Streit gehört zum Alltag von Kindern. Sie streiten mit ihren Geschwistern, mit den Eltern. Was viele allerdings nicht mögen: Wenn Erwachsene sich streiten. Genau das setzt Jetse Batelaan ihnen in seinem neuen Stück «Streit. Ein Stück, das mit nichts einverstanden ist» vor.
Konflikte im Rampenlicht
Eine Drehbühne mit drei identischen Zimmern, zwei Schauspielerinnen und ein Schauspieler in dunkelgrauen Bademänteln, die sich immer wieder in die Haare geraten. Das ist die Ausgangslage von «Streit. Ein Stück, das mit nichts einverstanden ist.»
Jetse Batelaan liebt schwierige Aufgaben. «Wenn gesagt wird, man kann kein abstraktes Theater für Kinder machen oder dass es schwer ist, ein Stück für ein junges Publikum über Krieg oder Kunst zu machen, dann fordert mich das heraus.» Der niederländische Regisseur zeigt, dass das sehr wohl möglich ist. Und zwar mit Erfolg.
Absurd und poetisch
Batelaan erstes Stück für Kinder hiess «Vorstellung, in der hoffentlich nichts passiert.» Er habe sich im Vorfeld überlegt, was 8-Jährige im Theater am wenigsten mögen. Und dachte: Langeweile.
Also hat er ein auf den ersten Blick ziemlich ereignisloses Stück kreiert. Ein Stück, das trotzdem sehr vergnüglich war und schon an vielen Festivals gezeigt wurde.
Seit bald 20 Jahren fasziniert Batelaan mit unkonventionellem Theater für Kinder und Jugendliche, das auch Erwachsenen Spass macht. Die Verbindung von alltäglichen und absurden Situationen, von Poetischem und Witzigem zeichnet seine Stücke aus.
Dabei traut Jetse Batelaan Kindern im Theater viel zu. Sie ernst zu nehmen, bedeutet für ihn, die Kinder herauszufordern und für sie das Theater mit jedem Stück neu zu erfinden.
Experimentelles Theater aus Holland
Jetse Batelaan ist geprägt vom holländischen und flämischen Theater, das gerade im Kinder- und Jugendtheaterbereich oft experimenteller und risikofreudiger ist als das Theater für ein junges Publikum im deutschsprachigen Raum.
«Es ist wichtig, dass Kinder geschützt werden. Das tun Eltern und Lehrpersonen», sagt der Vater dreier Kinder. Doch als Theatermacher findet er es ebenso essenziell, «dass Kinder im Theater etwas erleben können, was ihnen im wirklichen Leben vielleicht Angst macht oder was sie nicht sofort verstehen.»
Kinder brauchen Kunst
Kinder und Jugendliche können im Theater Unbekanntes und Unerwartetes erleben. «Für mich ist nicht wichtig, ob sie sprachlich alles verstehen oder die Geschichte mögen. Wenn sie in Kontakt zum Geschehen auf der Bühne sind, körperlich und emotional dabei sind, dann haben sie es verstanden.»
Dass Kunst für Kinder bedeutsam ist, ist für ihn keine Frage. So kann der Kunstraum auch für Kinder ein Erfahrungsraum sein, um die Welt zu begreifen. «Wenn sie im Theater Angst oder Chaos erleben, sind sie nicht allein damit. Sie erleben es zusammen mit anderen und sehen, dass es gut endet.»
Da spricht der Pädagoge aus dem Künstler: «Am Anfang ist das Stück und das Publikum. Am Ende aber sind wir zusammen.» Die Welt draussen ist schliesslich unberechenbar genug.