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Portraitfotos der Fachrunde
Legende: Annette Cina, Jacqueline Frossard, Baluu Lehmann und Daniel Tschanz srf

Umgang mit Liebeskummer «Lässt sich meine Sehnsucht in platonische Gefühle verwandeln?»

Annette Cina, Jacqueline Frossard, Baluu Lehmann und Daniel Tschanz haben Ihre Fragen im «Puls»-Chat beantwortet.

Fachpersonen im «Puls»-Chat

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Dr. Annette Cina
Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin / Fachpsychologin für Psychotherapie FSP
Praxis für Psychotherapie | Universität Fribourg

Dr. Jacqueline Frossard
Psychotherapeutin, Notfallpsychologin und Juristin
Zentrum für psychologische Beratung, Basel

Baluu Lehmann
Sexualberater
Zürich

Daniel Tschanz
Sozialpädagoge FH und Berater 147 / Elternberatung
Stiftung Pro Juventute

Chat-Protokoll

Ein Arbeitskollege und ich haben seit vielen Monaten starke Gefühle für einander und dies einander auch wiederholt anvertraut (wir sind beide Single). Wir pflegen im Büro eine wirklich schöne Freundschaft. Da wir so eng zusammenarbeiten, ist es platonisch. Ich empfinde stets eine Mischung aus Glück über die schöne Freundschaft und Kummer wegen der Sehnsucht, welche ein täglicher Begleiter ist. Wie kann ich die Sehnsucht überwinden und endlich zu rein platonischen Gefühlen übergehen? Vielleicht haben Sie ein paar Tipps. Vielen Dank.

Jacqueline Frossard: Gefühle lassen sich nicht biegen, und Ihre Sehnsucht scheint klar auszudrücken, dass Sie eine andere als eine platonische Beziehung mit diesem Mann haben möchten. Ist die enge Zusammenarbeit wirklich der Grund dafür, dass nicht mehr daraus wird? Haben Sie mit ihm schon darüber gesprochen? Falls nein, was hindert Sie daran? Vielleicht die Befürchtung, dass dass er sagt, dass er keine andere Beziehung möchte und dass die schöne Freundschaft damit zerstört wird? Damit würden Sie sich aber auch die Chance vergeben, mit ihm darüber zu sprechen, wie sie eine Beziehung trotz der Nähe am Arbeitsplatz gestalten könnten. Sie selber können die platonischen Gefühle nicht wegwischen, aber wenn die wahren Gefühle und Wünsche ausgesprochen sind, dann kann Klarheit einkehren, und damit können sich diese Gefühle (ok, nicht immer ganz schmerzfrei) auflösen, sollte eine andere Form der Beziehung nicht möglich sein.

Obwohl ich mit meiner damaligen Maitresse (war verheiratet) schon über 15 Jahre keinen Kontakt mehr habe, vergesse ich sie nie und denke jeden Tag an sie...ist dies normal ? Danke für ihre Antwort

Jacqueline Frossard: Gefühle und Gedanken sind Anarchisten, die fragen nicht, ob sie normal sind oder nicht, sie sind einfach da. Problematisch ist das nur, wenn diese Gedanken für Sie unangenehm sind. Sollte dies der Fall sein, könnten Sie sich ja einmal versuchen zu überlegen, wie diese Frau heute aussieht, wie sie sich entwickelt hat, wie sie heute wohl wäre und sich verhalten würde. Denn das Bild, das Sie von ihr in sich tragen ist dasjenige einer Frau, die es heute so, wie Sie sie kennengelernt haben, nicht mehr gibt.

Es gibt auch Menschen, die sich z.B. aus einer toxischen Beziehung retten mussten. Sie haben sich getrennt, leider haben auch diese sehr grosse Schmerzen. Nicht nur verlassen zu werden tut weh, auch selber gehen zu müssen.

Jacqueline Frossard: Da haben Sie sehr recht, verlassen kann auch sehr schwierig und belastend sein. Gerne dankt man, derjenigen Person, die jemanden verlassen hat, geht es nun gut, denn sie hat das ja entschieden und vielleicht auch schon eine neue Beziehung. Oft sind aber auch Verlassende mit unguten Gefühlen belastet wie Trennungsschmerzen, Schuldgefühlen etc.

+++ Ich vermisse ihn. +++

Ich lebte jahrelang in einer Co-Abhängigkeit zu einem suchtkranken Partner mit den typischen physischen und psychischen Syptomen und Folgeschäden, die Angehörige im Stillen durchleben. Nun konnte ich mich endlich trennen – ich hatte keine Wahl. Das erste Gefühl nach der Trennung war Sicherheit und Freiheit, nun aber hat mich – ziemlich verspätet – ein schlimmer Trennungsschmerz eingeholt, was mich völlig überrascht hat. Mein Kopf sagt, ich habe alles richtig gemacht, es gab keinen anderen Weg. Mein Herz schmerzt plötzlich trotzdem unglaublich. Umso schlimmer: Mein Ex-Partner hat gerade eine gute Phase, er scheint sein Leben zu geniessen, hat eine Friend-with-benefit Beziehung zu einer anderen Frau und ist auf dem Weg der Selbstfindung. Das sollte mich freuen, tut es aber nicht: In schlechten Jahren oder Phasen war ich an seiner Seite, habe die Familie mit Kindern mehrheitlich alleine getragen – die guten Jahre geniesst er jetzt ohne mich. So fühlt es sich für mich an, auch wenn mein Verstand dagegenhält. Ich will die Verantwortung für mein eigenes Leben wieder tragen, loslassen, emotional Abstand nehmen können, heilen. Warum fühle ich mich dann so schrecklich betrogen, verlassen, wütend, trauernd, ungesehen, und auf ein Wunder wartend? Vielen Dank.

Jacqueline Frossard: Beziehungen in einer Co-Abhängigkeit sind sehr anstrengend und fordernd, aber sie füllen gleichzeitig eine Lücke auf beiden Seiten. Sie haben den ersten wichtigen Schritt getan, um aus dieser schwierigen Situation herauszukommen, aber nun müssten Sie vielleicht auch den zweiten tun: nämlich schauen, welche Lücke diese Beziehung bei Ihnen gefüllt hat. Dies können Sie am besten im geschützten Rahmen einer Therapie tun. Wenn Sie diese Frage für sich geklärt haben, können Sie frei werden für ein neues, aufbauenderes Beziehungsmuster. Ich wünsche Ihnen alles Gute dabei.

