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Schweizer Volkslieder: Gab es das Vreneli aus Guggisberg?

Moderator Adi Küpfer macht sich in einer mehrteiligen Serie auf Spurensuche nach den wahren Geschichten hinter Schweizer Volksliedern. Heute geht es nach Guggisberg, besungen im alten Guggisberglied, «ds Vreneli ab em Guggisberg».

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Ist die Geschichte wahr?

«S isch äben e Mönsch uf Ärde – Simelibärg!». Mit diesen Worten beginnt das wohl bekannteste Schweizer Volkslied, über «ds Vreneli ab em Guggisberg». Im Dorf Guggisberg ist man fest davon überzeugt: «Das Vreneli, hat es gegeben.» Es ist ein Teil der Dorfidentität.

Ein Vreneli steht auf dem Dorfbrunnen. Es gibt ein Vrenelimuseum. Vreneli und Hans-Joggeli findet man auf den Wänden der Dorfbeiz. Und: Es gibt sogar einen Vrenelichor. Dort mitsingen dürfen eigentlich nur Frauen mit Namen Verena, Vreni oder Vreneli.


Eine tragische Geschichte

Die einstige Existenz von Vreneli kann man nicht beweisen. Aber der ehemalige Dorflehrer und Liedkenner Johannes Josi hat Beweise dafür, dass es den ebenfalls besungenen «Simes Hans-Joggeli» gegeben hat. In einer Volkszählung aus dem Jahre 1715 wird er namentlich erwähnt. Und wenn es den gegeben hat, dann müsse es auch Vreneli gegeben haben. 

Im Treffpunkt erfahren wir von Josi, was für eine tragische Geschichte dem Lied zugrunde liegt. Wer das Lied geschrieben hat, das bleibt aber offen. Das wisse man bei einem Volkslied nie genau. Fakt ist, es ist alt. Es gibt schriftliche Quellen aus dem 18. Jahrhundert. Und Fakt ist auch, das Lied ist traurig. 


Guggisberg - Coverversionen

Es ist aber auch sehr schön. Es läuft einem nach. Und dies ist wohl einer der Hauptgründe, warum es ein klassisches Volkslied wurde, von welchem es mehrere Varianten gibt. Immer wieder wird es neu interpretiert, auch heute noch. Stars der Schweizer Musikszene wie Stephan Eicher, Steff la Cheff oder Christine Lauterburg haben das Guggisberglied in ihrem Repertoire. Und auch auf Englisch hört man es bei uns am Radio: In der Version «if ever...» der Band Angelheart.


Das Heimweh-Lied

Doch nicht immer durfte das «Vreneli-Lied» so frei gesungen werden. Schweizer Söldnern, anno dazumal, durften das Lied nicht singen. Gar die Todesstrafe hätte gedroht. Warum? Das Lied ist dermassen melancholisch, dass es in der Fremde Heimweh ausgelöst hätte. Und eine Fahnenflucht wollte man vermeiden. 

Auch das Thema Heimweh wird aufgegriffen und wir wollen von Ihnen wissen: Welches (Volks-)Lied löst denn bei Ihnen Heimweh aus, wenn Sie im Ausland sind? 

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