«Solche Orte kennen wir in Amerika nicht», schwärmen texanische Touristen in Andermatt. Hier machen sie vier Tage Skiferien. Das sei inklusive Flug billiger, als wenn sie dafür nach Colorado gingen, wo ein Tagespass rund 250 Dollar kostet.
Solche Kurzurlaube sind ganz nach dem Geschmack des US-Unternehmens Vail Resort. Der weltweit grösste Betreiber von Skigebieten besitzt die Bergbahnen Andermatt-Sedrun und Crans-Montana.
Skifahren – episch und global
Vail Resort betreibt total 42 Skigebiete in Nordamerika, Australien und der Schweiz. Für 1000 Dollar im Jahr löst man die Karte für alle Pisten dieser Resorts. Epic Pass heisst das Konzept, welches von ungefähr 2,5 Millionen Menschen genutzt wird.
CEO Mike Goar weiss: «In Mitteleuropa gibt es pro Saison rund 190 Millionen Skigebietsbesuche.» Und wo Gewinne locken, investiert der US-Konzern gern:
- Der Kauf seiner beiden Schweizer Skiresorts hat Vail Resorts fast 270 Millionen Franken gekostet.
- Weitere 180 Millionen sollen in deren Modernisierung und Ausbau fliessen.
Existenziell für ganze Regionen
Thomas Egger, quasi der Cheflobbyist der Schweizer Skigebiete, schüttelt den Kopf: «Wie kann es sein, dass die Schweiz als eines der reichsten Länder der Welt von ausländischen Investoren abhängig ist?»
Egger weiss um die zentrale Rolle der Bergbahnen für den Schweizer Tourismus:
- Arbeitgeber von 21'000 Angestellten
- Jahresumsatz von 1.6 Milliarden CHF
«Es gibt Bergbahnen, deren Bedeutung existenziell ist. Ihr Niedergang wäre der Tod einer ganzen Region», hält Egger fest.
Es geht auch ohne Ausland
Statt auf ausländische Investoren setzt die Lenzerheide Bergbahnen AG auf total 3400 Aktionäre. Und fast die Hälfte aller Wertpapiere gehören der Gemeinde.
Auch in Lenzerheide hat Vail Resorts mit Kaufinteresse angeklopft – aber erfolglos. Thomas Küng, CEO der Bergbahnen, stellt klar: «Wir wollen unabhängig bleiben.» Credo: Selbst finanziert sein und doch eine gute Rendite haben. Küng: «Mit 40 Millionen Umsatz gelingt uns das auch.»
Von den Toten auferstanden
Solche Zahlen peilt San Bernardino auch an. Nach 12 Jahren Shutdown wurde das Skigebiet letztes Jahr wiedereröffnet – mit zwei komplett renovierten Hotels. Hinzu kommen zahlreiche Wohnungen.
Die Mediensprecherin sagt: «Wir werden nicht Andermatt kopieren und wollen vor allem Familien ansprechen.» Wichtig für die Dorfbewohnerschaft ist ausserdem, dass ein Tessiner Investor das Projekt finanziert: «Die Einheimischen sind stark hier verankert und gegenüber Neuem und Internationalem eher zurückhaltend.»
Rasend schnelle Veränderungen
Egal ob in- oder ausländisch finanziert: Mit neuen Investoren verändern sich die Bergregionen oft rasend schnell. Das zeigt Andermatt, wo ein komplett neuer Dorfkern entstanden ist. Der ägyptische Geldgeber Samih Sawiris kam eigens für eine Rede zur Eröffnung: «Das ist für mich wirklich ein Traum, der sich realisiert hat.»