«Als ich merkte, dass ich mich im gleichen Asylzentrum in Genf befinde wie Félicien Kabuga, erfasste mich die Panik. Das war wie plötzlich vor Hitler zu stehen», erinnert sich die Ruanderin Aline, die ihren richtigen Namen nicht nennen will. Aline ist Tutsi und hat damals 1994 Schutz gesucht in der Schweiz, um nicht wie rund 800'000 ihrer Landsleute von Hutu-Extremisten wie Félicien Kabuga abgemetzelt zu werden.
Doch anstatt den mutmasslichen Völkermörder zu verhaften, zieht Bern es vor ihn auszuweisen und scheut dafür keine Kosten. Was genau ist damals im Sommer 1994 passiert? Warum kann Kabuga in die Schweiz ein- und ausreisen, obwohl schon damals bekannt ist, welch tragende Rolle er beim Planen und Ausführen des Völkermordes wohl spielte?
Es ist eine Geschichte über undurchsichtige Nähe zwischen einem Bundesbeamten in Bern und der Familie Kabuga, Pannen, Nicht-Kommunikation und Wegschauen in der Schweiz. Und es ist eine Geschichte über das Erbe des Genozids, das die heutige Generation in Ruanda mit sich trägt.
Die Schweiz auf Seiten der Völkermörder von Ruanda?
Félicien Kabuga war einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Er gilt als Financier des Völkermords in Ruanda. 26 Jahre war Kabuga auf der Flucht. Ein Grund dafür ist die Schweiz. Sie hätte ihn 1994 festnehmen können. Warum liess man den mutmasslichen Völkermörder damals laufen?
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