Till* lässt seinen Charme spielen, während er hinter der Bar einen Drink mixt. Seine kriminelle Vergangenheit sieht man dem Autofan nicht an. «Man traut es mir nicht zu», so der 28-jährige. Seine Geschichte steht für eine von vielen: Letztes Jahr wurden laut Bundesamt für Statistik 14'773 Jugendliche verurteilt, Tendenz steigend.
Till wächst bei seinem Vater auf, ist in der Schule ein Aussenseiter, wird gemobbt. Als Teenager gerät sein Leben völlig aus der Bahn. Er klaut Autos, rast, trinkt, lügt und betrügt.
«Wir galten als Psychos»
Mit seiner Gang dreht er ein krummes Ding nach dem anderen. Am Ende wird die Bande in 196 Punkten angeklagt. Till ist der Haupttäter und landet hinter Gittern.
Ich kannte keine Grenzen, kein Limit, wollte immer noch mehr Risiko
Nach der U-Haft lebt Till für vier Jahre im Arxhof, einem Massnahmenzentrum für junge Straftäter. Hier soll er wieder auf die richtige Spur gebracht werden. Kein Zuckerschlecken, sagt Sacha Aeschbach, Leiter des Psychologisch-Forensischen Dienstes im Arxhof: «Die Häfte jener, die hier anfangen, schaffen es nicht bis zum Schluss, aus verschiedensten Gründen.»
Till kämpft sich Schritt für Schritt zurück: Eine eigene Wohnung, neue Freunde und beruflicher Erfolg sind der Lohn.
Krebs mit Mitte Zwanzig
Was damals noch niemand ahnt: Ein paar Jahre später schlägt das Schicksal erbarmungslos zu. Bei Till wird Krebs diagnostiziert.
Mein Ziel war, dass man mir meine Vergangenheit nicht ansieht.
Till blickt mit gemischten Gefühlen zurück. Mit den Journalistinnen Patricia Banzer und Sabine Meyer lässt er im Podcast «Böser Till» Revue passieren, wie er als Teenager die falsche Ausfahrt genommen hat.
Egal ob «Till», «Carlos» oder «Edi» aus der ersten Staffel von «Leben am Limit»: Der Umgang mit kriminellen Jugendlichen ist essenziell für das Funktionieren unserer Gesellschaft. Wie kann es gelingen, junge Straftäter in die Gesellschaft zu integrieren? Und was braucht es für einen jungen Menschen, um diesen Weg zu gehen? Auch das zeigt die Geschichte von Till.
*Namen wurden aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen von der Redaktion und in Absprache mit den Protagonisten abgeändert.
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