Seit nun bald einem Jahr bin ich mit meiner Freundin zusammen. Schon das dritte Mal habe ich Zweifel, ob die Beziehung wirklich das richtige für mich ist, sie lassen mich einfach nicht in Frieden. Ich stelle mir oft die Frage, wie ähnlich sich zwei Personen sein müssen, dass es funktioniert. Ebenfalls, ob Mitleid in einer Beziehung angebracht ist. Was ich weiss: alleine komme ich immer zu Recht.

Baluu Lehmann: Ob eine Beziehung gut ist für Sie oder nicht, kann man natürlich nicht so einfach sagen. Sie fragen, ob sich zwei Personen ähnlich sein müssen, damit es klappt. Ich würde sagen, Ähnlichkeit ist keine Grundvoraussetzung. Es gibt Beziehungen, bei welchen den Menschen sehr unterschiedlich sind und solche, in welchen sie sich sehr ähnlich sind. Was bei längerfristigen Beziehungen beobachtet werden kann, ist, dass sie Grundwerte teilen. Diese können sehr unterschiedlich sein. Sie beschreiben, dass sie alleine gut zurechtkommen und das ist auch ein solcher Grundwert. Das kann natürlicher herausfordernd sein, wenn Ihr Gegenüber mehr auf sie angewiesen ist. Aber auch hier lassen sich Wege finden. Vorallem wenn Ihr darüber sprecht, was eure Vorstellungen sind.

Viele Menschen hätten gerne gegenseitige Empathie in der Beziehung. Füreinander da sein und sich unterstützen bei dem, was das Leben bringt. Aber auch hier ist die Frage, ob sie das so Leben wollen, denn sie dürfen die Beziehung mitgestalten und ihre Bedürfnisse sind wichtig. Deshalb empfehle ich ihnen mit ihrem Gegenüber zu sprechen und abzuklären, was die Erwartungen sind.

Mein Partner hat schon seit längerem für sich entschieden, sich von mir zu trennen. Hat sich für sich aber so eine Art Eingewöhnungszeit vorbehalten und nichts gesagt und auf einmal ohne irgendwelche Zeichen von heute auf morgen sagt er, dass er keine Gefühle mehr für mich hat! Das tut richtig weh!

Baluu Lehmann: Diese Situation ist sicher schmerzhaft für Sie! Sie beschreiben, dass er von heute auf morgen keine Gefühle mehr für Sie hat. Aber von Ihren Beschreibungen her, war das ein längerer Prozess, sonst hätte er nicht eine Eingewöhnungszeit gebraucht. Und genau dieser Prozess beginnt bei Ihnen jetzt. Und das ist schmerzhaft. Denn jetzt haben Sie es schwarz auf weiss, und wahrscheinlich war es ihnen vorher nicht möglich sich wirklich von ihm zu verabschieden. Denn er hatte diese Eingewöhnungszeit und diese hatten Sie nicht und das wird jetzt Raum und Zeit brauchen und für diesen Prozess wünsche ich Ihnen alles Gute!

Ich bin frisch getrennt und es tut so unglaublich weh. Es fühlt sich extrem surreal an. ich stehe quasi neben mir und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Es ist unerträglich gerade.

Jacqueline Frossard: Dieser grosse Schmerz ist leider oft nicht zu vermeiden, es ist ein erster Schritt der Trennung, dem hoffentlich möglichst bald der nächste folgen wird. Sollte es aber weiterhin unerträglich für Sie sein, dann rate ich Ihnen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Meine Freundin hat mich verlassen und hat nun eine Beziehung mit meinem besten Kollegen und Freund. Ich bin total am Boden und kann nicht mehr. Wenn ich die beiden sehe – es macht mich kaputt. Wir arbeiten alle am gleichen Ort und wohnen nicht weit voneinander. Ich weiss nicht mehr weiter. Vielleicht haben sie mir einen Rat für meinen weiteren Weg. Vielen Dank für jeden Ratschlag.

Baluu Lehmann: Das ist wirklich eine komplexe Situation und ich verstehe, dass Sie am Boden sind. Können Sie mit Ihrem Freund über die Situation sprechen und vielleicht ihm darlegen, dass es für Sie eine sehr schwierige Situation ist? Denn wenn er wirklich in Freund ist, dann können Sie vielleicht gemeinsam einen Weg finden, dass Sie trauern können, ohne ihnen die ganze Zeit zu begegnen. Falls Sie nicht mit Ihnen sprechen können oder wollen, dann geht es jetzt darum Räume zu öffnen, in welchen sie nicht konstant den Personen begegnen, welche Sie verletzt haben. Haben Sie noch andere Menschen in Ihrem Umfeld, mit welchen Sie Zeit verbringen können? Können Sie vielleicht mit Ihrem Chef sprechen und eine Zeit an einem anderen Ort arbeiten?

Trennungsschmerz ist ein Prozess und braucht Zeit. Schauen Sie auf sich und dass Sie sich einen Alltag gestalten, in welchem Sie für diesen Prozess Raum haben. Ich drücke Ihnen die Daumen.

Wir klären es für eine Trennung ab, da wir gemeinsame kleine Kinder haben. Doch tut es mir weh, wenn meine Frau einen anderen Mann sieht, wenn wir im gleichen Haushalt leben. Wie gehe ich mit unseren Kindern um? Ich fühle mich, dass ich der wertlose Mann bin, der mit ihr und Kindern lebe. Wie kann ich damit aufmuntern und akzeptieren?

Jacqueline Frossard: Ich denke, Sie müssen dringend eine Lebensform finden, die Ihnen entspricht und in welcher Sie beide weiterhin die Eltern ihrer Kinder sein können. Wegen der Kinder zusammenzuleben und dabei zu leiden, ist auch für die Kinder nicht so hilfreich. Ich wünsche mir für Sie, dass sie gemeinsam mit ihrer Frau einen anderen Weg finden, den Ihnen beiden entspricht. Vielleicht brauchen Sie dazu eine professionelle Begleitung, das kann sehr hilfreich sein. Auch die KESB kann Sie hier unterstützen.

eine Freundin von mir hat momentan Liebeskummer nachdem sie sich von ihrem Freund getrennt hat. Ich finde es sehr schwierig, sie zu unterstützen und mit all den Emotionen umzugehen. Wie kann man jemandem, der Liebeskummer hat, beistehen?

Daniel Tschanz: Guten Abend Schön, dass Sie sich um Ihre Freundin sorgen und Mittel und Wege suchen, um sie in dieser herausfordernden Zeit bestmöglich zu unterstützen.

