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Bühne Zwischen Ghetto und Germanen: Wie Abdlekarim Komiker fördert

In der Schweiz gibt es unterdessen eine Reihe von Komikern mit Migrationshintergrund. In der Humorlandschaft sind diese Wortkünstler aber immer noch die Ausnahme. In Deutschland ist das anders. Das zeigt Abdelkarim, ein deutscher Komiker mit marokkanischen Wurzeln.

In Deutschland erweiterten schon Mitte der 90er-Jahre Kabarettisten mit Migrationshintergrund, insbesondere solche mit türkischen Wurzeln, den Themenhorizont. Comedy-Bühnen und TV-Shows wurden zum Spiegel der Globalisierung. Die sogenannte «Kanak-Sprak» – ein unüberhörbarer Türkenslang – wurde dank Django Asül, Erkan & Stefan oder Kaya Yanar Humor-Mainstream.

«Der grosse Migrantenstall»

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Im Rahmen der Oltner Kabarett-Tage sendet «Spasspartout» live aus dem Kulturzentrum Schützi. In der einstigen Turnhalle liefern sich zwölf Kabarettisten und Schauspielerinnen mit sogenanntem Migrationshintergrund akrobatische Wortgefechte. Die Sendung wird am 14.5. ab 20.03 Uhr live auf Radio SRF 1 und im Livestream auf srf.ch/kultur übertragen.

Autobiografisches als Pointenfutter

20 Jahre später hat sich die deutsche Migranten-Humorszene nicht nur um fast sämtliche Nationen erweitert, es steht an ihrer Spitze auch ein angriffiger Förderer: der deutsch-marokkanische Kabarettist und Senkrechtstarter Abdelkarim. Aufgewachsen in der Bielefelder «Bronx», kann er selber auf eine harte Kindheit zurückblicken, die bestenfalls zufällig komische Züge annahm. Eine Zeit «zwischen Ghetto und Germanen», so auch der Titel seines ersten, kürzlich auf CD erschienenen Bühnenprogramms.

Abdelkarim ist ein fundierter Kenner des deutschen Fussballs, des deutschen Raps, deutscher Arbeitsämter und deutscher Polizeistreifen. All diese autobiografisch erlittenen Kenntnisse schleift er zu Pointen, bürstet Klischees mit klaren Worten gegen den Strich und wird dabei naturgemäss auch ziemlich politisch. Etwa wenn er mit ausgeprägtestem Bartwuchs einen NPD-Stand aufsucht.

Abdelkarim scheut nicht den Kontakt zu seinem Publikum, er verwickelt es bei seinen Auftritten schon mal neugierig in kurze Gespräche. 2012 wurde Abdelkarim, der mittlerweile in allen bedeutenden Satire-Formaten der deutschen Fernsehlandschaft gastiert, der renommierte Kabarettpreis «Hölzerner Stuttgarter Besen» verliehen.

Der Schirmherr lustiger Migranten

Auf EinsPlus feiert Abdelkarim überdies seit einem Jahr Erfolge mit dem eigenen TV-Format «StandUpMigranten». Eine Sendung, die ganz dem Nachwuchs dient. Folglich kann man dort zuweilen unfreiwillig pointenfreie, erste Bühnenschritte miterleben. Immer aber aufgehoben von einem begeisterungsfähigen Publikum und dem Gastgeber Abdelkarim, der den Nachwuchs von Herzen liebt.

Insofern hat man es selbst in den schwächsten Momenten mit einem elitären Fernsehformat zu tun. Denn hier darf man Zeuge werden, wie enorm schwierig das Handwerk der Stand-up-Comedy ist, wie schmal der Grat zwischen gekonnter «political uncorrectness», Schüssen übers Ziel hinaus oder aber autorassistischer Anbiederung.

Abdelkarim schützt das alles mit väterlicher Hand, charmanten Zwischenmoderationen und lässt keinen Zweifel daran, dass eine wichtige Sache im Entstehen ist. Das Finden einer internationalen Stimme, mit der das deutschsprachige Kabarett in Zukunft sprechen wird. Auch in der Schweiz. Bei «Der grosse Migrantenstall» in Olten wird Abdelkarim nun erstmals Gelegenheit haben, dem Schweizer Migranten-Nachwuchs zu begegnen. Neben «Müslüm & Band» ist Abdelkarim eine der Hauptattraktionen beim Oltner «Migrantenstall».

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