«Und, wie waren eure letzten zwei Jahre so?» Mit dieser Frage betrat Louis C.K. in Basel die Bühne. Lustig ist das, weil die letzten beiden Jahre für den Comedian bekanntermassen sehr turbulent waren. Zwei Jahre, in denen ein Überflieger seinen jähen Absturz erlebte.
Louis C.K. war erfolgreich auf der Bühne, im TV und im Kino. Bis 2017 fünf Frauen Anschuldigungen erhoben: Der Komiker habe vor ihnen masturbiert. Louis C.K. bestätigte später die Vorwürfe, entschuldigte sich für sein Verhalten und kündigte an, sich für unbestimmte Zeit aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen.
Drinnen Fans, draussen Proteste
Nun ist Louis C.K. wieder auf Tournee – auch in Europa. Das Publikumsinteresse in Basel war gross: Es gab am selben Abend zwei Shows, eine war ausverkauft, die andere fast.
Dennoch blieben die Geschehnisse der letzten zwei Jahre nicht ohne Konsequenzen. Eine Gruppe von Demonstranten forderte vor dem Basler Kongresszentrum Besucher dazu auf, den Anlass zu boykottieren.
Ursprünglich hätte der Auftritt im Zürcher Volkshaus stattfinden sollen, bis der Veranstaltungsort eine Absage erteilte. Interviews gab es in Basel nicht, Medienberichte seien nicht erwünscht, sagte der Veranstalter. Die Anspannung war spürbar.
«Mach's nicht»
Auf der Bühne kündigte sich Louis C.K. selbst als «den in Ungnade gefallenen Komiker aus New York» an. Seine Übergriffe machte er immer wieder zum Thema – etwa, wenn er sich beklagte, dass er nach Polen musste, weil er nur dort noch auftreten konnte.
Dem Publikum gab er folgenden Ratschlag: «Wenn du jemanden fragst, ob du vor ihm masturbieren darfst, und der sagt Ja – dann frag' auf jeden Fall: ‹Bist du sicher?›». Und sage die Person nochmals Ja, solle man’s trotzdem nicht machen. Dieser Witz erntete in Basel am meisten Applaus.
Ist der Ruf erst ruiniert ...
Louis C.K. hielt sich bei seinem Auftritt keineswegs zurück, er legte sogar noch eine Schippe drauf: Holocaust, Behinderte, Pädophilie und Jihadismus – im Programm kamen alle denkbaren Tabuthemen vor. Viele Scherze waren clever, prangerten Doppelmoral und Scheinheiligkeit an. Andere – wie die Scherze über den Holocaust – waren nur geschmacklos.
Dass Louis C.K. weitgehend so weitermachen kann wie bisher, hat er seiner Bühnenfigur zu verdanken: Auf der Bühne und in der TV-Serie «Louis» zeigte er sich schon immer als etwas ekligen Typen. Als chronischen Masturbierer, als einsame und erbärmliche Figur. In dieses Bild fügen sich seine realen Übergriffe ein. Es gibt keinen Widerspruch, den er seinem Publikum erst erklären müsste.
Ein Comeback für Fans
Louis C.K. trat die Flucht nach vorne an – es gab viel Grenzüberschreitung, wenig Zwischentöne. «Ihr habt’s ja so gewollt», sagte er bei den Zugaben.
Grenzüberschreitungen waren bei Louis C.K. schon immer Programm. Aber er ging auch mit sich selbst hart ins Gericht. Im neuen Programm gibt es weniger Witze über ihn selbst, dafür mehr über andere.
So wird es ein Comeback für die Nische bleiben: Mit derben Witzen für Fans, die zu ihm halten, wird Louis C.K. weiterhin in den Kongresszentren von Basel, Bratislava und Budapest sein Publikum finden. Zurück in die grossen Hallen von New York, London und Paris – und auf die TV-Schirme – wird er so nicht kommen.