Es ist nachvollziehbar, dass es Ihnen nicht einfach fällt, Ihre Freundin leiden zu sehen. Nach einer Trennung prasseln oftmals eine ganze Bandbreit von Gefühlen auf die betroffenen ein, welche es zu bewältigen gilt. Dabei ist es wichtig, diesen Gefühle Ausdruck zu verleihen und sie zuzulassen. Auch wenn es für das Umfeld nicht immer einfach auszuhalten ist, hat Weinen, schimpfen oder schreien eine reinigende Wirkung und ist wichtig, für die Auseinandersetzung und die Verarbeitung einer Trennung.

Geben Sie ihr das Gefühl, auch in herausfordernden Zeiten für sie da zu sein und sie zu unterstützen. Sprechen Sie mit ihr darüber und helfen Sie ihr dadurch, sich aktiv mit der Trennung auseinanderzusetzten. Gerne können Sie auch Dinge unternehmen, die euch beiden Spass machen und Freude bereiten. Neue positive Erlebnisse sammeln und soziale Kontakte pflegen, gehört genauso zu der Verarbeitung wie die Auseinandersetzung mit der Trennung. Auch ein Abschiedsritual wie das Aufschreiben einer letzten Nachricht und diese anschliessen zu verbrennen oder das Wegräumen von Erinnerungsstücken kann dabei helfen, dass es Ihrer Freundin einfacher fällt, loszulassen. Ich wünsche Ihnen und Ihrer Freundin alles Gute und hoffe, dass Ihre Freundin die Trennung gut verarbeiten kann.

Immer wenn ich einen Mann kennenlerne, läuft zuerst alles bestens. Nach ein paar Wochen beginne ich zu misstrauen und verliere dadurch meine Leichtigkeit & Gelassenheit, möchte ihn am liebsten die ganze Zeit hören und sehen und denke nur noch an ihn, verliere mich richtig und merke, wie ich ihn einenge. Die Folge davon ist, dass er sich immer mehr distanziert… Meine Frage daher, was kann ich tun, damit die Distanz wieder weggeht und ich wieder die alte gelassene werde, ohne ihn einzuengen? Wie kann ich sein Interesse zurückgewinnen?

Baluu Lehmann: Guten Abend. Wann genau passiert dieser Wechsel? Gibt es ein bestimmtes Ereignis oder eine Handlung, welches diesen Wechsel anstösst? Meine These ist, dass dieser Wechsel in einem Moment passiert, wenn Ihnen der Mann beginnt etwas zu bedeuten. Wenn Sie nicht mehr einfach mit einer Leichtigkeit sagen können: wir lernen uns kennen und alles ist unkompliziert. In diesem Moment haben Sie aber auch mehr zu verlieren und es ist mehr auf dem Spiel und ihr Bindungsmuster ist aktiviert. So wie Sie es beschreiben, kann es sein, dass Ihr System (Ihr Nervensystem, Ihr Körper) beginnt ein Muster zu aktivieren, welches den Mann nicht verlieren möchte und im Leben gelernt hat, dass dies nur mit viel Fokus auf das Gegenüber möglich ist. (Lesetipp: Bindungstheorie) Indem Sie Ihrem Muster gewahr werden und woher das kommt, dann haben Sie auch die Möglichkeit daran zu arbeiten.

Ich glaube, dass mein Freund an Narzissmus leidet. Wenn ich etwas Falsches mache, reagiert er überproportional. Er endet manchmal plötzlich die Beziehung, wobei er das nicht wirklich meint. Er will einfach, dass ich mich entschuldige, die Schuld übernehme, und ihn bettle, zurück mit mir zu kommen. Ich habe es ein Paar Mal gemacht aber jetzt bin ich nicht wieder zu ihm gekrochen. Ich habe unsere gemeinsame Wohnung von meinen Sachen geleert. Aber jetzt haben wir uns auf eine 2-Wochen-Pause geeinigt. Ich weiss, wenn ich die Schuld übernehme, kommt er zurück. Aber ich finde in letzter Zeit, dass seine Ansprüche gestiegen sind, und dass er unangemessene Forderungen an mir hat. Ich möchte eine Paartherapie aber er lehnt das ab. Er ist aber manchmal extrem lieb. Kann ich mit seinem Narzissmus umgehen, in dem ich ihm lüge und die Schuld immer übernehme, sein Ego ständig füttere, obwohl das nicht wirklich gemeint ist von mir?

Jacqueline Frossard: Die Dynamik, die Sie beschreiben, klingt tatsächlich recht destruktiv, vielleicht auch manipulativ. Und dass er keine Paartherapie will, könnte ein Hinweis darauf sein, dass er nichts daran ändern will. Dann wäre die einzige Alternative zur Trennung, dass Sie weiterhin die Schuld für alles Negative alleine übernehmen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihnen dies auf die Dauer gut tun wird, und wenn Sie schreiben, dass es immer schlimmer wird, dann scheinen Sie sich in einer Spirale zu bewegen, die destruktiv ist. Getreu der Devise, dass man andere nicht ändern kann, nur sich selber, wäre es vielleicht mal einen Versuch wert, ihm zu sagen: «ich werde mich dieses Mal nicht entschuldigen, weil ich nicht das Gefühl habe, etwas falsch gemacht zu haben».

Die ganze Trennung war keine wirkliche Trennung, da das Gegenüber mir das nicht klar gesagt hat, sondern durch sich nicht mehr melden klar wurde. Die Person hat gefragt ob wir weiter befreundet bleiben können. Es ist eine verzwickte Situation. Den zuerst war mir nicht klar ob ich überhaupt mit der anderen Person zusammensein wollte.

Baluu Lehmann: Guten Abend. Also, wenn ich Sie richtig verstehe, hat sich die Person getrennt durch «nicht melden» aber trotzdem gesagt, dass sie befreundet sein will? Sie schreiben, dass für Sie das ganze auch nicht klar war und ist und dass ist es für mich nicht wirklich. Ein klärendes Gespräch darüber, was die Beziehungsform war und wie die Verbindung sein soll, ist da sicher hilfreich. Vielleicht überlegen Sie sich vor dem Gespräch, was Sie überhaupt von der anderen Person wollen. Möchten Sie wirklich befreundet sein? Wenn nein, dann haben Sie eine Antwort und wenn es ein «ja» ist, dann können Sie auch noch Klarheit vom Gegenüber einfordern. Denn in Freundschaften darf man auch klar sagen, wie man zueinander steht.

