Um es ganz klar zu machen: Blumhouse Productions produziert seit jetzt 20 Jahren erfolgreich B-Movies. Preiswerte Horrorstreifen, in denen, wie es das Genre verlangt, Menschen mit Messern und anderen megafiesen Mordwerkzeugen gemeuchelt werden. In denen Köpfe weggeschossen und Augen ausgerissen werden.
Blumhouse Touch
Aber es gibt da einen Unterschied zu anderen Splatterorgien: Man könnte ihn den «Blumhouse Touch» nennen.
Der ist ein gutkonsumierbarer Cocktail aus sieben Anteilen Gemetzel und überraschenden Schockmomenten und drei Anteilen Gesellschaftssatire und Sozialkritik.
Blut und Botschaft
Das bekannteste Beispiel des «Blumhouse Touch»: die bisher vierteilige «The Purge»-Franchise.
Die Ausgangslage der Filmreihe: Zwölf Stunden lang dürfen US-Bürger alle Straftaten, inklusive Mord, begehen und werden dafür nicht belangt. Das ist der sogenannte Purge, die Säuberung.
Die Filmemacher werfen dabei einen düsteren Blick auf die USA. Angeprangert werden soziale Ungerechtigkeit (Obdachlose sind stets die ersten Opfer, die Reichen verschanzen sich in ihren Villen) und Rassismus (der erste Purge findet als Testlauf in einem afroamerikanischen Viertel statt).
Clinton vs. Trump
Der dritte Teil ist eine Persiflage auf den Wahlkampf zwischen Hillary Clinton und dem heutigen US-Präsidenten Donald Trump und war quasi tagesaktuell. Denn «The Purge: Election Year» erschien im Sommer 2016, nur vier Monate vor der Wahl.
Oscar-Ehren
Ein ganz anderes Kaliber ist «Get Out». Mit dem Film gelang es Blumhouse Prodctions Zuschauer zu begeistern, die mit Horror normalerweise nichts am Hut haben.
In dieser einmaligen Mischung aus Satire, Slasher-, Splatter- und Exploitationsfilm geht es um Rassenwahn, darum, dass das Leben der Afro-Amerikaner ein ständiger Belagerungszustand ist und die Folgen der Sklaverei bis heute zu spüren sind.
Inszeniert vom afro-amerikanischen Regisseur Jordan Peel, bekam «Get Out» eine Oscar-Nominierung als bester Film und gewann den fürs beste Drehbuch.
Definitiv liberal
Die Schlagrichtung der Produktionen kommt nicht von ungefähr. Verantwortlich dafür ist Jason Blum, der 51-jährige Gründer und CEO von Blumhouse Productions.
Als er 2017 für ein Interview mit einer Reporterin der «New York Times» vor dem Weissen Haus stand, sagte er: «Ich denke, die grösste Bedrohung der Menschheit kommt aus dem Haus hier und den Menschen, die da arbeiten.»
Gutes Geschäft
Horror mit Sozialkritik, ein Konzept, das aufgeht. Über vier Milliarden US-Dollar haben Jason Blums Filme weltweit eingespielt. Seine Filme sind für Hollywood-Verhältnisse preiswert, die meisten kosten zwischen fünf und zehn Millionen Dollar und nehmen im Erfolgsfall ein Vielfaches ein.
Die vier «The Purge»-Filme beispielsweise haben circa 34 Millionen Dollar gekostet und knapp 450 eingespielt. «Get Out» wurde für 4.5 Millionen Dollar produziert. Kinoeinnahmen weltweit: gut 255 Millionen.
Kreativ, aber sparsam
Bei Jason Blum gilt für die Macher: Daumenschrauben bei der Einhaltung des Budgets, grösstmögliche Freiheit bei der Kreativität. Denn der Erfolg der Produktionen liegt natürlich nicht nur am «Blumhouse Touch».
Wer stirbt als Nächstes?
Die Filme sind origineller Horror. Ohne Vampire und Zombies. Spektakel, die es schaffen die Geschichten über die mordenden Psychopathinnen und Psychopathen frisch und intelligent zu erzählen. Und bei denen sich der Zuschauer nie sicher sein kann, ob die vermeintliche Hauptfigur nicht gleich stirbt.
Zuschauer wollen Geschichten über sich selbst
Zu den blutigen Geschichten gehört auch, dass sie von Frauen und Männern verschiedenster Ethnien und Hautfarben erzählen. Diversität gehört zum «Blumhouse Touch», ist aber auch wirtschaftliches Kalkül. Sie definiert die breit gefächerte Zielgruppe des Studios.
Zuschauer wollen Geschichten über sich selbst, glaubt Jason Blum. «It’s good business», so hat er es mal in einem Interview zusammengefasst.