Wird das Hirn einmal kräftig durchgeschüttelt, kann das Langzeitfolgen haben. Denn wirken grosse Kräfte auf den Kopf ein, schlägt das Gehirn an den Schädelknochen an. Dadurch kann die Signalübertragung zwischen den einzelnen Nervenzellen gestört werden und der Stoffwechsel im Gehirn durcheinanderkommen – zum Teil mit lange spürbaren Folgen wie Konzentrationsproblemen, Reizbarkeit, leichter Ermüdbarkeit oder Schwindel. Betroffene leiden oft darunter, als Simulanten abgestempelt zu werden, die aus der Bagatelle Gehirnerschütterung ein Langzeitproblem machen. Doch in der Medizin ist das «Persistierende Post-Commotions-Syndrom» (PPCS) durchaus bekannt.
Fragen danach, wie lange die Einschränkungen anhalten, wie man mit der Verletzung umgeht und viele mehr haben die Neurologen Dr. Christoph von Hippel und Prof. Sönke Johannes im Chat beantwortet (siehe Protokoll). Einige der Antworten finden Sie hier.
Antwort von Dr. Christoph von Hippel: Grundsätzlich ist die Prognose sehr gut, vorausgesetzt es konnten schwerere Verletzungen des Gehirns bildgebend ausgeschlossen werden. Die Heilungsdauer ist sehr variabel, anfänglich können tagelang, manchmal auch wochenlang noch langsam abklingende Symptome wie Kopfweh, leichte Übelkeit u. ä. vorhanden sein. Als sportfähig sollte man sich selbst erst bei Wohlbefinden betrachten. Warnsymptome sind eher wieder zunehmende Beschwerden, welche zu einer Arztkonsultation (Neurologie) führen sollten.
Frage von S. W., Windisch: Unsere Tochter wird ein Jahr alt und fängt an, aufzustehen und herumzuklettern. Ich habe schon sehr Respekt vor dieser neuen Selbständigkeit. Sie ist uns schon vom Sitzen einige Male recht fest auf den Hinterkopf geprallt. Wie empfindlich ist ein Kleinkindkopf? Was verträgt er und wann ist Vorsicht angebracht?
Antwort von Prof. Sönke Johannes: Kleinkinder sind besonders empfindlich für Hirnerschütterungen. Deshalb ist es ganz wichtig, dass Sie Ihr Kind grundsätzlich zur Vorsicht anleiten, insbesondere was Stürze angeht.
Frage von M. M., Chur: Ich hatte vor ca. einem Jahr einen Zusammenstoss auf der Skipiste. Erst als ich mit dem Unfallverursacher beim Kaffee im Restaurant sass und auf die Uhr schaute merkte ich, dass mir fast 45 Minuten fehlten. Mir tat nichts weh und mir ging es gut, sie erzählten mir auch, dass ich per Telefon mit der Sanität sprach und alle Kontrollfragen beantworten konnte, nur fehlt mir bis jetzt jede Erinnerung daran. War das eine Hirnerschütterung oder vielmehr der Schock?
Antwort von Prof. Sönke Johannes: Sie hatten mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Hirnerschütterung erlitten, die die Gedächtnislücke erklärt.
Frage von R.B., Morgarten: Unser Sohn, 14 Jahre, ist am Freitag vor einer Woche beim Skifahren auf den Kopf gefallen. Diagnose vom Arzt: eine leichte Gehirnerschütterung. Er bekam das Medikament Ibuprofen-Teva 600 mg. Während drei Tagen musste er je drei Tabletten einnehmen. Er klagt zwischendurch immer noch über Kopfschmerzen, vor allem in der Schule. Frage: Kann er das Medikament reduziert weiterhin einnehmen?
Antwort von Dr. Christoph von Hippel: Ich empfehle Ihnen eine erneute Vorstellung beim Arzt, denn das Medikament scheint ja wenig zu nützen. Eine Umstellung sollte erfolgen.
Frage von R. E., Oberhelfenschwil: Ich hatte vor drei Jahren einen Unfall (bin angefahren worden) und landete im Spital mit einer Hirnerschütterung. Lange hatte ich Drehschwindel. Geblieben ist eine Konzentrationsschwäche und ein schlechter Kurzzeitspeicher. Kommt dies irgendwann wieder?
Antwort von Prof. Sönke Johannes: Auch drei Jahre nach dem Unfall können sich Ihre Beschwerden noch bessern und sogar ausheilen.