«Kinder erleben Kunst sehr direkt», sagt Maike Lex. Sie ist die Leiterin des Schlachthaus Theaters in Bern und setzt sich seit den letzten Jahren für ein innovatives Kindertheater ein, zum Beispiel mit dem Festival «kicks!».
Es sei wichtig, dem jungen Publikum nicht nur punktuell, sondern regelmässig künstlerische Veranstaltungen anzubieten, sagt sie. Schliesslich gehe es um das Theaterpublikum von morgen.
Mehr als Weihnachtsmärchen
In vielen Stadttheatern ist das Weihnachtsmärchen immer noch die einzige Position im Spielplan, die sich explizit an ein junges Publikum richtet.
Maike Lex zeigt heute mehr Kinderproduktionen im Theater in der Berner Altstadt. Sie bringt aber auch Theater in die Aussenquartiere. Und damit zu Kindern und Familien, die sonst wenig Zugang zu Kultur und Kunst haben.
Was kann man Kindern zumuten?
Meistens sind es nicht die Kinder selbst, die entscheiden, ob und welches Theater sie sehen, sondern ihre Erwachsenen: Lehrer, Eltern, Patentanten. Und diese beantworten die Frage, was man Kinder zumuten kann, oft anders als die Theaterschaffenden (und die Kinder).
Wie viel Pädagogik muss sein? Wie viel Kunst darf sein? Diese Fragen beschäftigen Künstlerinnen und Künstler, die für ein junges Publikum auf die Bühne gehen, schon lange. Es gibt genügend gute Beispiele, in denen Pädagogik und Kunst keine Gegensätze sind.
Nah am Publikum
Das Theater «Sgaramusch» aus Schaffhausen, die Gruppe Kolypan oder das junge Theater basel zeigen beispielsweise seit Jahren, wie innovativ Theater für ein junges Publikum sein kann.
Partizipation, Inklusion und Interdisziplinarität – Schlagworte, die im sogenannten Erwachsenentheater gerade inflationär gebraucht werden – sind im Theater für ein junges Publikum oft selbstverständlich.
Die Zukunft des Theaters
Und doch fehlt es dem Theater für ein junges Publikum oft an Wertschätzung und der kulturpolitischen Unterstützung, um als das wahrgenommen zu werden, was es im Kern ist: die beste Investition in die Zukunft des Theaters. Und die der Kinder.
Das Basler Vorstadttheater ist in der Deutschschweiz immer noch das einzige professionelle Kindertheater mit einem eigenen Ensemble und einem eigenen Haus.
Von Ruth Oswalt und Gerd Imbsweiler 1974 unter dem Namen «Spilkischte» gegründet und 2007 an eine neue Generation übergeben, steht das Vorstadttheater Basel seit bald 50 Jahren für ein anspruchsvolles, zeitgenössisches Theater für alle Generationen.
Anders in Zürich. Da wird seit Jahren ein Theater- und Tanzhaus für Kinder und Jugendliche gefordert. Nun soll es in den nächsten Jahren tatsächlich Realität werden.
Wo bleibt der Nachwuchs
Verlässliche Räume sind wichtig: Immer noch findet Kinder- und Jugendtheater meist in kleinen Räumen statt, als Nebenprogramm, in der Nische.
Zwar poppen auch in der jüngeren Generation immer wieder neue Konstellationen und Gruppen auf, doch sind sie oft auch schnell wieder weg und machen etwas anderes. Etwas, wo es mehr Lorbeeren zu holen gibt.
Frischer Festival-Wind
Eine Hoffnung bieten gleich mehrere neue Festivals: das «jungspund» in St. Gallen und das gerade in Bern zum zweiten Mal stattfindende Festival«kicks!». Für dieses sind in Kooperation mit verschiedenen Partnern fünf neue Produktionen entstanden: neue Namen, genreübergreifende Formen und Produktionen aus verschiedenen Sprachregionen.
Das macht Mut und belebt die Szene. Diese kann es gebrauchen.