Eine neue Gangschaltung beim Velo montieren oder die eigene Hochzeitstorte backen: Dank Lernvideos und Youtube-Tutorials ist das möglich. Auch im Schulalltag spielen Lernvideos heute eine entscheidende Rolle. «Schülerinnen und Schüler suchen sich heutzutage für die schnelle Problemlösung oft Tutorials oder Lernvideos», sagt Max Hemmo, Drehbuchautor und Filmproduzent.
Lösen Lernvideos Bücher ab?
Ein Buch lesen und aus daraus wichtige Informationen herausfiltern – gehört dieser Lernprozess bald der Vergangenheit an? «Das ist unwahrscheinlich», meint der Experte. Denn Lernvideos werden, im Vergleich zum Buch, eher passiv konsumiert. Sich «berieseln» zu lassen kann von Zeit zu Zeit ganz angenehm sein. Das steht dann im Gegensatz zum «erarbeiten» eines klassischen Textes.
Zudem kommt es ganz darauf an, was man lernen will und in welchem Lernszenario der Film genutzt wird. Manchmal hilft ein Video, manchmal ein Text. «Früher hat man von sogenannten Lerntypen gesprochen. Heute wissen wir: Wir alle haben zu unterschiedlichen Zeiten andere Bedürfnisse. Darum macht der Mix von Lernformen Sinn.»
Die Vor- und Nachteile von Lernvideos
Gerade Eltern denken sich vielleicht nicht nur Gutes, wenn ihre Zöglinge am Bildschirm kleben und das als «Lernen» verstehen. Doch die Lernvideos haben gegenüber anderen Lernmethoden durchaus Vorteile. «Ein grosser Vorteil ist der starke Fokus, den ein Video kreiert. Man ist mit allen Sinnen voll und ganz dabei und lässt sich nicht so schnell ablenken», sagt Hemmo.
Es soll aussehen wie in einem Hollywood-Film.
Der grosse Nachteil von Lernvideos: der Aufwand. «Lernvideos sind wahnsinnig aufwändig in der Produktion», weiss Hemmo. Für Lehrpersonen sei das neben dem Lehrbetrieb kaum umsetzbar, zumal die Ansprüche auch hoch seien. «Es soll dann aussehen wie ein Hollywood-Film.»
Was macht ein gutes Lernvideo aus?
Jede und jeder kennt es: Manche Tutorials bringen einen nicht weiter. Zu lang, zu ausführlich, zu unklar, zu ungenau. Man schaut ein Video und merkt am Ende, das nichts davon geblieben ist. Wie kann das vermieden werden? «Es ist sehr wichtig, dass man ganz genau weiss, für wen man das Video macht und was die Person mitbringt», sagt Max Hemmo.
Wir alle kennen Medien und wissen, wie sie funktionieren.
Zudem gilt auch beim Lern- oder Erklärvideo: Storytelling ist das A und O. «Mit Storytelling können wir eine schöne Geschichte erzählen und darin das Konzept erklären», sagt der Experte. Es geht also auch darum, Informationen unterhaltend zu vermitteln.
Frag das Bauchgefühl!
Und für alle, die selber Lernfilme produzieren wollen: Man kann sich auf das gute alte Bauchgefühl verlassen. «Wir alle kennen Medien und wissen, wie sie funktionieren. Die meisten von uns sehen schnell, wenn ein Video zu schnell geschnitten oder ein Bild zu hell ist», sagt Hemmo.
Eine Grundregel gibt es jedoch: Das Video darf nicht zu lang sein. Man muss sich auf wenige, klare Aussagen beschränken.
Und die klassische Aufteilung in Einleitung, Hauptteil und Schluss gilt auch beim Film. «Man muss die Menschen in den Film bringen, mit viel Spannung halten und dann mit einem Happy End die Zuschauenden verlassen.» Die Gestaltungsmöglichkeiten sind dabei sehr vielfältig. Hauptsache, man schafft es, den Kern herauszukristallisieren.