Im Jahr 2022 ist die Liste berühmter Serien-Spin-Offs lang: Mit «House oft the Dragon» und «Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht» stehen zwei Ableger weltbekannter Produktionen in den Startlöchern.
Spin-Offs erweitern das bekannte Serien- und Filmuniversum: Vorgeschichten oder Nebenhandlungen rücken ins Rampenlicht, beliebte Nebenfiguren werden zu Protagonisten. In den letzten Jahren erlebten Spin-Off-Produktionen einen regelrechten Hype.
Wieso werden Spin-Offs produziert?
Dieser Hype ist in ökonomischen Interessen begründet, erklärt der Medienwissenschaftler Dr. Gerd Hallenberger: «Die Entwicklung neuer filmischer Inhalte ist eine kostspielige Angelegenheit. Das Schlimmste, was passieren kann, ist, dass eine Produktion floppt.» Mit Spin-Off-Produktionen könne man dieses Risiko minimieren, da auf einer bereits bekannten Produktion aufgebaut werde, erklärt der Medienwissenschaftler in seinen Publikationen zu dem Thema.
Die Idee dahinter: Wenn etwas schon einmal funktioniert hat, lässt sich daraus ein weiterer Erfolg machen.
Spin-Offs setzen auf Bekanntes in neuem Kleid
Zwei weitere Gründe, warum Spin-Offs als erfolgsversprechend gelten, sind laut Hallenberger: Vertrauen und Orientierung. Im Zeitalter von Netflix und Co. gibt es ein schier unendliches Angebot an Inhalten. Nutzende wollen sich in den Mediatheken zurechtfinden können. Und Orientierung gibt immer das, was man schon kennt.
«Nutzende greifen gerne auf Vertrautes zurück und wollen trotzdem etwas Neues angeboten bekommen», sagt der Medienwissenschaftler. Genau das würden Spin-Offs bieten: Sie seien eine Wiederbegegnung mit vertrauten Inhalten, Personen, Szenarien – aber in einem neuen Kontext. «Es ist so wie immer, aber halt doch ein bisschen anders.»
Das macht ein gutes Spin-Off aus
Doch die Geschichte zeigt: Spin-Offs sind kein Garant für einen erneuten Kassenschlager. Das Spin-Off der Kultserie «Friends», das die Geschichte des chaotischen Frauenheld Joey Tribbiani weitererzählt, wurde nach nur zwei Staffel abgesetzt.
Spin-Off-Produktionen bewegen sich stets in einem heiklen Spannungsfeld, sagt Hallenberger: «Ein gutes Spin-Off bewahrt, was in der Mutterproduktion gut war und führt neue Aspekte hinzu, damit die Geschichte spannend bleibt.» Es brauche eine ausgewogene Balance zwischen Kontinuität und Differenz zum Original. Zu viel Ähnlichkeit bedeutet: Es wird langweilig. Zu viel Differenz bedeutet: Die Kontinuität wird nicht mehr wahrgenommen.
Ableger von Filmen und Serien sind keine Selbstläufer
Spin-Offs werden in der Regel nur produziert, wenn das Original besonders erfolgreich war. Das schürt bei den Zuschauenden hohe Erwartungen an den Ableger. «Bei Spin-Offs sehr erfolgreicher Serien oder Filme, ist die Fallhöhe erheblich», sagt Hallenberger. Würden die Erwartungen nicht erfüllt, kehre nach der anfänglichen Euphorie schnell Ernüchterung seitens der Zusehenden ein.
Am Ende müssen Spin-Offs aus eigener Kraft überzeugen und profitieren nur kurzfristig vom Erfolg der Mutterproduktion. Das Spin-Off müsse langfristig für sich selbst stehen können. Spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem die Zuschauer der bekannten Figuren oder dem Universum überdrüssig werden.