Drei Viertel aller Schweizerinnen und Schweizer spielen laut Bundesamt für Statistik (BFS) regelmässig Brettspiele. Diese Zahl ist seit zehn Jahren stabil. Auch SRF Kids Kinderreporterin Annie gehört zu diesem Dreiviertel. Monopoly, das Leiterli-Spiel oder Uno – das sind nur drei der vielen Lieblingsspiele der Elfjährigen. Sie liebt Spiele, deshalb ging sie der Frage nach: Wie entsteht eigentlich ein Spiel?
Dazu hat sie den Spieleladen «Drachenäscht» in Bern besucht. Dort erzählt ihr Spielautor Lukas Frei, wie das mit der Spielentwicklung von der Idee bis zur Umsetzung läuft.
Zuerst denken wir uns eine Geschichte aus, dann bauen wir diese in ein Spiel um.
«Es gibt verschiedene Ansätze», erklärt Lukas Frei. Einige Spielautorinnen und -autoren gingen sehr analytisch vor und legten sich von Anfang an auf eine bestimmte Spielart fest, die sie entwickeln möchten. «Wir machen das aber nicht so. Zuerst denken wir uns eine Geschichte aus, dann bauen wir diese in ein Spiel um», erzählt Frei. Mit «wir» meint er sich und seine beiden Brüder.
Woher kommen die Inspirationen?
Oft spielen alltägliche Situationen eine grosse Rolle, die Lukas Frei inspirieren. Interessante Geschichten bringen ihn auf neue Spielideen. «Ich habe auf einer Reise in Afrika Wasserschildkröten beobachtet, die auf den Rücken eines Nilpferdes geklettert sind. Das hat mich auf eine neue Spielidee gebracht», erzählt er.
Verschiedene Elemente des Spiels wie Figuren oder Gegenstände skizzieren die Brüder zunächst auf Papier. Anschliessend testen sie das Spiel mit gebasteltem Spielmaterial. Danach wird angepasst, neu skizziert und ein weiterer Test steht an. Dieser Prozess wird so lange wiederholt, bis das Spiel ausgereift ist.
Was passiert nach der Idee?
Wenn Lukas Frei und seine Brüder überzeugt sind von einer Idee, dann ist ein Treffen in Göttingen sehr wichtig, wo sich Spielautorinnen und -autoren austauschen. Jedoch ist dort vor allem der Kontakt zu den Verlagen wichtig. Denn die Verlage produzieren die Spiele. «Man muss dann einen Verlag finden, der die passende Art von Spielen veröffentlicht», erklärt Frei. Hat man einen gefunden, sei es noch lange nicht sicher, dass das Spiel auch wirklich entstehe. «Manchmal gibt es dann doch Zweifel seitens des Verlags in einem späteren Moment», sagt er.
Wie wird man Spielautor?
Spiele erfinden – ein eher ungewöhnlicher Beruf. Bei Lukas Frei löste – nicht sehr überraschend – ein Spiel die Initialzündung für diesen Beruf aus, nämlich das Brettspiel «Siedler von Catan».
«Meine Brüder und ich waren richtig angefressen von diesem Spiel», erzählt er. Einmal war einer der Brüder krank und die anderen beiden konnten nur noch zu zweit spielen. Weil man «Siedler von Catan» eigentlich nur zu dritt spielen kann, mussten die zwei das Spiel so umbauen, dass es auch zu zweit funktioniert. So sind die Brüder Frei aus Zufall auf ihren Beruf als Spielautoren gestossen.
Mittlerweile gibt es sogar einen Studiengang an der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK), bei dem man das Spieleentwickeln lernt. Dieser bezieht sich aber vor allem auf die Entwicklung von digitalen Games.
Was Lukas Frei am besten an seinem Beruf gefällt: die Vorfreude und Faszination, die bei der Ausarbeitung einer Spielidee entsteht. «Ganz besonders ist für mich auch der Moment, wenn das fertige Spiel ankommt und ich es mit meinen Brüdern das erste Mal auspacken kann».