Hillary Clinton twitterte «Congrats!», Popstar Prince gratulierte wie Dutzende andere Promis ebenfalls elektronisch, von den 637'000 Instagram-Followern der Jubilarin ganz zu schweigen.
Misty Copeland wurde diese Woche in New York zur Primaballerina des American Ballet Theatre ernannt. Damit ist die 32-Jährige die erste Afro-Amerikanerin überhaupt, die eine solche Position in einer Elite-Balletttruppe innehat. In den US-Medien verdrängte diese Nachricht vorübergehend sogar Grexit, IS und Barack Obamas Kuba-Flirt.
Schluss mit dem Ideal der weissen Feen
Der Symbolcharakter von Misty Copelands Beförderung könnte grösser nicht sein. Anders als etwa im Modern Dance, wo schwarze Tänzer schon lange die höchsten Sprünge machen, herrscht in der Welt des klassischen Balletts nämlich noch immer das Ideal der weissen Feen.
Das bekam Misty Copeland zu spüren, kaum fing sie mit 13 Jahren zu tanzen an. Sie habe den falschen Körpertyp, wurde ihr beschieden. Und sowieso sei sie zu alt, um noch eine professionelle Ballerina zu werden. Die Schikanen hielten an, auch nachdem sie 2001 zum renommierten American Ballet Theatre stiess. 2007 wurde sie zwar Solistin. Bei der Besetzung von Spitzenrollen zog man ihr aber nach wie vor meistens die üblichen Schneeflöckchen vor.
Sie begeistert auch Ballet-Muffel
Dabei hat Misty Copeland ihren Kolleginnen schon lange mindestens eines voraus: die Fähigkeit, Menschen zu begeistern, die bei Ballett sonst bloss an Verrenkungen im Tutu denken. Ihre Memoiren «Life in Motion: An Unlikely Ballerina» wurden 2014 zum Bestseller. Ebenso das Kinderbuch «Firebird», in dem sie alle kleinen Mistys beschwört, sich von ihrem Weg zu den Nussknackern und Schwanenseen ihrer Träume nicht abbringen zu lassen. Die populäre Fernsehsendung «60 Minutes» widmete ihr einen Dokumentarfilm. Im April setzte das Time Magazine sie aufs Cover seiner jährlichen Ausgabe mit der Liste der 100 einflussreichsten Leute.
«Ich will mehr Menschen zum Ballett bringen», sagte Misty Copeland an der Pressekonferenz im Anschluss an ihre Krönung. «Ich will mehr Leute wie mich selber auf der Bühne, in Ballettschulen, in den Zuschauerrängen und im Vorstand von Balletttruppen sehen.» Sie habe immer das Gefühl gehabt, für alle farbigen Balletteusen auf der Bühne zu stehen und sich deshalb umso mehr angestrengt: «Es freut mich, dass sich jetzt endlich Veränderungen abzeichnen.»
Trainieren, trainieren, trainieren
Beim American Ballet Theatre beginnt nun die Sommerpause. Allerdings nicht für Misty Copeland: «Ich trainiere mir acht Stunden pro Tag den A ... ab, weil ich weiss, was ich bei jedem Auftritt bieten muss.» Jetzt erst recht.