- Alleine im Kanton Zürich haben kriminelle Telefonbetrüger letztes Jahr 6.7 Millionen Franken erbeutet.
- Diese Deliktsumme ist fast dreimal so hoch wie noch ein Jahr zuvor.
- Die erfundenen Geschichten seitens der Betrüger spielen dabei immer mehr mit der Angst der Opfer.
Telefonbetrüger versuchen in der Region Zürich «hunderte Male pro Tag» meist zufällig ausgewählte Opfer ausfindig zu machen, um ihnen Geld abzuknöpfen. Hierbei setzten sie vermehrt auf sogenannte Schockanrufe, wie die Polizei mitteilt.
Eine neue, dreiste Masche
Diese Masche ist relativ neu – funktioniert aber eigentlich immer genau gleich: Die kriminellen Telefonbetrüger suchen gezielt nach Seniorinnen und Senioren – etwa über einen älter klingenden Namen – und rufen diese an.
Dann gaukeln sie ihrem potenziellen Opfer beispielsweise vor, dass ein nahestehender Verwandter einen Unfall verursacht habe. Und dass die Person nun in Haft sei und für sie deswegen eine Kaution bezahlt werden müsse, sagt Florian Frei von der Kantonspolizei Zürich.
Eine andere, oft angewandte Lügengeschichte ist, dass eine verwandte Person im Spital sei und deshalb dringend Geld bezahlt werden müsse, damit diese Person die benötigte Operation erhalte, so Florian Frei weiter.
Und diese Masche ist für die Kriminellen offenbar lukrativ. Gemäss Angaben der Kantonspolizei Zürich trugen diese Schockanrufe erheblich dazu bei, dass die Schadenssumme derart massiv angestiegen ist: von knapp 2.4 Millionen Franken im Jahr 2021 (bei rund 60 vollendeten Betrugsfällen) auf 6.7 Millionen Franken im 2022 (bei 111 vollendeten Betrugsfällen).
Noch vor nicht allzu langer Zeit haben sich Telefonbetrüger eher als «falsche Polizisten» ausgegeben: Ihren vermeintlichen Opfern gaben sie an, dass das zuhause aufbewahrte Geld und der Schmuck nicht sicher seien – und die Polizei deswegen die Wertsachen abholen müsse.
Anders als bei dieser Masche stehen die Opfer bei Schockanrufen deutlich stärker unter Druck. So geht die Kantonspolizei Zürich denn auch davon aus, dass die persönliche Betroffenheit, die bei Schockanrufen mitspiele, die Opfer veranlasst, grössere Beträge zu bezahlen. Im Schnitt flossen pro Opfer letztes Jahr rund 60'000 Franken an die Betrüger.
Der Polizei gelingt ein grosser Schlag
Obwohl die Täter meist im Ausland sitzen und die Ermittlungsarbeit für die Schweizer Behörden dementsprechend schwierig ist, gelingt es den Polizeien dann und wann, Täter festzunehmen oder Betrugsversuche zu vereiteln.
So gelang der türkischen Polizei – auf Ersuchen der Zürcher Staatsanwaltschaft und in Zusammenarbeit mit Zürcher Behörden – im Oktober 2022 ein grosser Schlag gegen eine Betrügerbande. Dabei wurden mehr als zwei Dutzend Hinterleute verhaftet und Wohnungen von mutmasslichen Telefonbetrügern durchsucht.