Ende der 60er Jahre: Jimi Hendrix kommt in die Schweiz, Blumenkinder feiern den «Summer of Love» - und das Divine Light Zentrum in Winterthur wird gegründet. Eine Glaubensgemeinschaft um den indischen Guru Swami Omkarananda, welche im gutbürgerlichen Quartier «Brühlberg» mehrere Häuser kauft. Die Fassaden bemalen sie mit himmelblauer Farbe – nicht nur diese farblichen Grenzziehungen sorgen für Unmut bei der Nachbarschaft. Wer sind diese fremden Leute, die scheinbar den Brühlberg in Beschlag nehmen?
Eine Sekte, die sogar Wirtschaftsbosse anzieht
Schon bald kommt es zu Lärm- und Ehrverletzungsklagen und Strafanzeigen. Der Konflikt zwischen dem DLZ und der Anwohnerschaft spitzt sich immer weiter zu. Die Mitglieder der Sekte leben nach strengen Regeln, meditieren und schotten sich ab. Das DLZ zieht junge Frauen an, aber auch grosse Namen aus Wirtschaft, Politik und Gewerbe – zum Beispiel den Alusuisse-Boss Emanuel Meyer, der das Zentrum auch finanziell unterstützt.
Es hätte niemand in den kühnsten Albträumen gedacht, dass sie zum Mittel der Bombe greifen könnten.
Die Situation eskaliert ein erstes Mal, als 1973 eine junge DLZ-Anhängerin in das Haus einer Nachbarin gelockt wird, wo ihre Mutter sie überzeugen will, die Sekte zu verlassen. Der Polizei wird gemeldet, die 29-jährige Frau stehe unter Drogen, was sich später als Lüge entpuppte.
Vergiftete Pralinen, schwarze Magie und Bomben
Das Ereignis feuert den Streit weiter an. Als die Ausweisung des Gurus droht, gibt es kein Halten mehr. DLZ-Mitglieder gehen ans Limit, hantieren mit vergifteten Pralinen und Säureangriffen um ihr «Revier» zu verteidigen, aus Indien wird gar ein Schwarzmagier geholt. Der brisante Konflikt ist Thema auf dem politischen Parkett und landet auf den Pulten des damaligen Bundesrats.
Als der Swami schliesslich definitiv des Landes verwiesen werden soll, geschieht das Unfassbare: Vor dem Haus des damaligen Justizdirektors Jakob Stucki explodiert ein Sprengsatz. Weitere Bomben wurden vor seiner und einer weiteren Liegenschaft gelegt, detonierten jedoch nicht. Verletzt wird wie durch ein Wunder niemand.
Die junge Krankenschwester
Wenig später kommt es zur Verhaftung mehrerer DLZ-Mitglieder und des indischen Gurus. Der Fall zieht sich bis vors Bundesgericht. Unter den Verurteilten: Eine junge Krankenschwester aus Australien, Amy*.
Die beiden Journalistinnen Sabine Meyer und Patricia Banzer machen sich im fünfteiligen SRF-Podcast «Himmelblau – Leben am Limit» auf die Suche nach Amy. Sie treffen dabei auf alte Bekannte und versuchen heraus zu finden, wie die Situation damals dermassen eskalieren konnte. Wie konnte es so weit kommen? Und könnte sich so ein Fall auch heute noch ereignen?
*Name der Redaktion bekannt
Die erste Staffel des Podcasts verpasst?