Guten Abend. Meine Freundin (34) und ich (44) haben uns vor 2 Monate getrennt, weil sie ein Kinderwunsch hat und ich nicht. Wie kennen uns seit 3 Jahre und waren nun 6 Monate zusammen. Die Trennung war sehr schmerzhaft und der Kummer lässt nicht nach. Ich habe nun 2 Fragen: 1. Nach der Trennung habe ich sie mehrmals gesucht und wollte sie wieder sehen. Ich vermisse sie zu sehr und die Gefühle gingen über die Vernunft. Sie sagte mir, sie könne mich nicht mehr sehen weil das ihr zu grosse Schmerzen hätte bereitet und findet es besser, wenn wir es getrennt durchstehen. Wie kann sie so konsequent sein? 2. Ist eine Wiedervereinigung realistisch? Bzw dass sich später, in 1- 2- oder 3 Jahre oder so, ihre Lebenslage ändert und sie ihre Gefühle für mich über ihren Kinderwunsch setzt? Ich mache mir Hoffnungen, dass wir wieder zusammenkommen. Herzlichen Dank für Eure Unterstützung.

Jacqueline Frossard: Ob man Kinder will oder nicht ist tatsächlich eine lebensprägende Entscheidung. Wenn Sie sich fragen, wie Ihre Ex-Freundin so konsequent sein kann, die Beziehung nicht über den Kinderwunsch zu stellen, dann könnte sich Ihre Exfreundin dieselbe Frage auch stellen: weshalb nimmt er für die Beziehung die Kinder nicht in Kauf? Ob eine Wiedervereinigung realistisch ist, kann wohl niemand wirklich voraussehen. Es besteht aber die Gefahr, dass Sie sich mit dieser Hoffnung selber blockieren. Das macht Sie unfrei für eine neue Beziehung, z.B. mit einer Frau, die wie Sie keine Kinder möchte.

Nach dem ersten Schock und Schritten ein neues Leben aufzubauen, verfolgt mich immer noch nach Monaten die Hoffnung, dass wir wieder zusammen finden. Wie kann ich noch mehr loslassen?

Baluu Lehmann: Guten Abend. Dass Sie diese Hoffnung nach einigen Monaten noch verfolgt ist verständlich und normal. Eine gute Strategie ist, die Beziehung und die Ex-Person mit offenen Augen anzuschauen. Hat die andere Person sich wirklich gut verhalten? War sie wirklich fair und hat gut kommuniziert? Denn Menschen beschönigen oft und versuchen sich ein gewisses Verhalten gut zu reden. Eine andere Strategie ist das «bewusste Loslassen». Machen Sie ein Ritual, in welchem Sie sich bewusst von der Beziehung und dem Menschen verabschieden. Das kann ein Feuer sein oder ein bewusstes Überqueren einer Linie. Irgendetwas, was die Beziehung klar in der Vergangenheit verortet und Sie ausrichtet für die Zukunft. Viel Erfolg!

Mein Partner hat sich vor kurzem von mir getrennt. Für mich grundlos. Er sagt er habe vielleicht bindungsangst... Reden kann ich nicht mit ihm, er macht zu. lässt kein Gespräch zu. Mich verletzt das sehr und ich kann mir nicht vorstellen, dass man(n) sich von einem Tag auf den andern entlieben kann. Oder kann man das? Ist das nicht eine Ausrede, um nicht reden zu müssen?

Daniel Tschanz: Guten Abend Ich bedaure zu lesen, dass sich Ihr Partner vor kurzem scheinbar grundlos von Ihnen getrennt hat. Oftmals durchlaufen Betroffene einen Prozess und entlieben sich nicht von einem Tag auf den anderen. Geschieht dieser Prozess jedoch im verdeckten, kann es für die «zurückgelassene» Person durchaus so wirken, als wäre die Entscheidung über Nacht gefallen.

Dass sie nun Antworten suchen und gerne mit ihm über die möglichen Gründe sprechen möchten, ist nachvollziehbar und wäre Ihnen gegenüber wohl nur fair. Eine solche Ungewissheit auszuhalten und einen Umgang damit zu finden, stellt eine zusätzlich hohe Belastung dar, um die Trennung zu verarbeiten.

Ich wünsche Ihnen viel Kraft und alles Gute in dieser herausfordernden Zeit.

Wenn ich 8 Jahre nach einer Trennung trotz Psychotherapie immer noch von meinem damaligen Partner träume – ist das schlimm? Kann ich etwas dagegen unternehmen?

Jacqueline Frossard: Schlimm ist es nur, wenn Sie darunter leiden. Sollte dies der Fall sein, können Sie versuchen, ihm im Selbstgespräch mitzuteilen, dass er nun definitiv gehen müsse. Oder Sie können sich Rituale überlegen, um ihn wegzuleiten, z.B. indem Sie seinen Namen auf ein Papier schreiben und dieses einem Gewässer oder dem Feuer übergeben, vielleicht auch im Beisein von Menschen, die Ihnen lieb sind. Wenn dies alles nichts nützt und wegen der Träume ein Leidensdruck da ist, dann wäre vielleicht eine ergänzende Therapie sinnvoll.

Meine Freundin leidet unter starker Eifersucht und verdächtigt mich immer wieder, ihr untreu zu sein, auf verschiedenen Bühnen zu tanzen. Ich gebe ihr dazu keinerlei konkreten Anlass. Ich bin im Herzen voll in unserer Beziehung. Am meisten Mühe bekundet sie mit meiner Freundschaft mit einer Ex-Partnerin, von der ich mich vor 10 Jahren getrennt habe. Die Beziehung ist geklärt. Die Auseinandersetzung mit der Eifersucht hat schon unzählige Stunden in Anspruch genommen und viele Erlebnisse stark überschattet. Sie nimmt mir auch den Schnauf, weil ich mich unter Generalverdacht fühle. Mir geht die Energie langsam aus. Was kann ich tun?

Baluu Lehmann: Offensichtlich fühlt sich Ihre Freundin stark von Ihrer Ex-Freundin bedroht. Dieses Gefühl muss keine Realität sein für Sie und das führt logischerweise zu Konflikten und ist anstrengend. In solchen Situationen kann es helfen, wenn Ihre Freundin die Ex-Freundin nicht mehr so fest als Bedrohung ansieht. Vielleicht durch ein Kennenlernen oder einen gemeinsamen Ausflug? So kann Ihre Freundin merken, dass da wirklich die Beziehung geklärt ist? Denn je klarer die Situation für Ihre Freundin ist, desto eher kann sich ihre Eifersucht beruhigen. Versuchen Sie Ihrem System zu helfen sich zu beruhigen. Falls das nicht geht, ist eine Paartherapie in solchen Situationen sehr hilfreich.

