«Legen Sie einfach auf!» Das rät die Schweizerische Kriminalprävention auf ihren Plakaten: Immer dann, wenn eine anrufende Person mit einer persönlich adressierten Schocknachricht aufwartet, die über Umwege auf eine Übergabe von Bargeld oder Wertgegenständen hinausläuft.
Der Journalist und Comedian Cedric Schild – auch bekannt als Polizeipraktikant Smetterling in der Serie SRF-Serie «Tschugger» – hat nicht aufgelegt. Im Gegenteil: Er und sein Team – sie gehören zu Ringier Medien Schweiz – spielten Lockvogel und danach monatelang Katz und Maus mit den Betrugsbanden.
Ernsthafte Präventionshilfe
Bei allem Schabernack ist der rund 80-minütige Film «Die Enkeltrick-Betrüger» wertvoll als ein Beitrag zu den staatlichen und kantonalen Bemühungen, die primär angewählte ältere Generation aufzuklären. Sofern Seniorinnen und Senioren überhaupt zum Film finden, der online hinter einer Bezahlschranke steckt.
Tatsächlich lernt man viel; auch dann, wenn man meint, bereits Bescheid zu wissen: Diverse Betrugsmaschen werden im Detail geschildert, und das Publikum kann mithören, wie die Anrufenden bei ihren Opfern falsches Vertrauen aufbauen und gezielt psychischen Druck ausüben.
Unterhaltsame Telefonstreiche
Über seinen aufklärerischen Wert hinaus funktioniert «Die Enkeltrick-Betrüger» mit den gewohnten satirischen Stilmitteln der «Izzy»-Web-Clips: Diebisch vergnügt zeigt Schild dem Publikum, wie er Nummern und Namen ins Telefonbuch eintragen lässt, die dem Beuteschema der Kriminellen entsprechen. Und lacht sich ins Fäustchen, als sich zum ersten Mal ein Anrufer mit Betrugsabsichten bei ihm meldet.
Schild ist von früheren Pranks her erfahren im Hinhalten und Verwirren von Menschen in der Leitung. Er verstellt seine Stimme und schafft es geschickt, gleichzeitig auf die Anrufenden ernst und auf das Publikum lustig zu wirken: «Was soll ich machen? Meinen Tresor leerräumen?»
Klickende Handschellen
Das gesteckte Ziel der Filmcrew ist hoch: Die Betrüger sollen nicht nur tüchtig veräppelt, sondern bis zum Diebstahlversuch vor einer Haus- oder Wohnungstür bewegt werden, bei dem dann die eingeweihte Polizei eingreift. Was auch passiert.
Die Comedy-Doku «Die Enkeltrick-Betrüger» ist geschickt aufgebaut, temporeich und mutig. Zudem macht der Film deutlich: Nicht nur senile oder naive Menschen werden Opfer von Telefonbetrug.
Oft reicht es, dass man nicht auf einen derart verlogenen Anruf gefasst ist und sich von der erzeugten Hektik mittragen lässt. Eine betroffene Frau, offensichtlich nicht auf den Kopf gefallen, schildert das im Film.
Schadenfreude aus Prinzip
Der «Izzy»-Humor funktioniert dabei hervorragend. Nur in wenigen Szenen erhält er einen etwas fahlen Beigeschmack: Zwar gehören Schadenfreude und Blossstellung traditionell zu einem solchen Format und sind in der hier gezeigten Weise zweifellos witzig und legitim.
Aber Schild & Co. machen selbst dann noch Faxen, als hereingefallene Kriminelle im Polizeiwagen abgeführt werden. Das bedient dann doch eher niedere Instinkte.