Es ist nicht das erste Mal, dass Leo Alvarado sein Leben komplett neu ausrichtet. Vor rund elf Jahren kommt der Ecuadorianer in Luzern an – mit nur 40 Dollar in der Tasche und einer Gitarre im Gepäck.
In die Schweiz für die Liebe
Isabelle trampt in jungen Jahren durch Südamerika und lernt in Ecuador Leo kennen. Sie verlieben sich und wenig später folgt er ihr in die Schweiz. Die beiden heiraten, kriegen zwei Söhne. Trotz anfangs spärlichen Deutschkenntnissen findet Leo eine Lehrstelle als Zimmermann und schliesst diese als einer der besten seines Jahrganges ab.
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Wenn ich daran denke, in Rio Negro zu sein, geht mir das Herz auf.
Jetzt zieht es die Familie wieder zurück nach Ecuador, in ein abgelegenes Dorf namens Rio Negro, Leos Heimatdorf. «Wir sind sehr zufrieden in der Schweiz», sagt Leo. «Wir haben eine glückliche Familie, gute Jobs. Das Schöne ist: Wir fliehen nicht. Wir gehen nach Ecuador, weil wir dort andere Chancen sehen, die wir hier nicht haben.»
Nach Ecuador für mehr Freiheit und Zeit
Familie Alvarado gibt Komfort und Sicherheit in der Schweiz auf. Was sie dafür gewinnen: weniger Druck und Verpflichtungen und tiefere Lebenshaltungskosten.
Internet, Strom, Wasser, Essen – das war's mit den Fixkosten. Denn die beiden besitzen in Rio Negro bereits ein einfaches Haus mit Umschwung. «Wir haben nicht den Stress, dass beide arbeiten müssen, um die Miete bezahlen zu können», sagt Isabelle. «So haben wir mehr Zeit mit den Kindern und können sie aufwachsen sehen.»
Emotionale Begegnungen
In Ecuador trifft Familie Alvarado auf viele verwunderte Gesichter: «Für die Leute hier ist die Schweiz ein Paradies. Sie können nicht verstehen, dass wir nach Ecuador kommen», sagt Isabelle.
Das südamerikanische Land befindet sich in einer Wirtschaftskrise, ist instabil und kämpft gegen Armut und Kriminalität. Leo beunruhigt das nicht, er ist mit dieser Unsicherheit aufgewachsen und sagt: «Man kann damit leben.»
Sie können nicht verstehen, dass wir nach Ecuador kommen.
In Rio Negro werden Alvarados von Leos Familie empfangen. Es herrscht grosse Freude – besonders bei Leos Mutter Lastenia, die mit den Auswanderern gemeinsam im Haus wohnen wird. «Ich war immer alleine. Jetzt bin ich so glücklich, dass sie wieder da sind.»
Auch ein einfaches Leben kostet Geld
Leo und Isabelle wollen den zweiten Stock ihres Hauses fertigstellen. Eine «Villa Kunterbunt» soll es werden, mit viel Platz zum Spielen, Musizieren und Zusammensein. Mehrere Jahre haben die beiden dafür gespart.
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Bild 1 von 7Legende: Aus dem Haus im Rohbau soll eine «Villa Kunterbunt» werden. SRF
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Bild 2 von 7Legende: Rio Negro liegt auf halber Strecke zwischen dem Touristenort Baños und dem Amazonasgebiet. SRF
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Bild 3 von 7Legende: Das Haus von Familie Alvarado liegt mitten in der Natur. SRF
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Bild 4 von 7Legende: Es gibt viel zu tun: Der erste Stock des Hauses befindet sich noch im Rohbau. SRF
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Bild 5 von 7Legende: Familie Alvarado will das Obergeschoss ausbauen – mit grossen Fenstern und viel Platz zum Spielen. SRF
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Bild 6 von 7Legende: Koffer auspacken: Das Chaos nach der Ankunft ist gross. SRF
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Bild 7 von 7Legende: Das Leben in Rio Negro ist einfach: Leos Mutter wäscht noch von Hand. SRF
Nichtsdestotrotz: Auch in Ecuador muss Familie Alvarado Geld verdienen. Leo versucht, mit einer mobilen Zimmerei Fuss zu fassen. Eine weitere Einnahmequelle: Am Telefon berät Isabelle Menschen in der alten Heimat in allen Lebenslagen.
Unberechenbare Natur
Während der Regenzeit gibt es in der Provinz rund um Rio Negro heftige Überschwemmungen. Mehrere Schlammlawinen reissen Häuser, Tiere und Menschen mit. Leo und Isabelle sind schockiert, aber dankbar, dass sie verschont wurden.
Bei Freunden und Bekannten in der Schweiz sammeln sie Geld. «Ich bin so dankbar für das Vertrauen, das mir all die lieben Menschen entgegenbringen. Das ehrt und berührt mich.» Mit den Spenden kaufen sie Lebensmittel und andere Hilfsgüter für die Betroffenen. So können sie zumindest ein wenig helfen, die Not der Menschen zu lindern.