Emmanuel Pouilly legt Wert darauf: Er will nicht Direktor, sondern Koordinator des Dimitri Theaters in Verscio genannt werden.
Er betont, dass er nicht autoritär führe. Sondern dass er neue Lösungen häufig im Gespräch mit anderen finde. Das Programm des Teatro Dimitri beispielsweise entstehe in enger Zusammenarbeit mit den beiden Kindern von Dimitri.
Sanfter Wandel von Dimitris Erbe
Pouilly kennt die Dimitri-Welt seit Jahrzehnten von innen. Er hat die Theaterakademie selbst besucht. Danach war er Mitglied des Ensembles, bevor er anschliessend Dozent für Clownerie wurde.
Seine Vorgängerin, die 2016 nach Dimitris Tod die Führung der Schule übernahm, scheiterte. Denn sie versuchte einen Bruch mit der Tradition Dimitris.
Pouilly will keinen Bruch. Er will einen sanften Übergang in eine neue Ära.
Grosse Namen als Zugpferde
Emmanuel Pouilly sucht den Königsweg: Er will das bestehende Publikum, das vor allem aus der Deutschschweiz kommt, nicht vergraulen und gleichzeitig neue Zuschauer dazugewinnen.
Fragt man ihn nach dem Stempel, den er seinem Programm aufdrücken will, schweigt er lange. Dann antwortet er fast ein wenig verlegen: Es seien die grossen Namen, wie der des internationalen Star-Akkordeonisten Richard Galliano oder des englischen Theaterpioniers Peter Brook.
International, aber lokal verwurzelt
«Früher fehlte ein wenig der Mut, die Publikumsmagneten nach Verscio zu holen», sagt Pouilly. Doch er ist davon überzeugt, dass es sie braucht, um das Dimitri Theater in der nationalen und internationalen Theaterwelt noch bekannter zu machen.
Berührungsängste kennt er nicht. Sein Ziel: Das kleine Theater in Versio soll grösser werden – ohne dabei die Wurzeln zu verlieren.
Mehr Gäste ins Tessin holen
Das genuin Lokale in Verscio findet sich in den Räumen der Theater-Akademie. Dort lernen jedes Jahr Dutzende von jungen Menschen das Theaterhandwerk.
Im Laufe der letzten Jahrzehnte wurden dort rund 600 Theatermacherinnen und Theatermacher ausgebildet. Viele von ihnen treten danach in lokalen Produktionen auf. Diese sollen auch künftig einen festen Platz haben im Programm des Dimitri Theaters, betont Emmanuel Pouilly.
Neben Spielstätte für lokale Künstler soll das Theater in Verscio künftig noch stärker das Daheim von «Artists in Residence» sein. Pouilly möchte, dass das kleine Haus in Versio noch mehr zu einem Ort der Begegnung wird, an dem Grosses entstehen kann.
Ein neues Zelt aufschlagen
Auch was die Zuschauerzahl anbelangt, will der Koordinator des Dimitri Theater zulegen. Auf der Wiese hinter dem Theater wird im Sommer ein Zelt aufgestellt. Dieses ermöglicht einen grösseren Zuschauer- und Bühnenraum als das beschauliche Theater.
Ganz Künstler spricht Pouilly nicht von sich aus über die Zuschauerzahlen. Doch die lassen sich sehen. Im Jahre 2016, als Dimitri starb, brachen die Zahlen deutlich ein und sanken auf 9357 Zuschauer.
Im Jahre 2018 waren es bereits 14'300: ein gutes Resultat. Der sanfte Wechsel, den Pouilly angeschoben hat, scheint beim Publikum anzukommen.