Die Produktion «Breiviks Erklärung» des Schweizer Regisseurs Milo Rau hätte in Basel im Stadthaus der Basler Bürgergemeinde stattfinden sollen, im Rahmen der Dokumentartage «It's the real thing». In «Breiviks Erklärung» konfrontiert Milo Rau das Publikum mit den «Weltverbesserungsthesen» des norwegischen Massenmörders Anders Breivik.
Die Bürgergemeinde hat dem Veranstalter nun gestern Abend mitgeteilt, dass die Produktion in ihren Räumen nicht erwünscht sei. Das Theaterstück soll neu deshalb in der «Gare du Nord» aufgeführt werden.
Nach München nun auch Probleme in Basel
Boris Nikitin, künstlerischer Leiter der Dokumentartage und Basler Regisseur, ist nicht überrascht über diesen Rückzieher. «Wir haben immer mit der Möglichkeit gerechnet, dass das passieren könnte. Vor allem aufgrund der Hintergrundgeschichte», erklärt er gegenüber Radio SRF 2 Kultur.
Letzte Woche wurde bekannt, dass das «Haus der Kunst» in München das Theaterstück nicht wie vorgesehen im Terrassensaal des Ausstellungshauses zeigen wollte. Die schriftliche Zusage für den Saal wurde überraschend wieder zurückgezogen. Mit der Begründung, dass «eine Klausel im Mietvertrag rechtsradikale und antisemitische Inhalte ausschliesst.»
Gleicher Wortlaut wie deutsche Absage
Die Ausladung der Basler Bürgergemeinde ist in etwa im gleichen Wortlaut gehalten wie die deutsche. Gemäss Nikitin ist das Verhalten der Bürgergemeinde ein deutliches Zeichen dafür, dass sie nicht wirklich wisse, was da stattfinden sollte. «Die Leute haben Angst vor etwas, das sie nicht kennen, Angst vor einem medialen Sturm, den sie nicht kontrollieren können.»
Bei der Produktion, so betont Nikitin gegenüber Radio SRF 2 Kultur, liege der Fokus nämlich klar auf der Auseinandersetzung mit Text und Ideologie von Anders Breivik. «Direkt im Anschluss an die Lesung des Textes findet eine einstündige Diskussion statt mit Publikum und künstlerischem Leitungsteam.»
Laut Nikitin ist es wichtig, dass für die Menschen die Möglichkeit besteht, sich mit einem solchen Text auseinanderzusetzen, darüber zu diskutieren, «da der Text durchaus viele Komponenten enthält, die auch im bürgerlichen Mainstream vorhanden sind.»