Zum Inhalt springen
Video
«Man kann nie ganz neutral sein!»
Aus Radio SRF 3 Clips vom 25.11.2020.
abspielen. Laufzeit 6 Minuten 56 Sekunden.

Jugendkriminalität «Man kann nie ganz neutral sein»

Die SRF-Journalistinnen Patricia Banzer und Sabine Meyer erzählen im Podcast «Böser Till - Leben am Limit» die Geschichte eines 28-jährigen, der als Teenie in die Kriminalität abrutscht. Eine Geschichte, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen. Warum nahm Till die falsche Abzweigung?

Till* ist charmant, ein leidenschaftlicher Autofan – doch der 28-jährige hat eine kriminelle Vergangenheit. In seiner Strafakte häufen sich Delikte: Einbrüche, gestohlene Autos, versuchte Tötung, eine Vergewaltigung. Was ist da passiert? Und wie schafft Till den Spurwechsel?

«Böser Till» ist die dritte Staffel der Podcastserie «Leben am Limit» der beiden Autorinnen Patricia Banzer und Sabine Meyer.

Sieben Monate haben die beiden SRF-Journalistinnen in die Produktion und Recherche des True Crime Podcasts investiert. Sie wühlten sich durch Strafakten, besuchten das Massnahmenzentrum «Arxhof», führten zahlreiche Interviews mit Till und seinem Umfeld und produzierten daraus eine fünfteilige Serie fürs Ohr.

Die Aufarbeitung eines ganzen Lebens und die Arbeit mit einer ehemals kriminellen Person: Patricia Banzer und Sabine Meyer standen vor einigen Herausforderungen.

Wie bleibt man bei der Berichterstattung neutral?

In einer Strafakte Details zu einer Vergewaltigung lesen oder Familienmitglieder weinen zu hören, das geht nahe.

Neutral bleiben? Das kann man nie. Egal, um wen es geht.
Autor: Sabine Meyer Co-Autorin der Serie «Leben am Limit»

Sabine Meyer und Patricia Banzer sind sich einig: Man hat immer eine Haltung. Wichtig ist, sich dessen bewusst zu sein und professionell damit umzugehen. «Wir haben den Vorteil, dass wir zu zweit unterwegs sind. So können wir uns gegenseitig spiegeln, austauschen und abgleichen», erklärt Meyer.

Was denkt ihr über Till?

Auf der einen Seite hat man die schweren Delikte der Vergangenheit, auf der anderen Seite einen jungen Mann, der keine einfache Kindheit hatte und sich wieder ein «normales» Leben erkämpft hat. Wer sich die Geschichte von Till anhört, wird merken, dass zahlreiche Faktoren zusammenspielten, die ihn auf die schiefe Bahn brachten.

Das ist ein Leben. Das sind nicht nur Zeilen in unserem Podcast.
Autor: Sabine Meyer Co-Autorin der Serie «Leben am Limit»

Patricia Banzer ergänzt: «Man realisiert auch, dass das Leben nicht immer geradelinig verläuft.»

Was waren die Schwierigkeiten?

Um zu verstehen, weshalb das Leben von Till so verlaufen ist, braucht es auch den Blick in seine Kindheit. Einige Verhaltensmuster sind darauf zurück zu führen, dass er bei seinem Vater aufgewachsen ist. Familientherapeuten und Till selbst rieten allerdings davon ab, den direkten Kontakt zu ihm zu suchen.

Es sind Menschen und sie funktionieren nicht nach Drehbuch.
Autor: Sabine Meyer Co-Autorin der Serie «Leben am Limit»

Patricia Banzer und Sabine Meyer wollen die Geschichte von Till von verschiedenen Seiten beleuchten und darum auch mit seinem Umfeld sprechen, jedoch steht der Schutz des Protagonisten an oberster Stelle.

Patricia Banzer sagt dazu: «Es ist immer eine schwierige Gratwanderung: Was macht eine Geschichte spannend? Und gleichzeitig: Wird man damit der Person gerecht?»

Geht unter die Haut: In der neuen Staffel von «Leben am Limit» erzählt Till, wie er auf die schiefe Bahn geriet und wo er heute steht, nach jahrelanger Therapie und einem Schicksalsschlag.

* Namen wurden aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen von der Redaktion und in Absprache mit den Protagonisten abgeändert.

Dein Feedback

Gefällt dir «Böser Till», die dritte Staffel von «Leben am Limit»? Hast du etwas ähnliches erlebt? Schreib uns hier!

Meistgelesene Artikel