Fröhliche Jazzmusik erklingt, Marilyn Monroe singt die Zuschauerinnen und Zuschauer mit einem «Ha» an – wer im Sommer 1982 vor dem Fernseher sitzt, kennt dieses Signet.
So bewarb das Schweizer Fernsehen DRS sein «Sommer-Wunschprogramm», eine Massnahme gegen die Sommerflaute, weil die Menschen im Sommer lieber draussen am Grill, anstatt vor dem Fernseher sassen.
How to: Demokratie am Fernseher
Doch wie lief das Ganze ab? An drei Abenden konnten Zuschauerinnen und Zuschauer anrufen, um für ihren Wunschfilm abzustimmen. Von 10 bis 16 Uhr waren 5 Leitungen offen. Abends, kurz vor der Ausstrahlung, sogar 20 Leitungen. Ohne die unermüdliche Arbeit der Telefondamen (und der wenigen Telefonherren), deren Hörer heiss liefen, wäre das nicht möglich gewesen.
Die Nachfrage war so gross, dass irgendwann die Anzahl Anrufe beschränkt werden musste: «Nur Anschlüsse mit Endzahl 34», stand da auf dem Bildschirm. Danach wurden die Ergebnisse in einem aus heutiger Sicht überschaubar brillantem Balkendiagramm dargestellt. Dass das Zwischenergebnis vom Mittag nicht mit dem vom Abend übereinstimmten musste, sorgte für Erstaunen. Und dann wurde der Gewinnerfilm ausgestrahlt, beispielsweise die Komödie «Im weissen Rössl» mit Peter Alexander.
Ein emotionaler Abstimmungskampf der anderen Sorte. Das bestätigen die Kindheitserinnerung des SRF-Filmredaktors Benedikt Eppenberger. Als Bub sei für ihn von Anfang an klar gewesen, welcher Film ausgewählt werden würde. Zu seinem Entsetzen. Denn es war immer der Film, den er nicht sehen wollte.
Mann, wie habe ich das Schweizer TV-Publikum gehasst!»
Das wiederum machte ihn wütend. «Mann, wie habe ich das Schweizer TV-Publikum gehasst!» Ein nicht gewählter Film wurde teilweise erst Jahre später wieder gezeigt. Und da es noch keine Streamingdienste gab, hiess es für die Abstimmungsverliererinnen und -verlierer: abwarten und Tee trinken.
Chance auf Wiedergutmachung
Abstimmungsverlierer von einst wie Filmredaktor Eppenberger haben nun nach 42 Jahren wieder die Chance auf erfolgreicheres Voten. Bereits im Juni durften Freunde des Films über den Sommer-Wunschfilm abstimmen. Nun zeigt SRF ab dem 24. Dezember, an drei Tagen, einen vom Publikum gewählten Film.
Zur Auswahl stehen jeweils drei Spielfilme aus den Kategorien «Mein Feiertagsfilm», «Mein Familienfilm» und «Mein Kultfilm». Das Geheimnis um den Gewinnerfilm lüftet Radiomoderator Adrian Küpfer jeweils am TV auf SRF 1, kurz bevor es losgeht.
Die Filmauswahl
Abstimmung «Mein Feiertagsfilm»
Abstimmung «Mein Familienfilm»
Abstummung «Mein Kultfilm»
Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel wurde am 14. Juni 2024 zum ersten Mal veröffentlicht und für die Winter-Wunschfilme aktualisiert.