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Albanien im Wandel: Eine fotografische Zeitreise durch 30 Jahre
Aus Kontext vom 24.05.2022. Bild: Skavica 1992, Bild: Hans Peter Jost
abspielen. Laufzeit 27 Minuten 20 Sekunden.

Diaspora-TV aus Lenzburg Wegen ihm schaut halb Albanien in den Aargau

Altin Markus «Fol Ship Show» ist eine der erfolgreichsten TV-Sendungen der Schweiz. Besuch bei einem Brückenbauer.

Altin Marku, modisch zerrissene Jeans, Kurzarmhemd, fein ziselierter Bart, tänzelt über die Bühne und ruft in gespielter Empörung in sein Handy. Seine Assistentin Aijmet hat sich verspätet. «Schwester, warum bist du nicht pünktlich wie eine gute Schweizerin?», fragt er. Dann lacht Marku und lässt den Blick stolz über sein kleines Reich schweifen.

In einem unscheinbaren Bürokomplex im aargauischen Lenzburg befindet sich das Studio seiner albanisch-schweizerischen «Fol Shqip Show». Auf Deutsch lässt sich das in etwa mit «Klartext» übersetzen.

Zwei Männer in Anzug stehen nebeneinander (Altin Marku und Alain Berset)
Legende: Backstage mit dem Bundesrat: Altin Marku und Alain Berset posieren am Rande ihres Auftritts in der «Fol Shqip Show». ZVG

In dieses Studio, das er selbst aufgebaut hat, lädt Marku jedes Wochenende nicht nur albanischstämmige Kulturschaffende, sondern auch Schweizer Prominenz. So waren etwa SP-Nationalrat Cédric Wermuth und Comedian Stefan Büsser hier. Im Rahmen der Corona-Impfkampagne hatte ausserdem Bundesrat Alain Berset einen Auftritt.

Erfolgreich und doch unbekannt

Der 36-jährige Marku ist einer der erfolgreichsten Fernsehmacher der Schweiz – nur kennt ihn ausserhalb der albanischen Community hierzulande kaum jemand. Seine Sendung ist eine Mischung aus Comedy, Talkshow und albanischem Exil-TV.

90 Minuten dauert eine Folge der «Fol Shqip Show». Ausgestrahlt wird sie am Samstagabend, «zur Primetime», wie Marku betont, auf dem kosovarischen Privatsender Radiotelevizioni 21. Auf YouTube verzeichnen die einzelnen Episoden zum Teil hunderttausende Aufrufe.

Video
«Fol Shqip Show»: Albanisches Fernsehen aus dem Aargau
Aus Glanz & Gloria vom 25.05.2020.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 15 Sekunden.

In seinem Büro, das gleichzeitig als Garderobe dient, bietet Marku Kaffee und albanischen Likör an und skizziert den Gedanken hinter der Sendung: «Ich möchte eine Brücke bauen zwischen den Albanern in der Schweiz, im Balkan und auf der ganzen Welt. Und ich möchte das Stigma, das uns Albanern anhaftet, endlich zum Verschwinden bringen.»

Rund 250'000 Albanerinnen und Albaner leben in der Schweiz. Viele von ihnen flüchteten während des Kosovo-Kriegs in den 90er-Jahren. Mit offenen Armen wurden sie damals nicht empfangen.

Jahrzehntelang belasteten Stereotype die Beziehungen zwischen Schweizern und Albanern. Drogendealer, Schlägerbanden, Raser, Sozialhilfebetrüger – das waren die Etiketten, die ihnen angehängt wurden. Marku selbst kam vor sieben Jahren aus Albanien in die Schweiz. Mittlerweile lebt er zusammen mit seiner Frau und drei Kindern in Emmen.

«99 Prozent sind ausgezeichnet integriert»

Im Vergleich zu den frühen Nullerjahren hat sich das Bild der Albanerinnen und Albaner zwar merklich verbessert. Aber mitunter flackert die Integrationsdebatte wieder auf, zuletzt etwa 2018, als Schweizer Fussballspieler beim Torjubel den albanischen Doppeladler zeigen und Boulevardmedien ihre Loyalität infrage stellten.

Marku wehrt sich gegen diese einseitige Darstellung. Für ihn ist klar: «99 Prozent der Albaner sind ausgezeichnet integriert, aber die Medien porträtieren mit Vorliebe die wenigen schwarzen Schafe.»

Mit seiner Show zeigt Marku eine albanische Schweiz, wie sie in der Mehrheitsgesellschaft nur selten vorkommt: Rapperinnen wie Loredana oder aufstrebende Musikerinnen wie Moza oder Geent, erfolgreiche Unternehmer oder Politiker mit albanischen Wurzeln. «Die Integration der Albanerinnen und Albaner in die Schweiz ist eine Erfolgsgeschichte. Das möchte ich mit meiner Sendung zeigen.»

Noch ist die Show nur für albanischsprachige Zuschauerinnen und Zuschauer konzipiert. Aus finanziellen Gründen wird sie nicht vollständig übersetzt. Aber das soll sich in Zukunft ändern, so Marku. Bald könnte also in der ganzen Schweiz «Klartext» gesprochen werden.

Radio SRF 2 Kultur, Kontext, 24.05.2022, 6:05 Uhr.

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