+++ Ich fühle von Ihnen das Verständnis zu diesem Thema. Das fehlte mir, ein Ort wo ich ernstgenommen werde. Ich war ein People pleaser, mein letzter Freund war ein Narzisst, da ich keine geeignete Person gefunden habe, um meine Herausforderung anzugehen, habe ich mich mit Literatur auseinader gesetzt, Gabor Mate, Peter Levin, Bessel van der Kolk, Bruce Perry. Ich hatte einfach das Gefühl, dass von seitens Therapeut Überforderung da war. Nun gut, die Hoffnung habe ich noch nicht aufgegeben eine/nen passenden Therapeuten/in zu finden. Danke für die Sendung! +++

Wie empfehlen Sie mir, mit Liebeskummer umzugehen, wenn die «grosse Liebe» mit der ich seit 41Jahren verheiratet bin, krank ist? Er ist vor 12 Jahren an Parkinson erkrankt & hat auch eine frontotemporal betonte Demenz. Ich verliere Schritt um Schritt mein Mann! Auch ein Liebesverlust & Kummer.. Seit über 2 Jahre ist er in einem Pflegeheim und ist erst gerade 65jährig geworden.

Jacqueline Frossard: Diese Art des Verlustes wird viel zu wenig wahrgenommen, vielleicht auch, weil die Person ja noch irgendwie da ist. Oft besteht die Liebe zu diesem Menschen weiterhin, und gleichzeitig hat man einen grossen Teil von ihm verloren und ist alleine. In vielen Städten gibt es Selbsthilfegruppen für die auf diese Weise Zurückgebliebenen. Vielleicht könnten Sie sich vorstellen, eine solche Gruppe zu besuchen, ich hoffe sehr für Sie, dass es auch in Ihrer Umgebung eine solche gibt.

Wie geht man damit um, wenn man unglücklich in eine*n Arbeitskolleg*in oder WG-Mitbewohner*in verliebt ist? Normalerweise kann ich unerwiederte Liebe gut wieder vergessen indem ich Distanz schaffe aber in diesen Konstellationen finde mir das sehr schwer. Zur Ablenkung andere Leute daten scheint mir auch keine Lösung da ich mich dann nie ganz auf diese Personen einlassen kann weil mein Fokus ja schon besetzt ist und ich eigentlich lieber auf jemand für den ich wirklich brenne warte als nur die nächste Option auszuprobieren.

Jacqueline Frossard: Es kann hilfreich sein, mit der betroffenen Person das Gespräch zu suchen und sie um Unterstützung bei der Ablösung zu bitten, z.B. indem man sich ausweicht und unnötige Kontakte vermeidet. Vielleicht finden Sie auch anstelle von Dates andere Mittel der Ablenkung, z.B. Unternehmungen mit anderen Kolleginnen und Kollegen, ein neues Hobby oder einen Kursbesuch.

Genau, es passiert immer dann, wenn ein Mann mir beginnt etwas zu bedeuten und ich Angst bekomme ihn zu verlieren… Dann bin ich nich mehr gelassen und enge ihn wie ein… Aber was kann ich tun, damit er wieder mehr Gefühle bekommt und sich wieder annähert statt distanziert?

Baluu Lehmann: Sie beschreiben, dass Sie ihn einengen. Doch Sie können das Gegenüber nur bedingt beeinflussen. Vielmehr geht es um Ihr System und was bei Ihnen passiert. Was Sie beschreiben erinnert mich stark an den «Ängstlichen Bindungsstil»: Menschen mit diesem Bindungsstil haben eine hohe Angst vor Trennung und vermeiden Nähe nicht. Diese Personen haben ein starkes Bedürfnis nach Nähe, jedoch kein Vertrauen in die Zuverlässigkeit anderer. Für ihr persönliches Wohlbefinden sind sie auf die Anerkennung anderer angewiesen, haben jedoch grosse Angst vor der Zurückweisung oder dem Verlassen werden anderer. Wenn das auf Sie zutrifft, dann ist auch die Reaktion vom Gegenüber logisch. Denn gerade wenn Sie beginnen voll einzusteigen, dann ist das dem Gegenüber zu viel oder überfordert das Gegenüber. Das heisst aber auch, dass Sie bei sich anfangen müssen / können. Denn wenn Sie Wege in die Gelassenheit finden, dann kommen die Gefühle des Gegenüber wieder. Für diesen Prozess empfehle ich dir eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Denn diese Muster werden in der Kindheit erlernt und brauchen Zeit, um sie zu verstehen und sie zu verändern! Viel Erfolg!

Was kann ich tun, wenn ich realisiere, dass eine mir nahe stehende Person unter immer grösser werdendem Liebeskummer in einer bestehenden Beziehung leidet. Ich mache mir Sorgen um die psychische Gesundheit und weiss nicht, wie sie an professionelle Hilfe für diese Person gelangen könnte. Danke

Baluu Lehmann: Grundsätzlich empfehle ich Ihnen der Person Ihre Unterstützung anzubieten und Ihre Sorgen um sie ihr mitzuteilen. Vielleicht hat die Person nur auf dieses Angebot gewartet. Sie müssen aber nicht die professionelle Hilfe sein, sondern können für sie da sein und sie bei der Suche nach professioneller Hilfe unterstützen. Oft hat man in schwierigen Zeit nicht die Ressourcen / Energien sich noch Hilfe zu holen. Da kommen Sie ins Spiel und können helfen.

Hallo liebes srf-Beratungs-Team, Wie gerufen, sehe ich jetzt Eure Puls-Sendung. Auch ich stecke tief in einer Krise;-( Mein“Freund“, seit 3Jahren; immer noch verheiratet,allerdings getrennt lebend(nicht offiziell) ; Narzist; ich warte viel und immer wieder auf Ihn, doch verbringt er mehr Zeit mit (Noch)-Frau, den erwachsenen Kindern(die Angst um Ihr Geld haben) und seiner Firma…..Ich, immer und ewig am“Schwanz“…. Seine Frau jetzt sehr krank und er sagt auf die Frage“wie er sich das vorstelle oder ob er wirklich mal mit mir no vor seine Familie tritt“ „ja sicher, es gehe schliesslich um sein Glück“…..aha…ich habe sehr viel geweint, war ohnmächtig im Gefühl…. Jetzt habe ich mich eimal mehr, von ihm losgesagt und habe das beendet! Aber ER akzeptiert das nicht und lässt mich nicht los….Wie bringe ich ihn definitiv los? Er hat meine Gefühle/Liebe immer wieder mit Schuhen getreten und ich mag nicht mehr! Er ist dazu noch ein Kontrollfreak und eifersüchtig auf meine Kollegen, Arbeitskollen, Nachbarn, ExFreunde etc.etc. Zum Kotzen….Ich mag nicht mehr!! Was ist am effizientisten, wie glaubt er mir endlich?? Natürlich lebe ich ihn immer noch, aber so gehts einfach, schon lange, nicht mehr!!

