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Fluchen für die Fitness: Wenn Menschen beim Joggen schimpfen, haben sie dadurch mehr Power. Aber nur in bestimmten Situationen.
IMAGO / Panthermedia
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Schimpfen und Fluchen gibt Kraft

Fluchen beim Fussballspielen oder Joggen kann die Leistung verbessern – aber nur in gewissen Fällen.

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Wenn einem beim Joggen die Sonne im Nacken brennt, der Schweiss in die Augen tropft und der Hügel immer steiler wird, kann schon mal ein Schimpfwort entweichen. Profi-Sportlerinnen und Sportlern scheint es kaum anders zu gehen. Fluch-Tiraden sind bei einem Fehlschuss im Fussball oder bei einem Aufschlagfehler im Tennis keine Seltenheit. Doch welche Auswirkungen haben diese verbalen Ausbrüche auf die sportliche Leistung?

Falls Sie während dem Sporttreiben das eine oder andere Schimpfwort zurückgehalten haben, könnten diese Studienergebnisse Ihren künftigen Umgang damit verändern. Denn Fluchen kann positive Effekte auf die Leistung haben. Und zwar können Menschen dank der derben Ausdrücke mehr Kraft mobilisieren.

Der Sportpsychologe Jan Rauch, der an der Zürcher Fachhochschule für Angewandte Wissenschaften lehrt, erklärt: «Wenn ein Torschuss an die Latte geht und sich ein Spieler darüber aufregt, kann das bei ihm eine Kampfreaktion im autonomen Nervensystem auslösen. Dadurch werden Ressourcen bereitgestellt, die im normalen Zustand nicht zur Verfügung stehen.» Fluchen könne also eine enthemmende Wirkung entfalten.

Im Falle des Fussballspielers bedeutet das: Der Ball prallt ab und der Spieler sprintet mit noch mehr Energie los. Aber Achtung: Das passiert nur, wenn das Schimpfwort dem Gehirn signalisiert, dass es sich um eine aussergewöhnliche Situation handelt. Flucht jemand jeden Tag, verlieren die tabuisierten Wörter ihren Kick.

Fluchen kann ablenken und Emotionen verstärken

Manche können durchs Fluchen Frust loswerden und sich beruhigen. Der Sportpsychologe sagt aber: «Bei den allermeisten Menschen passiert das Gegenteil. Es verstärkt den Frust und die körperliche Aufregung», betont Rauch. Je nach Kontext wirkt Fluchen beim Sport also nicht enthemmend, sondern ist kontraproduktiv. «Denkt ein Fussballspieler nur noch an den blöden Lattenschuss, den schlechten Rasen, den unfairen Schiedsrichter, und steigert sich in seinen Ärger hinein, dann ist Fluchen keine gute Strategie», erklärt Rauch.

Ein Sportler lenke so seine ganze Aufmerksamkeit aufs Negative und könne sich deswegen nicht dem fortgesetzten Spiel widmen. Der Sportpsychologe rät deswegen von dieser Strategie zur Leistungssteigerung ab. Nur bei bestimmten Personen und in ausgewählten Situationen könne ein Fluchwort helfen, Energiereserven anzuzapfen.

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