Allein im Kanton Zürich versuchen es die Gauner dutzende Male am Tag. Sie rufen gezielt ältere Personen an und versuchen, mit einer betrügerischen Geschichte an Geld zu kommen. Über 2500 Betrugsversuche am Telefon zählte die Zürcher Polizei im letzten Jahr, in 59 erfolgreichen Fällen wurden Seniorinnen und Senioren um fast 2.4 Millionen Franken betrogen.
Auch die Zahlen aus anderen Kantonen zeigen: Trickbetrügereien am Telefon haben weiterhin Hochkonjunktur. Der Kanton St. Gallen etwa zählte in diesem Jahr bereits über 200 Fälle, in denen Telefonbetrüger an das Geld von Seniorinnen und Senioren kommen wollten. Im Aargau sind es bereits über 430 Fälle. Und im Kanton Zürich ist die Schadenssumme 2022 mit gut 2.4 Millionen Franken jetzt schon höher als im gesamten letzten Jahr.
Telefonbetrug: Hilfreiche Internetseiten
Um an das Geld der Opfer zu kommen, greifen Betrüger vor allem zu zwei Maschen:
- Der falsche Polizist (Spoofing): Der Anrufer behauptet, dass im Quartier ein Verbrecher verhaftet wurde. Bei diesem sei eine Liste mit möglichen Einbruchszielen sichergestellt worden. Und auf dieser Liste erscheint natürlich auch Name und Adresse des Opfers. Der falsche Polizist behauptet, Wertsachen, Bargeld und allenfalls sogar das Geld auf dem Konto seien nicht mehr sicher. Die Seniorin oder der Senior wird deshalb angewiesen, alles dem falschen Polizisten zu übergeben.
- Der Enkeltrickbetrug: Der Anrufer gibt sich als Familienmitglied aus und behauptet, in einer finanziellen Notsituation zu sein. Er kommuniziert dafür geschickt und entlockt dem Opfer viele Informationen aus der Familie, die er nachher ins Gespräch einfliessen lässt. So manipuliert er die Seniorin oder den Senior bis zur Einwilligung, ihm mittels hoher Geldbeträge aus der finanziellen Not zu helfen. Er gibt sich hilfsbereit, aber setzt das Opfer auch unter Druck. Die Übergabe erfolgt meist an einen «vertrauenswürdigen Freund».
Der Telefonbetrug ist eine bekannte, aber immer noch erfolgreiche Masche. Die Polizei geht davon aus, dass die Zahlen in Wirklichkeit noch höher liegen dürften. So rechnet die Kantonspolizei Zürich damit, dass im letzten Jahr über 12'000 Betrugsversuche stattgefunden haben. Opferzahlen und Schadenssumme dürften rund fünfmal höher sein als ausgewiesen.
Hohe Dunkelziffer wegen Schamgefühlen
Die hohe Dunkelziffer habe vermutlich zwei Gründe, sagt Florian Schneider von der St. Galler Kantonspolizei. «Diejenigen, die nicht auf die Masche hereinfallen, sagen sich: Ist ja nichts passiert.» Und die Opfer würden aus Scham nicht zur Polizei gehen. Aber auch Rolf Decker von der Präventionsabteilung der Zürcher Kantonspolizei merkt an: «Die Betrüger sind extrem professionell, extrem kommunikativ und sie haben auf jede Frage eine Antwort, die sehr glaubwürdig ist.» Kein Opfer brauche sich deshalb zu schämen.
Wichtig sei, sich in jedem Fall bei der Polizei zu melden, beim Betrugsversuch das richtige Verhalten an den Tag zu legen und gewisse Alarmsignale richtig zu deuten. Die Polizei empfiehlt deshalb folgende Massnahmen und Verhaltensweisen:
Ganz verschwinden wird die Masche des Telefonbetrugs auch in den nächsten Jahren nicht, mit den Massnahmen aber kann das Risiko, Opfer von Trickbetrügern zu werden, massiv gesenkt werden, so die Kriminal-Experten. Aktuell beschäftigen auch falsche Computer-Supporter die Polizei. Allein im Kanton Bern wurden im letzten Jahr 73 solche Telefon-Betrugsversuche mit einer Schadenssumme von 324'000 Franken registriert.