Weder mit ihrer Aussage «Das würde mir nicht passieren», noch mit der Tatsache, dass sie trotzdem betrogen wurde, ist Katja alleine. Sie will anonym bleiben und wird darum nur mit ihrem Vornamen genannt.
Katjas Fall zeigt sinnbildlich, dass Cyberbetrug alle treffen kann – unabhängig von Alter oder Ausbildungsgrad. Und: dass die Fälle von Cyberkriminalität rasant zunehmen.
Viele Fälle werden nicht angezeigt
In den Statistiken landen jedoch nur jene Fälle, die zur Anzeige gebracht werden. «Die überwiegende Mehrheit wird nicht angezeigt», sagt Nora Markwalder, Strafrechtsprofessorin an der Uni St. Gallen. Die Schwere des Delikts oder das Gefühl, der Aufwand sei zu gross oder die Erfolgsaussichten zu klein, hätten Einfluss darauf, dass nur etwa 15 Prozent der Betrugsopfer Anzeige erstatten. Das zeigt eine Studie der Universität St. Gallen.
Ausgeklügelte Betrugsmaschen
Katja jedoch zeigt ihren Betrugsfall an. Laut Florian Frei von der Kantonspolizei Zürich die richtige Entscheidung. Denn nur so könne die Polizei einen Überblick über die Fallzahlen und die neusten Betrugsmaschen haben.
Letztere werden immer raffinierter. Im Fall von Katja rufen die Betrüger während der Arbeitszeit an. Sie geben sich als Mitarbeiter der Zürcher Kantonalbank aus, wo Katja Kundin ist. Es habe missbräuchliche Zahlungen auf ihrem Konto gegeben.
Katja ist zwar skeptisch, doch die Betrüger argumentieren plausibel und setzen Druck auf. So bringen sie die 32-Jährige dazu, einen QR-Code zu scannen. Angeblich, um die missbräuchliche Zahlung zu stornieren. Was Katja zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnt: Sie hat damit die Zahlung von 48'520 Franken an die Betrüger authentifiziert.
Was bleibt, ist die Scham
Katja merkt schon wenige Sekunden später, dass sie Betrügern auf den Leim gegangen ist. Zu diesem Zeitpunkt ist es aber schon zu spät – das Geld ist weg.
Ich konnte mehrere Tage nicht schlafen.
«Ich war immer noch am Telefon mit dem Betrüger. Mir rutschte ein ‹Fuck› raus und dann begann der Betrüger, mich laut auszulachen», erzählt die 32-Jährige. Neben dem Geld, das sie verloren hat, sei besonders dieses Schamgefühl prägend gewesen. «Ich konnte nach dem Vorfall tagelang nicht schlafen, war wie in einem Ausnahmezustand.»
Es kann jede und jeden treffen
Katja ist kein Einzelfall. Auch die 48'520 Franken, die sie verloren hat, liegen laut Florian Frei von der Kantonspolizei Zürich im Mittelfeld der Deliktsummen. Diese reichen von wenigen hundert Franken bis in die Millionen.
Klar wird im Gespräch mit Betroffenen, als auch mit Expertinnen und Experten: Cyberbetrug kann tatsächlich jede und jeden treffen. «Die Personen, die sagen, ‹Ich kann nicht Opfer werden›, sind am gefährdetsten. Denn sie sind nicht mehr vorsichtig.»