Stellen Sie sich vor, Ihre angebliche Enkelin ruft Sie schluchzend an. Sie sei in einen schlimmen Unfall verwickelt und wurde verhaftet. Dann überredet Sie eine falsche Staatsanwältin, Geld für eine Kaution zu überweisen.
Solche Tricks nutzen Betrüger, um jedes Jahr 675 Millionen Franken von älteren Menschen zu erbeuten, sagt Pro Senectute. Journalist Cedric Schild hat in seinem Dokumentarfilm solchen Betrügern eine Falle gestellt:
Doch wie kann man sich dagegen schützen? Polizei und Betroffene geben Ihre Erfahrungen weiter.
Tipp #1: Machen Sie sich bewusst: es kann jeden treffen
Falsche Polizisten, scheinbar verunglückte Angehörige, erdichtete Bankangestellte oder inszenierte Liebesbeziehungen – die Tricks sind vielfältig und die Drahtzieher so ausgefeilt wie skrupellos.
Die Polizei verzeichnet täglich bis zu tausend Anrufversuche. Die Täter bedrohen, verängstigen und setzen Menschen unter Druck, um an Geld zu gelangen. «Sie agieren äusserst professionell», erklärt Kantonspolizist Peter Bächer. «In einem unachtsamen Moment kann es jeden treffen. Die ersten paar Sekunden sind entscheidend.»
Tipp #2: Die echte Polizei fordert niemals am Telefon Geld ein
Wenn es eine Botschaft gibt, die Sie aus dieser Sendung mitnehmen sollten, dann ist es diese: «Die Polizei führt keine Ermittlungen am Telefon durch, sondern persönlich vor Ort», betont Peter Burri, Leiter der Kommunikation bei Pro Senectute. «Die Bank oder die Polizei wird Sie nicht anrufen, es sei denn, es geht darum, einen Termin zu vereinbaren», unterstreicht Elisabeth Raaflaub.
Tipp #3: Fragen Sie selbstbewusst nach
Ein Anruf von der Polizei kann für viele zunächst ein Schock sein. Trotzdem ist es ratsam, Nachfragen zu stellen. Auf diese Weise können Sie das Gespräch entschleunigen.
Wenn Personen am Telefon behaupten, Verwandte zu sein, oder als Polizisten auftreten und Geld fordern, bleiben Sie misstrauisch. Besonders, wenn Verwandte von einer fremden Nummer anrufen.
Selbst wenn die Zeit drängt, legen Sie auf und rufen Sie die echte Nummer zurück. Auf diese Weise können Sie einen möglichen Betrug entlarven. «Wenn ich mich als jemand ausgebe, der ich nicht bin, bin ich nicht auf der echten Nummer erreichbar», sagt Cybersecurity-Experte Marc Ruef.
Tipp #4: Löschen Sie Ihren Telefonbucheintrag
Betrüger zielen oft auf Personen mit älter klingenden Vornamen ab. Heissen Sie Elisabeth, Hans, Maria, Walter, Kurt, Günther, Margot oder Helga? Dann sollten Sie überlegen, ob Ihr Name wirklich im Telefonbuch stehen muss. Es ist möglich, Ihren Eintrag anzupassen. Eine Anleitung dazu und weitere hilfreiche Tipps finden Sie auf der Webseite der Schweizerischen Kriminalprävention.
Tipp #5: Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson
«Ich durfte mich niemandem anvertrauen, sie haben mir Angst gemacht», sagt Raaflaub. Der falsche Polizist habe ihr eingeschärft: «Wenn Sie mit jemandem darüber reden, behindern Sie unsere gesamten Ermittlungen.»
Am Telefon werden den Betroffenen oft Strafen angedroht oder sie werden dazu aufgefordert, ihre Liebsten herauszuhalten, um sie nicht in Gefahr zu bringen. Wann immer solche Sätze fallen, sollten bei Ihnen die Alarmglocken läuten.
Tipp #6: Gehen Sie zur Polizei
Die Dunkelziffer solcher Verbrechen ist beträchtlich, da sich viele Opfer dafür schämen, auf einen Betrug hereingefallen zu sein. Trotzdem ist es wichtig, Anzeige zu erstatten. Zögern Sie nicht, die Notrufnummer 117 zu wählen, und erstatten Sie anschliessend eine Anzeige bei der Polizei. Vorfälle ohne Geldschaden können auch auf den Websites cybercrimepolice.ch oder telefonbetrug.ch gemeldet werden.