Jacqueline Frossard: Die Frage ist nicht, wie Sie ihn dazu bringen können, dass er Ihnen glaubt – damit begeben Sie sich erneut in seine Abhängigkeit. Wichtig ist, dass Sie selber daran glauben! Wenn Sie es schaffen, ihn loszulassen, dann ist es für Sie nicht mehr wichtig, ob er Sie loslässt. Es ist sicher nicht einfach diesen Weg zu gehen, umso mehr, als Sie ihn alleine gehen müssen. Er wird Ihnen dabei vermutlich nicht helfen, weshalb Sie alleine den Entscheid treffen und diesen umsetzen müssen. ich wünsche Ihnen alle Kraft, damit Sie Ihren Weg gehen können.

Ich habe meine Freundin verloren weil ich zu eifersüchtig bin und ihr Sachen unterstellt habe wo nicht stimmen wie kann ich meine Freundin zurück gewinnen habe alle versucht?

Baluu Lehmann: Es tut mir leid, dass Sie Ihre Freundin verloren haben. Das ist sicher schmerzhaft. Allerdings gab es, nach Ihren Angaben, einen klaren Grund und Sie müssen akzeptieren, dass die Beziehung zu Ende ist. Dass es sehr schmerzhaft für Sie ist, dass ist verständlich und jetzt beginnt der Prozess des loslassens. Machen Sie ein Ritual der Trennung (ein Feuer oder so) und nehmen Sie Abschied. Dieser Prozess wird dauern und machen Sie ihn nicht alleine. Verbringen Sie Zeit mit Ihrem Umfeld und Familie und machen Sie Dinge, welche sich gut anfühlen. Viel Erfolg dabei.

Höchst belastend und kompliziert ist Liebeskummer am Arbeitsplatz, da nicht nur das Privatleben betroffen ist. Wenn man schon nicht den Grundsatz «never f*** the company» beachtet hat und weder einfach die Abteilung oder künden kann, braucht es Strategien aller Beteiligten, insbesondere wenn man sich nicht outen will. Haben sie Tipps?

Jacqueline Frossard: Hilfreich ist natürlich, wenn alle Beteiligten am gleichen Strang ziehen, dann kann man sich absprechen, wie man mit der Situation umgehen will. Sollte dies nicht möglich sein, kann es auch sinnvoll sein, sich selber zu bleiben und den Dingen ihren Lauf lassen. Das heisst, nichts tun, um das Verhältnis öffentlich werden zu lassen, dies aber auch nicht um jeden Preis verhindern zu wollen. Manchmal lässt sich etwas halt einfach nicht aufhalten, und dann steht man besser da, wenn man selbstsicher zum Geschehenen steht, ganz nach dem Motto: Nobody is perfect.

Ich habe schon immer Mühe mit Abschiednehmen und Trennungen. Liebeskummer ist für mich jedes Mal sehr schlimm. Lange Zeit habe ich mich aus Angst vor dem nächsten Liebeskummer auf keine Beziehung eingelassen. Jetzt bin ich schon länger einsam und zwinge mich dazu, für eine Beziehung offen zu sein. Obwohl bisher keiner dabei war, der längerfristig passen würde, waren diese Kontaktabbrüche auch traurig. Was hilft, um Trennungen besser zu überstehen?

Daniel Tschanz: Guten Abend Es tut mir leid zu lesen, dass Sie so stark unter Liebeskummer leiden. Dass Sie sich lange Zeit davor gesträubt haben, sich auf eine neue Beziehung einzulassen, zeigt wie gross Ihre Angst war, verletzt zu werden. Damit Sie eine Trennung möglichst gut verarbeiten können, ist es wichtig, dass sie sich den eigenen Gefühlen bewusst sind und diese rauslassen können. Zudem ist es hilfreich, mit Freunden oder Familie über eine Trennung sowie Ängste zu sprechen und ist ein wichtiger Schritt bei der Verarbeitung. Auch Hobbys ausüben, soziale Kontakte pflegen oder sich selbst etwas gutes Tun, wie ein feines Essen oder ein Entspannungsbad, kann Ihnen dabei helfen, die Trennung zu verarbeiten und neue positive Erlebnisse zu sammeln. Ich wünsche Ihnen alles Gute

+++ Die Michaela in der Puls-Sendung hat wohl einen gut manipulativen narzisstischen Kerl angetroffen. Das ist einer der schlimmsten Kombinationen. Denn die Sonnenmomente bleiben im Gedächtnis und blenden den Verstand aus. Nur blöd, dass das Selbstbewusstsein massiv sinkt und die Umgebung eine zerstörte, fast kranke Frau vorfindet und es nicht nachvollziehen kann ...was da geschah. Aufklärung täte da Not. Und wie hilft die Umgebung schneller! +++

Ich bin nun mit zwei Monaten in einer sehr jungen Beziehung mit einer Frau die nun sehr spät im Erwachsenen Alter kurz vor einer ADHS Diagnose steht. Ihr bisheriges Leben und Beziehungen waren alles andere als einfach und praktisch fast alles was schief gelaufen ist, kann ich dem ADHS zuordnen. Es scheint so, das ich der einzige oder zumindest der erste bin, der Ihre Situation und Verhaltensmuster versteht, da ich ihre Verhaltensmuster sehr schnell einordnen konnte und mich demendsprechend mit ADHS auseinander gesetzt habe. Mein Problem ist jedoch, dass mich das ganze sehr Belastet und auch bereits auswirkung auf meinen Arbeitsaltag hat. Zum einen weiss ich, dass ich auf mich und meine Psyche acht geben muss. Zum andern habe ich das Gefühl, dass wen ich mich jetzt zurückziehe für sie eine Welt zusammenbrechen würde und ihr bereits sehr beschädigtes Selbstwertgefühl extrem schaden würde. Sie steht vor wichtigen Terminen, die sie wohl mit Liebeskummer zusätzlich zum ADHS nicht meistern wird. Für mich ein Dilema sondergleichen. Hätten Sie mir einen Tipp wie ich am besten für beide Parteien mit der Situation umgehen könnte?

