Pop, Rap und Oper – diese drei Genres vereinen den Song «The Code», den Nemo für die Schweiz am diesjährigen Eurovision Song Contest zum Besten gibt. «Dieser Song sitzt nicht nur, dieser Song klebt», meint SRF-Musikredaktorin Gini Mühlhaus.
Dieser Song sitzt nicht nur, dieser Song klebt.
Sie nimmt das Musikvideo genau unter die Lupe und lüftet einige interessante Clous dahinter, um Nemos «Code» zu knacken.
«The Code» thematisiert die Reise zum eigenen, wahren Ich – mit all ihren Höhen und Tiefen. Das offizielle Musikvideo spielt sich in mehreren fahrenden Zugwagons ab. Darin verstecken sich folgende Schlüsselmomente:
- Wer genau hinschaut, erkennt schon in den ersten Sekunden, wohin die Reise führt: Auf einer Landkarte im Zug ist nämlich der Weg von Zürich nach Malmö, dem diesjährigen ESC-Austragungsort, ersichtlich.
- Nemo kontrolliert im schicken Kostüm die Tickets der Fahrgäste. Wer besonders aufmerksam ist, erkennt etwas Besonderes. Nemo kontrolliert das Billett einer Person, welche dieselben lackierten Fingernägel trägt. Ein Zeichen dafür, dass Nemo das Ticket zum Ziel (aka den Weg zum Glück) selbst in der Hand hält?!
- Auf jeden Fall gerät in diesem Moment der ganze Zug ins Wanken, die Lichter werden schummrig, Panik breitet sich aus. Nemo wechselt gefühlt im Sekundentakt das eigene Erscheinungsbild, rennt von Zugwagon zu Zugwagon und wirkt verwirrt und hilflos. Die Musikrichtungen verändern sich: von Pop zu Rap und zu Oper … Nemo scheint in einer Endlosschlaufe gefangen zu sein – zwar in ständiger Bewegung, doch das Ziel scheint sich in unerreichbarer Nähe zu befinden.
- Irgendwann setzt sich Nemo erschöpft an einen Platz im Zug und singt ruhig vor sich hin: «Somewhere between the O’s and ones. That’s where I found my kingdom come. My heart beats like a drum.» In diesem Moment wird Nemo klar, dass es da noch ein Ticket gibt! Nemo kramt dieses aus der Hosentasche und bemerkt, wie sich das Ticket in einen Spiegel verwandelt … Das Spiegel-Ticket ist das Sinnbild dafür, dass jeder Mensch den Schlüssel zum eigenen Ich in sich trägt.
- Nemo springt auf, wechselt selbstbewusst Kostüme, lacht fröhlich, strahlt pure Freiheit aus und scheint vor Glück zu platzen. Der Code ist geknackt! Nemo fasst die Entscheidung, gegen den Strom der Gesellschaft zu schwimmen, all die Vielfältigkeit, die im eigenen Ich schlummern, auszuleben und sich als non-binär zu outen.
Alles begann im Kanton Tessin
Vor 68 Jahren fand der erste europäische Songcontest «Concours Eurovision de la Chanson» in Lugano statt. Die Sängerin Lys Assia trat für die Schweiz mit dem Song «Refrain» an und siegte. Bis heute begeistert der Wettbewerb jährlich Musikfans aus ganz Europa. Irland und Schweden durften sich schon am meisten freuen – die Länder gewannen den Titel insgesamt siebenmal.
Für alle teilnehmenden Länder gelten einige Regeln: Die Songs dürfen die Länge von 3 Minuten nicht überschreiten und der Hauptgesang muss live vorgetragen werden – auch die schwierigen Opern-Parts von Nemo natürlich. Falls Nemo die meisten Punkte erlangt, darf die Schweiz im nächsten Jahr die Gastgeberin des Wettbewerbs sein.