Der erste Satz in seinem 1968 erschienenen Buch «Der leere Raum» ist Kult: «Ich kann jeden leeren Raum nehmen und ihn eine nackte Bühne nennen. Ein Mann geht durch den Raum, während ihm ein anderer zusieht; das ist alles, was zur Theaterhandlung notwendig ist.» – Schlichter und gleichzeitig komplexer kann man Theater nicht verstehen.
Sendungen zum Artikel
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- Theater der Altmeister: Castorf und Brook (Reflexe, 26.4.12) Theater der Altmeister: Castorf und Brook (Reflexe, 26.4.12)
- «Hamlet» – inszeniert von Peter Brook (Tagesschau, 6.5.02) «Hamlet» – inszeniert von Peter Brook (Tagesschau, 6.5.02)
Weg mit dem üblichen Pomp
Peter Brook ist der Meister des leeren Raums. Er ist ein Theatermagier und ein hervorragender Theaterpraktiker. Seine Bücher und seine Aufführungen prägen seit Jahrzehnten das Theater und das Theaterverständnis von Schauspielern wie Publikum.
Angefangen hat seine beeindruckende Theaterkarriere im England der 1950er- und 1960er-Jahre. Seine Inszenierungen waren Angriffe auf die herrschenden Theaterkonventionen. Dass er als 37-Jähriger Shakespeares «King Lear» ganz ohne Bühnenbild und den üblichen Pomp inszenierte, war ein Tabubruch.
Interkultureller Vorreiter
1970 verliess er London. Er kritisierte die «Kommerzialisierung» des britischen Theaters und gründete in Paris das Centre International de Recherches Théatrales. Dort erforschte er in den letzten Jahrzehnten mit seinem internationalen Ensemble, was das Theater im Kern ausmacht. Er zeigte seine Produktionen auf der ganzen Welt.
Peter Brook beschäftigte sich mit anderen Theaterkulturen, lange bevor die Globalisierung in aller Munde war. Seine Suche nach dem universalen Theatermoment führte Peter Brook auf andere Kontinente, zu einer Zeit als für viele interkontinentales Theater noch exotisch war: Er spielte in südafrikanischen Townships, er erforschte das indische Mahabharata und beschäftigte sich mit dem japanischen No-Theater.
Sätze mit universaler Gültigkeit
Das Laute, Derbe und Äusserliche ist nicht seins: Brooks Theater ist ein Theater, das von der genauen Lektüre ausgeht. Ein Theater, das auf die Präsenz der Spielenden setzt und den Austausch zwischen Bühne und Zuschauern im Blick hat. Dieses Credo mutet auch heute noch ungemein modern an und kann in vielem mit aktuellen Performancetheorien mithalten.
Dabei ist klar: Die Zeiten haben sich geändert, die Globalisierung hat die Welt und auch die Künste fest im Griff. Von einem Welttheater, wie es Peter Brook vorschwebte, ist heute keine Rede mehr.
Dennoch bleibt sein Werk pionierhaft und seine Forschungen für das Theater beispielhaft. Das Theater könne «ein Vergrösserungsglas oder eine Verkleinerungslinse» sein, schreibt Brook in seiner Theaterbibel «Der leere Raum». Mit Sätzen wie diesem hat er etwas Universales formuliert.