Baluu Lehmann: Guten Abend. Es freut mich, dass sie endlich eine ADHS Diagnose erhalten hat. Diese Diagnose ist oft sehr entlastend und erklärt vieles. Medikamente helfen bei ADHS oft auch sehr gut. Sie sind mit dieser Person in einer Beziehung und es ist sicher sehr schön für Ihr Gegenüber, Verständnis für die eigene Person zu erhalten. Sie schreiben aber, dass Sie auch auf sich achten müssen. Und das ist wirklich ein wichtiger Punkt. Ja das Gegenüber hat ihr Leben und ihre Geschichte. Das ist aber nicht Ihre Verantwortung diese zu lösen. Wie Sie beschreiben wäre für Ihre Partnerperson vielleicht eine Psychotherapie eine gute Lösung für den Moment? Gerade um sich im Leben mit der Diagnose neu zurechtzufinden. Sie müssen für sich klären, was Sie bereit sind in die Beziehung zu investieren und was sie bereit sind abzufedern. Und was nicht. Und dann hilft es sicher auch mit Ihrem Gegenüber darüber zu sprechen, wie es Ihnen dabei geht. Denn Sie können nur eine gute Beziehungsperson sein, wenn es Ihnen auch gut geht. Falls Sie es nicht so einfach finden mit Ihrem Gegenüber über das zu sprechen, empfehle ich eine Paarberatung. Das kann helfen, die verschiedenen Aspekte gemeinsam in einem sicheren Rahmen zu besprechen. Viel Erfolg!

Guten Abend, ich leide wohl an „Liebeskummer“ der etwas speziellen Art – ich bin schon seit mehreren Monaten mittelschwer depressiv. Ich hatte jetzt ein Jahr lang eine Vollzeitstelle in einem wirklich guten Team, habe mich da absolut wohl gefühlt. Leider bin ich noch in der Ausbildung und es war von Anfang an eine zeitlich befristete Stelle. Seit zwei Monaten bin ich nun in meinem neuen Team, an einem anderen Arbeitsplatz. Die leute hier sind soweit auch ganz nett, ich fühle mich aber einfach nicht wohl und habe Sehnsucht nach meiner vorherigen Arbeitsstelle und dem alten Team. Das zieht mich zusätzlich zu der Depression nochmals deutlich mehr runter. Habe Sie Tipps, wie ich das überwinden kann, gerade auch zusammen mit der Depression? Vielen Dank!

Jacqueline Frossard: Zunächst sollten Sie abklären, ob Sie tatsächlich unter einer Depression leiden, denn eine solche sollte ernstgenommen und behandelt werden. In der Depression sieht man die Dinge oft negativer als sie sind und es gibt Behandlungsmöglichkeiten, die sehr unterstützend sein können. Dies ist in erster Linie die Psychotherapie, aber auch ergänzend eingesetzte Medikamente können sehr hilfreich sein. Vielleicht mögen Sie auch ein paar Überlegungen darüber anstellen, was Ihnen am alten Team so gut gefallen hat und was Sie im neuen Team vermissen. Und dann könnten Sie sich überlegen, ob Sie das Vermisste im neuen Team nicht auch irgendwo finden könnten, oder ob es einen Weg gibt, dies anderswo zu finden. Aber besonders wichtig finde ich – ich weiss, ich wiederhole mich – dass eine allfällige Depression gut behandelt ist. Dabei wünsche ich Ihnen alles Gute!

Kann eine zu schmerzhafte Trennung als «Trauma» bezeichnet werden? Nach einer 7-jährigen Beziehung habe ich die Trennung kaum überwinden können, hatte massive körperliche und psychische Symptome (dissoziative Zustände, Angstzustände, Depressionen, usw.). Warum wird das in der Psychiatrie nicht als Trauma anerkannt resp. diagnostiziert?

Annette Cina: Im rein psychodiagnostischen Sinne wird eine schmerzhafte Trennung nicht als Trauma bezeichnet, da eine posttraumatische Störung verbunden ist mit einem wiederholenden Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen, aufgetreten infolge eines belastenden Ereignisses oder eine Situation mit aussergewöhnlicher Bedrohung oder katastrophenartigem Ausmass, die bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung und Hilflosigkeit hervorrufen würde. Dies heisst jedoch nicht, dass der Mensch, der von Trennungen betroffen ist, nicht extrem leiden kann. Trennungen, insbesondere wenn diese unerwartet erfolgen, können sich traumatisch anfühlen. Es ist ein Ereignis, das viel psychischen und sozialen Stress auslöst und von den betroffenen Personen eine teilweise massive Anpassung verlangt. Damit fällt Trennungsschmerz unter den Belastungs- und Anpassungsstörungen. Was auch immer diagnostiziert wird: Wenn die Schmerzen so stark sind, Ängste, Depressionen auftreten, holen Sie sich Hilfe.

Ich habe letzte Woche jemanden in der Bibliothek kennengelernt und angesprochen und wir hatten sofort eine tolle zwischenmenschliche Verbindung. Er hat sich wirklich für mich interessiert und sich mir sehr geöffnet bevor er mir geschrieben hat, dass er im Moment gerade von einer beendeten Beziehung kommt und wir im Moment nur Freunde sein können. Heute sind wir aber zusammen was trinken gegangen und geändert hat sich nicht viel in unseren Verhaltensweisen. Wie soll man sich wenn man friend-zoned wird, verhalten?

Baluu Lehmann: Guten Abend. Schön, dass Sie jemanden Tolles kennengelernt haben. Was wollen Sie denn von dieser Verbindung? Wollen Sie etwas Festes oder eher etwas Unkompliziertes? Oder wollen Sie einfach mal schauen was passiert? Wenn Sie klar in Ihren Absichten und Erwartungen sind, dann teilen Sie das Ihrem Gegenüber mit. So können Sie gemeinsam herausfinden, ob ihre gemeinsame Zeit auch für beide passt. Denn wenn Sie etwas Anderes wollen als Ihr Gegenüber, dann lohnt es sich darüber im Klaren zu sein. Denn so können Sie abschätzen ob es sich lohnt oder ob Sie sich gerade falsche Hoffnungen machen. Wenn Sie klar sind in Ihren Absichten, dann lohnt es sich mit Ihrem Gegenüber ein Gespräch darüber

Ich (w, 72) bin seit 6 Jahren verwitwet, nach einer langjährigen, erfüllten Ehe. Leider konnte ich meinen Mann bis heute nicht richtig loslassen. Vor 2 Jahren hatte ich einen Herzinfarkt und seit einigen Monaten stecke ich in einer Depression fest. Ist das normal, dass ich immer noch trauere und es auch nicht schaffe, eine neue Beziehung einzugehen? Vielen Dank für Antwort.

