Das Oscar-Potential der Filme, die in Venedig laufen, ist wie jedes Jahr gross. Das zeigt der Blick ins Programm, in dem sich einige Kandidaten finden.
Zum Beispiel der Eröffnungsfilm «White Noise» von Noah Baumbach, der mit seinem Ehedrama «Marriage Story» in Venedig 2019 Premiere feierte und später sechsmal für den Oscar nominiert wurde. Auch in «White Noise» spielt Adam Driver («Star Wars») wieder die Hauptrolle.
Mit Marilyn zu den Oscars?
Einer, der immer für einen Goldjungen gut ist, ist der mexikanische Regisseur Alejandro González Iñárritu, der bereits vier Oscars für «Birdman» (2014), Premiere übrigens in Venedig, und «The Revenant» (2015) gewonnen hat. In seinem neuen Film «Bardo» geht es um einen mexikanischen Journalisten und Dokumentarfilmer.
Glaubt man verschiedenen Filmorakeln, ist auch «Blonde», einer von vier Netflix-Filmen im Wettbewerb, ein Oscar-Kandidat. Die Kubanerin Ana des Armas spielt im Drama die blonde Schauspielikone Marilyn Monroe. Dabei handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Joyce Carol Oates.
Styles startet durch
Ausserhalb des Wettbewerbs hat Popstar Harry Styles («Watermelon Sugar») seinen grossen Auftritt im Thriller «Don't Worry Darling» von Schauspielerin Olivia Wilde. Es ist die erste Hauptrolle des Briten.
Kino kennt Harry Styles bereits: Nach Christopher Nolans «Dunkirk» (2017) und einer kleinen Rolle im Marvel-Superheldenspektakel «Eternals» ist es bereits sein dritter Leinwandauftritt. Ein vierter wird bald folgen, nämlich in «My Policeman», einem Drama über einen homosexuellen Polizisten. Der Film wird auf dem Filmfestival von Toronto Premiere feiern, das sich mit dem von Venedig zeitlich überschneidet.
Ehrung für Catherine Deneuve
Dagegen kann sich die französische Leinwandlegende Catherine Deneuve («Belle de Jour», «Indochine») sicher sein, einen Preis zu bekommen. Die 78-Jährige wird für ihr Lebenswerk geehrt, genauso wie der 76-jährige Drehbuch- und Regie-Veteran Paul Schrader («Taxi Driver», «American Gigolo»).
Aber nicht nur Filme und Stars werden in Venedig bejubelt, sondern auch das Festival selbst. Auch wenn es erst die 79. Ausgabe ist, feiert es nämlich seinen 90. Geburtstag.
Gruseliges Propaganda-Festival
Denn eigentlich ging es in Venedig bereits am 6. August 1932 los, mit dem amerikanischen Horrorfilm «Dr. Jekyll and Mr. Hyde». Der Horror waren auch die frühen Jahre des Festivals, die im Zeichen des Faschismus standen.
Der erste Präsident des Festivals hiess Giuseppe Volpi, zuvor Finanzminister des Diktators Benito Mussolini. Die Preise für den besten ausländischen Film gingen ab 1938 ausschliesslich an Produktionen aus Hitler-Deutschland.
Der Hauptpreis hiess ab 1939 «Coppa Mussolini» und 1940 wurde die Veranstaltung in «Deutsch-Italienische Filmfestspiele» umbenannt.
Schliesslich kam es zum Stillstand: Wegen des Zweiten Weltkrieges fiel das Festival ab 1942 aus. Doch nicht für lange: Nur ein Jahr nach Kriegsende, 1946, kam der Neustart. Heute gehört das Festival mit Cannes, Berlin, Toronto und Sundance zu den wichtigsten der Welt.