Aufgewachsen in Kroatien, ging Dragica Rajčić Holzner (geb. 1959 in Split) nach dem Abitur zunächst nach Australien und 1978 in Schweiz, wo sie als Putzkraft und Heimarbeiterin tätig war. 1988 kehrte sie nach Kroatien zurück und arbeitete als Journalistin. 1991 floh sie während der Jugoslawienkriege mit ihren Kindern in die Schweiz. Sie studierte soziokulturelle Animation in Luzern und engagierte sich in der Friedensbewegung.
Rajčić schrieb zunächst in ihrer Muttersprache. Seit ihrem ersten Aufenthalt in der Schweiz entstanden auch Gedichte, Kurzprosa und Theaterstücke in deutscher Sprache. 2021 wurde sie mit dem Schweizer Literaturpreis für ihr Langgedicht «Glück» ausgezeichnet. Rajčić lebt in Zürich und Innsbruck.
Lesetipp
«Liebe um Liebe» (2020). Glück heisst das Dorf im ehemaligen Jugoslawien, heutiges Kroatien, in dem die Erzählerin, Ana Jagoda, aufwächst. Doch der Name trügt: Gewalt und Übergriffe dominieren Anas Kindheit. Den Schlägen des Vaters entfliehend rettet sich Ana in die Arme Igors. Sie verliebt sich in die Geschichte, die sie beide haben könnten. Doch auch Igor, so muss Ana feststellen, ist nicht anders als die anderen Männer aus Glück . In einer rohen, ursprünglichen Sprache erzählt Dragica Rajčić Holzner in «Liebe um Liebe» die tragische Geschichte einer Frau, die Liebe nicht ohne Gewalt erfährt – und sich schreibend zu befreien sucht. Neben eigenen Wortschöpfungen stellt Holzner Worte und Sätze in ihrer Muttersprache, einem dalmatischen Dialekt. Diese Stolpersteine lassen mich erahnen, wie es ist, wenn man sich in einer anderen Sprache zurechtfinden muss, als in der, in der man aufgewachsen ist. (Salomé Meier, SRF Literatur)
Wichtigste Werke
- «Liebe um Liebe. Roman». Matthes & Seitz, 2020.
- «Glück. Stimmen». Der gesunde Menschenversand, 2019.
- «Buch vom Glück». Edition 8, 2004.
- «Halbgedichte einer Gastfrau». Narziss & Ego, 1986.