Daniel Tschanz: Guten Abend Es tut mir leid zu lesen, dass Sie Ihren Mann verloren haben, einen Herzinfarkt erlitten haben und nun unter einer Depression leiden. Sie mussten in den letzten Jahren einiges durchmachen und ich kann es nachvollziehen, dass Sie dies belastet. Wenn Sie nach wie vor grosse Trauer verspüren und es ihnen schwerfällt, loszulassen ist es nachvollziehbar, dass Sie sich noch nicht dazu bereit fühlen, eine neue Beziehung einzugehen. Professionelle Unterstützung wie beispielsweise eine Trauerbegleitung könnte Sie dabei unterstützen, den schmerzhaften Verlust ihres Mannes zu verarbeiten und den Blick in die Zukunft zu richten. Ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Kraft und hoffe, dass Sie die Unterstützung bekommen, die Ihnen zusteht.

Ich habe aufgrund starkem Liebeskummer in der Vergangenheit starke Angst vor einer neuen Beziehung. Ich fühle mich single extrem wohl und habe ein tolles Leben, trotzdem ist der Wunsch nach einer Beziehung da. Sobald sich etwas Ernsteres mit einem Mann entwickelt, ziehe ich mich zurück und gehe in einen Selbstschutzmodus. Wie komme ich da raus?

Annette Cina: Liebeskummer führt nicht selten dazu, dass sich Menschen zurückziehen oder nur bis zu einem gewissen Punkt auf einen anderen Menschen einlassen können. Oftmals als eine Folge von Erfahrungen, in denen man hintergangen wurde. Lernen Sie wieder Vertrauen zu fassen. Dies gelingt besser, wenn Sie sich bewusst werden, wer Sie damals waren, als Sie verlassen wurden, und wer Sie heute sind. Sie sind nicht dieselbe Person. Sie sind heute wahrscheinlich viel stärker, haben mehr Erfahrungen machen dürfen, und können Ihr Leben alleine leben. Als dies kann Ihnen niemand nehmen. Also dürfen Sie auch auf andere zugehen. Jemanden in sein Leben lassen heisst in einem gewissen Ausmass Vertrauen in sich und auch den Anderen zu haben. Wenn Sie Vertrauen zu sich entwickeln, können Sie auch Vertrauen in Andere zulassen. Vertrauen heisst nicht, dass wir nicht verletzt werden und dass die andere Person das tut, was wir wünschen. Vertrauen heisst eigentlich, dass wir den anderen wählen (selbst die Steuerung übernehmen und nicht nur «gewählt werden») und uns zutrauen, mit Schmerz und auch Liebe umgehen zu können. Ich wünsche Ihnen viel Mut!

seit mehr als einem Jahr leb ich getrennt von der Ex, wir haben 2 Kids. Ich hab grosse Mühe, mit der Situation klarzukommen. Sehr schmerzhaft, hart und traurig. Insbesonders zurückgeworfen zu werden auf mich, überfordert mich total. Ich bin sehr blockiert und nehme mich, meine Bedürfnisse und Wünsche wenig wahr. Täglich begegne ich Selbstwertproblemen, Ängstlichkeit, Zweifel. Haben Sie evtl Inputs, um vorwärts gehen zu können?

Jacqueline Frossard: Leider führt eine Trennung immer wieder dazu, dass man an sich zweifelt und massiv verunsichert wird. Diese Gefühle sind sehr belastend und sollten nicht allzu lange andauern. Ihren Zeilen entnehme ich eine grosse Belastung und Ich kann Ihnen nur raten, sich professionelle Hilfe zu gönnen. Einiges scheint mit der Trennung zerbrochen zu sein, und es gilt nun, Ihre Persönlichkeit wieder aufzubauen. Diese Aufbauarbeit kann spannend, aber vor allem auch wohltuend sein und ich wünsche Ihnen alles Gute dabei.

Wie geht man mit der unerfüllten Sehnsucht nach einer Beziehung um? Ich sehne mich schon sehr lange stark danach. Aber ich finde trotz vielen Versuchen einfach niemand passenden und bin je länger je frustrierter. Ich sehe nur, wie ich älter werde, wie andere Beziehungen eingehen und ich niemanden habe. Ich bekomme manchmal das Gefühl ich sei nicht gut genug, beneide andere und es schlägt mir stark auf das Gemüt.

Baluu Lehmann: Guten Abend. Diese Sehnsucht ist sehr verständlich. Was wünschen Sie sich denn konkret? Hätten Sie gerne körperliche Nähe oder einen Menschen, mit welchem Sie den Alltag verbringen können? Diese Fragen sind wichtig, um herauszufinden für was Sie eine Beziehung suchen. Auch hilft es Ihnen, diese Bedürfnisse vielleicht mit anderen Strategien zu erfüllen. Vielleicht mit einer Wohnform, welche mit Ihnen den Alltag teilen oder mit einer Strategie, um Ihre körperlichen Bedürfnisse zu erfüllen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei diesem Prozess.

Hallo, Ich (56) war mit meinem Partner 5 Jahre zusammen. Die ersten 2.5 Jahre auf Distanz ( Schweiz – Israel) und dann bin ich ausgewandert. Hatte eine tolle Beziehung habe mich auch geöffnet und es war einfach toll. Wir sind 2x umgezogen und die Familien sind sogar durch Besuche Zusammengewachsen. Dann von einem Tag auf den andern er wolle Polyamory. Etwas was ich nicht kann. Nun bin ich zurück in der Schweiz seit, Alleine und so leer, habe noch meine Wohnung und bin selbständig. Bin in mir gefangen, blockiert, alleine und weiss nicht wie ich meine Kraft und ein Lächeln zurück hole. Bin so erschöpft und traurig. was kann ich nur tun?

Annette Cina: Versuchen Sie aus der Einsamkeit herauszukommen. Trauer wird am besten bekämpft mit Erlebnissen und Aktivitäten, die dem Hirn andere Gedanken und damit auch andere Gefühle ermöglichen. Nehmen Sie vielleicht wieder Kontakt auf mit Menschen, die Sie von früher kannten und die Sie gut mochten. Versuchen Sie jeden Tage etwas zu tun, was Ihnen etwas Freude bereitet oder Sie zufrieden macht. Zu Beginn sind die Freunden und die Zufriedenheit oftmals noch nicht so gross. Jedoch in kleinen Schritten können Sie sich das Lächeln wieder zurückerobern. Geben Sie nicht auf. Es wird Zeit brauchen um zu heilen.

 

Puls, 11.06.2024, 21:05 Uhr ; 

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