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Orchesterstück ohne Musik: Ravels «Boléro»

Die weltbekannte Komposition entstand 1928 und ist der Tänzerin Ida Rubinstein gewidmet. Über die richtige Interpretation gerieten sich Komponist Maurice Ravel und der italienische Star-Dirigent Arturo Toscanini heftig in die Haare.


Am 4. Mai 1930 führte Arturo Toscanini den «Boléro» mit den New Yorker Philharmonikern an der Pariser Opéra auf. Toscaninis Tempo war deutlich schneller, als der anwesende Ravel es bevorzugte, und Ravel signalisierte seine Missbilligung überdeutlich: «Das Schwein hat zu schnell gespielt, das ist unverzeihlich. Das Stück ist ruiniert».

Nach dem Konzert kam es hinter der Bühne zu einem scharfen Wortwechsel zwischen den beiden Männern. Ravel: «Das entspricht nicht meiner Tempobezeichnung!» Toscanini: «Wenn ich Ihr Tempo spiele, ist es nicht effektiv.» Ravel: «Dann spielen Sie den Boléro eben nicht.» Toscanini: «Sie haben keine Ahnung von Ihrer Musik. Das ist die einzige Möglichkeit, das Werk zu retten!»

Der «Boléro» nimmt in der Musikgeschichte eine einzigartige Stellung ein. In dieser Komposition wird ein archaisch einfaches Thema 18 Mal wiederholt und ist laut Ravel «ein reines Orchesterstück ohne Musik; nichts als ein langes, progressives Crescendo».



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