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Bühne Zürcher Opernhaus lässt Büchners «Woyzeck» tanzen

Georg Büchners Theaterstücke scheinen es dem Ballettchef Christian Spuck angetan zu haben: In der letzten Saison hat er die Komödie «Leonce und Lena» inszeniert. Diese Saison bringt er eine Tanzfassung des «Woyzeck» auf die Bühne – und das mit poetischen Bildern, die bleiben.

«Woyzeck» – das ist die Geschichte eines betrogenen Soldaten, der aus Eifersucht seine Freundin Marie ersticht. Im Drama von Georg Büchner ist die Figur Woyzeck ein buckliger Mann mit eingezogenem Kopf.

«Woyzeck» – Zürcher Opernhaus

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«Woyzeck» – ein Ballett von Christian Spuck nach dem Dramenfragment von Georg Büchner.

Spielzeit: 12. Oktober bis 21. Dezember 2013.

Als Tänzer im Opernhaus Zürich ist er jedoch umwerfend: Er trägt zwar klobiges Schuhwerk, bewegt sich aber aufrecht, ist mal fragil, mal kräftig und taumelt von der Einsamkeit eines Aussenseiters hin zur leidenschaftlichen Verzweiflung eines Betrogenen.

Christian Spuck platziert die Figuren des Stücks in eine dunkle, alptraumhafte Welt. Als Kontrast zu den Hauptfiguren tritt das Tanzensemble jeweils paarweise auf, alle immer proper gekleidet. Die Frauen sind meist bei den Männern eingehakt, zusammen tanzen sie Polka und Walzer. Sie bilden einen Kontrast zu Woyzeck und seiner Geliebten, die mit ihm ein uneheliches Kind hat und ihn gleichzeitig mit dem Tambourmajor betrügt.

Poetische Bilder, die bleiben

Christian Spuck ist ein grandioser Geschichtenerzähler und schafft poetische Bilder, die bleiben. Am meisten beeindruckt die Schlussszene, als Marie nach einem Paartanz mit Woyzeck von eben diesem erstochen wird.

Woyzeck sticht und sticht ihr in den Bauch. Sie liegt da, auf der dunklen Bühne, in ihrem Blut. Der Himmel reisst einen Spalt weit auf und aus dem Hell des Bühnenhimmels prasselt Regen auf die dunkle Bühne. Und auf die tote Marie. Das Stück, ursprünglich für das gesprochene Wort geschrieben, in Zürich wortlos als Tanz, macht sprachlos.

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