Sie ist zart und wild. Kenner bezeichnen Lara Stoll auch als die Punkerin der Slam-Poeten. Ein Attribut, gegen das sie nichts einzuwenden hat. Im Gegenteil: Mit ihren ungestümen, sprachmächtigen Beobachtungen des alltäglichen Irrsinns, überspringt sie nonchalant die Grenzen zwischen Kabarett, Konzert und Lesung.
Bewehrt mit einem unbestechlichen Auge für sämtliche Gemeinheiten des Alltags und einer unbändigen Fantasie, widmet sie sich vorzugsweise Sorgen, die jede und jeder kennt.
Nun wird die Schweizer- und Europameisterin im Poetry-Slam mit dem renommiertesten Kleinkunstpreis im deutschen Sprachraum gewürdigt: dem Kabarettpreis «Salzburger Stier». Stoll ist aber nicht nur Kabarettistin, sondern auch Musikerin.
Ausserdem hat sie ein Filmstudium absolviert und steht regelmässig sowohl vor als auch hinter der Kamera. Letztes Jahr wurde ihr Film «Das Höllentor von Zürich» für den Zürcher Filmpreis nominiert.
Eine Premiere und eine Vollbremsung im Herbst
Diesen Herbst ist es der 33-Jährigen wie so vielen Künstlerinnen und Künstlern ergangen. Die Publikums-Beschränkung im Theater hat sie im dümmsten Moment erwischt. Ihr neustes Programm «Der Gipfel der Freude» hatte Ende September Premiere.
Danach konnte sie es gerade noch viermal aufführen. Mittlerweile hat sie sich sogar bereit erklärt, für die normale Gage an einem Abend zweimal zu spielen, um etwas mehr Leuten die Chance zu bieten, in eine Vorstellung zu kommen.
Bühnenabsenz als Chance
Natürlich möchte Stoll ihr Programm gerne zeigen. Aber: «Zum Glück bin ich keine Rampensau. Ich halte es schon ein paar Monate ohne Auftritte aus», so Stoll. Im Sommer ist sie auf die Idee gekommen, ein Buch zu schreiben. Jetzt will sie die unfreiwillige Bühnenpause nutzen, um diesen Plan in die Tat umzusetzen.
Auch wenn es finanziell eng werde, sei es sinnvoll, die Energie in ein Projekt zu investieren, dass sich längerfristig auszahlt. Und um Geld zu sparen, zieht sie zu ihrem Partner.
Lara Stoll macht keinen Hehl daraus, dass sie eine Unterstützerin habe und es bei ihr sonst in den letzten Monaten sehr knapp geworden wäre. Wer auf diese Weise von einer Privatperson unterstützt werde, profitiere nicht nur finanziell.
Man könne für eine gewisse Zeitspanne auch unabhängig arbeiten, ohne Gesuche stellen zu müssen oder einem bestimmten von aussen vorgegebenem Konzept genügen zu müssen. «Das ist ein immenser Gewinn», so Stoll.
Ein abschliessender Tipp von Stoll: Ist man ein Fan, hat aber nicht viel Geld und möchte trotzdem etwas Gutes tun, soll man dem oder der LieblingskünstlerIn doch einfach etwas Pandemie-Geld per Post schicken. Das ginge auch in Ordnung, ist sie überzeugt.