Zuerst ein paar Eckdaten für die jüngere Leserschaft darüber, wer Harry Hasler war:
- Als bekennender Sextourist war seine bevorzugte Feriendestination Pattaya.
- Harry fuhr einen Opel Manta – damals der Inbegriff eines prolligen Autos.
- Frauen nannte Harry durchgehend nur «Wiiber» oder «Chatze»
Zum grossen Publikumsliebling wurde Harry aber nicht von heute auf morgen.
Erst als Harry wird er Kult
In einem Sketch seiner damaligen TV-Show «Viktors Programm» präsentierte Komiker Viktor Giacobbo 1992 erstmals eine Kunstfigur namens Herr Grütter.
Grütter fiel mit plumpen Witzen über Opel-Manta-Fahrer auf. Diese waren in den 1990ern das männliche Pendant zu Blondinen. Dass Grütter später als Harry Hasler landesweit bekannt werden sollte, zeichnete sich noch nicht ab. Erst über ein Jahr später spielte der Charakter wieder in einem Sketch – diesmal ohne Namen.
Erstmals als Harry Hasler stellte sich der markante Typ 1994 in zwei Sketches vor. Im selben Jahr eröffnete er zudem einen Beitrag mit «Saletti zäme». Diese Worte sollte wie eigentlich alles rund um Harry Hasler schon bald Kultstatus geniessen.
Plötzlich war nämlich das ganze Land im Harry-Hasler-Fieber. Giacobbo griff den Hype auf und moderierte 1996 eine ganze Sendung in Harry-Hasler-Montur.
Heute noch lässt der frenetische Jubel des Publikums die überbordende Begeisterung erahnen, welche dem vulgären Macho entgegen schwappte.
Der Hype kannte keine Grenzen
Vulgär war quasi Harrys zweiter Vorname. Sei es im «Saletti-Rap», der die Hitparade stürmte, mit Zeilen wie «Schtiiged i min Schlitte und wipped mit de Titte!» …
… oder wenn Giacobbo seinem Alter Ego im Interview vorhielt, er habe «keinerlei Relevanz», worauf Harry erwiderte: «Das reimt sich auf Schwanz.»
Nun gut, Harrys Slang schadete seiner Popularität nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil. Der Frage, warum der Mann aus Schwamendingen plötzlich voll durch die Decke ging, widmete sich jetzt sogar die Diskussions-Sendung «Club».
Und in Schwamendingen wollte «Schweiz aktuell» wissen, was die Leute von «ihrem Harry» hielten.
Sogar in Jugendsendungen durfte Harry nachkommenden Generationen zeigen, wo der Hammer hängt.
«Harry, Harry!» tönte es auch, als er bei einem Spiel der Fussball-Nati auftauchte.
«Noch der gleiche Kindskopf»
Nachdem Harry Hasler ein paar Jahre allgegenwärtig gewesen war, spielte ihn Giacobbo zunehmend seltener. War die kontroverse Figur also einfach ein Kind seiner Zeit – oder würde Harry Hasler auch heute noch funktionieren?
Die Frage, ob er heute beim Erschaffen neuer Programme vorsichtiger sei als früher, verneinte Giacobbo jedenfalls jüngst: «Ich habe das Gefühl, ich bin immer noch der gleiche Kindskopf.»