Hörspiele, die auf Jugendbüchern basieren, werden vor allem von Jugendlichen gehört? Das stimmt nicht ganz, wenigstens im Falle von «Die drei ???». Gestern Montag kamen im Zürcher Hallenstadion rund 9500 Menschen aus drei Generationen zusammen, um beim Live-Hörspiel «Der dunkle Taipan» dabei zu sein.
Stimmen für die Ewigkeit
1979 erschien die erste Hörspielfolge mit den drei Jungdetektiven aus Rocky Beach in der Hauptrolle. Bis heute wurden 218 Folgen produziert. Die Serie gehört mit ihren rund 50 Millionen verkauften Tonträgern zur erfolgreichsten der Welt.
Verblüffend: Die Sprecher von damals - Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich – sind auch die Sprecher von heute. Während sie bei der ersten Folge noch Teenager mit kindlicher Stimme waren, sind die drei heute gestandene Männer, die auf die 60 zugehen. Zusammen mit den Sprechern ist auch das Publikum älter geworden.
Geborgenheit und Vertrautheit
Der Grund, warum so viele Erwachsene den Abenteuern mit Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews treu geblieben sind, dürfte vor allem ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrautheit sein, das viele in die eigene Kindheit zurückversetzt.
«Die drei ??? hören, das ist wie früher, als dich die Mama im Bett zugedeckt hat: der Heile-Welt-Faktor» erklärt Andreas Fröhlich in einem Interview mit dem Magazin der Süddeutschen Zeitung.
Wegdösen? Von wegen!
Tatsächlich ist der Nostalgie-Faktor gross. Man kennt die Stärken und Schwächen der Charaktere. Man weiss, dass Peter ein Hasenfuss ist, Justus einen grossen Appetit hat und Bob gerne in Archiven gräbt. Die Stimmen sind vertraut, die Struktur der Geschichten ist stets ähnlich, und am Schluss siegt immer das Gute.
Die Vertrautheit führt auch dazu, dass viele Erwachsene die Hörspiele rund um «Die drei ???» heute als Einschlafhilfe gebrauchen. «Wahrscheinlich werden wir alle gleich wegdösen», witzelte eine Frau vor der Show im Hallenstadion.
Mit vollem Körpereinsatz
Von wegdösen konnte dann aber keine Rede sein, zumal es bei der Live-Aufführung von «Der dunke Taipan» zwischendurch ordentlich krachte und donnerte und nebst Lichteffekten auch Nebelmaschine und Feuerwerfer zum Einsatz kamen.
Kurzweilig war die Angelegenheit auch deswegen, weil man Geräuschemacher Jörg Klinkenberg dabei zuschauen konnte, wie er den Klang von Schritten fabrizierte, Türen knarren liess oder das Gerattere von Bobs Auto mit einer Holzkiste erzeugte.
Die Stars auf der Bühne waren aber ganz klar Justus, Peter und Bob bzw. Oliver Rohrbeck, Jens Wawrczeck und Andreas Fröhlich, deren Gesichter und Oberkörper auf grosse Leinwände projiziert wurden. Die drei lasen ihre Texte nicht nur ab, sondern performten mit viel Einsatz von Körper, Mimik und Slapstick-Elementen.
Ende gut, alles gut
Bei der Verfolgung des Bösewichts führten sie Justus, Peter und Bob über einen Friedhof in ein Gespensterhotel bis zu einer teuflischen Schlangengrube. Dabei gab es immer wieder Referenzen an frühere Fälle und sympathisch selbstironische Kommentare, was man da auf der Bühne gerade trieb.
Die drei hatten offensichtlich viel Spass, was sich auch aufs Publikum übertrug. Nach zwei Stunden Hörspiel-Abenteuer war der Bösewicht identifiziert und die Welt bei Jung und Alt im Hallenstadion mehr als in Ordnung. Das zumindest liess sich aus Standing Ovation und vielen strahlenden Gesichtern ablesen.