Institutionen sind wir eng im Thema und mit den Betroffenen verbunden.

Über die Homepage der ADHS Organisation elpos Schweiz finden Sie die Angebote und Dienstleistungen in Ihrer Region

+++ Es ist keine Frage aber es ist ein Anliegen dass ich mir keinem Kind/Erwachsenen wünsche. Bei uns liegt ADS in der Familie und meine Eltern (besonders meine Mutter) sind gegen Medikament einnahmen und allgemein ärztliche Behandlungen betreffend ADS. Ich war in der Schule oft beim Schulpsychologen dass sich stets gewechselt hat und ich habe auch so diverse Falschdiagnosen bekommen dass ich kein ADS hätte. Ich wusste jedoch immer dass etwas mit mir nicht stimmte und dass ich extrem Mühe habe bezüglich der Konzentration. Es war während der Schulzeit eine unglaubliche Last. Meine Noten gingen bergab und allgemein leidete meine Schulleistung ziemlich stark. Mit meiner Volljährigkeit habe ich dieses Problem selbst in die hand genommen und bin zu einer professionellen Psychologin gegangen. Da auch mehrere wegen allgemeinen dritt Meinungen, allen hatten mir bestätigt dass ich mittelschwer bis schwere Symptomen hätte. Ich war wütend. Wütend auf die ganzen Schulpsychologen die ihren Job nicht ernst genommen haben und wütend auf meine Eltern die mich nicht verstanden haben. Die Lasten die ich während meiner Schulzeiten getragen habe wie das Schwänzen, nicht Erledigen von Hausaufgaben, allgemeine Unaufmerksamkeit und Vergesslichkeit begleiteten mich auch im Alltag. Als ich das erste mal Ritalin verschrieben bekomme habe war es ein unglaubliches Erlebnis. Tränen rollten mir über die Wangen herunter als ich endlich spüren konnte wie das Leben eines normalen Menschen ist. Die leichtesten Alltagstätigkeiten die ich früher andauernd vor mich hergeschoben habe konnte ich endlich ohne Probleme meistern. Auch in der Schule konnte ich endlich mein volles Potential nutzen. Doch leider etwas zu spät, ich habe mir in dieser Zeit viele Steine in meinem jetzigen weg den ich gehen möchte zugeworfen. Dementsprechend hatte ich einen Realschulabschluss, und konnte mich aber später während meiner angefangene Matura beweisen, dass ich eigentlich gar nicht auf den Kopf gefallen bin und auch das zeug dazu gehabt habe einen Maturaabschluss zu machen. Trotzdem habe ich mich für eine Lehre entschieden da ich mit 21 von zuhause ausziehen möchte und von den Eltern unabhängig sein möchte. Ich wünsche mir manchmal nur, dass man dieses Thema ernster nimmt und den Kindern mehr diesbezüglich Aufmerksamkeit schenkt. Es sind Probleme die ich in der Schule gehabt habe, die ich bei frühzeitiger ADS Behandlung nie gehabt hätte. In meinem Freundeskreis ging es derweilen bei manchen etwa so ähnlich. Aber dies betrifft allgemein die negativen Erfahrungen die man beim Schulpsychologen macht. Viele haben sich nicht mehr getraut einen richtigen Psychologen aufzusuchen da sie den Eindruck bekommen haben dass man ihr nicht helfen kann oder nicht helfen möchte. +++

Unsere Tochter (18) nimmt nach der ADS-Diagnose ein Methylphenidat ein. Seitdem kann sie sich besser konzentrieren im Gymnasium, leidet aber, und damit auch ihr Umfeld, an ihren Stimmungsschwankungen. Aus diesem Grund wurde uns von verschiedener Seite empfohlen, zusätzlich die Einnahme eines Serotoninwiederaufnahmehemmers verschreiben zu lassen. Bis jetzt wurde das von der Ärztin nicht geplant. Sehen sie das als sinnvoll, oder ist davon abzuraten? Gibt es andere, bzw. bessere Möglichkeiten um die Stimmungsschwankungen reduzieren zu können? Besten Dank

Stephan Kupferschmid: Eine Beratung im Chat kann hier aus meiner Sicht nicht die ausführliche Beratung durch eine Fachärztin ersetzen. Generell ist eine Kombination von Medikamenten häufig. Dies ist jedoch immer gut zu planen und auch im Hinblick auf die erhoffte Wirkung und möglicher Nebenwirkungen mit der Patientin zu erörtern.

ADHS gilt generell ja als unheilbar in dem Sinn als dass die Ursache nicht bekämpft werden kann. Nun habe ich aber gehört, dass Therapie mittel Neurofeedback helfen könne, das ADHS wegzubringen, vor allem bei Kindern. Stimmt das?

Stephan Kupferschmid: Der Einsatz von Neurofeedback wird in den aktuellen Leitlinien erwähnt aber nicht als Therapie der ersten Wahl empfohlen. Im Einzelfall berichten Patientinnen von positiven Wirkungen. Es sollte jedoch immer im Rahmen eines multimodalen Behandlungsplanes eingesetzt werden.

Bei einer Anfrage nach einem Abklärunggespräch für ADHS bei Erwachsenen, erhielt meine Hausärztin die Antwort, dass frühestens in 17 Monaten ein Termin möglich wäre. Bei vielen anderen Anlaufstellen werden aktuell keine Terminanfragen entgegen genommen. Wieso ist dies in Bern ein solch grosses Problem, einen Termin zu erhalten? Ist dies in der ganzen Schweiz der Fall?

Isabelle Alonso: Tatsächlich ist er leider so, dass momentan in der ganzen Schweiz mit Wartefristen zu rechnen ist, welche an einigen Orten länger wie ein Jahr sind. Dies hat wohl damit zu tun, dass erst in den letzten Jahren vermehrt darauf aufmerksam gemacht wurde, dass ADHS bis ins Erwachsenenalter weiterbestehen kann. Zudem wird ADHS im Erwachsenenalter nicht von allen Psychologen und Psychiatern abgeklärt, d.h. das Angebot für Abklärungen ist beschränkt.

ADHS & Hochsensibilität Ich erkenne bei mir einige Züge von Hochsensibilität. Wie ähnlich sind sich die „Erkrankungen“? Wobei HS ja ein Wesenszug ist. Wie gehe ich bei Verdacht ADHS vor? Termin bei Psychiater zur Abklärung? Zuerst Hausarzt? Und danach? Zwingend Medis für Erwachsene? Vielen Dank. Heute Morgen im Radio gehört und mich selber so sehr erkannt

Isabelle Alonso: ADHS ist eine Störung zu der schon viel geforscht wurde und kann auch als Diagnose vergeben werden. Hochsensibilität wird, wie sie schon schreiben, eher als Persönlichkeitsmerkmal bezeichnet und kann offiziell nicht als Diagnose vergeben werden. Wenn Sie den Verdacht auf eine ADHS haben, empfehle ich Ihnen eine Spezialsprechstunde oder spezialisierte Fachperson aufzusuchen und dies differenziert abklären zu lassen. Der Hausarzt kann natürlich eine erste Anlaufstelle sein, welcher Sie an den richtigen Ort weiterweist. Medikamente sind nicht zwingend und auch nicht immer empfehlenswert, doch ist es sinnvoll diese im Rahmen einer Psychotherapie und ärztlicher begleitet zu beginnen.

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