«Wir sind heute leider nur zu zweit», vertröstet Pflegefachfrau Floria (Leonie Benesch) eine ungeduldige Patientin, die auf ihre Antibiotika wartet. Floria ist die «Heldin» des Films, das steht ausser Zweifel – eine deutsche Fachkraft in einem Schweizer Spital, die pflichtbewusst von einer Aufgabe zur nächsten eilt. Dabei bemüht sie sich, auch im Umgang mit angespannten, ungeduldigen und fordernden Erkrankten freundlich zu bleiben.
Doch an ihrer Seite fehlt jemand. Floria delegiert zwar, wo sie kann, und setzt Prioritäten, statt sich aussichtslos zweiteilen zu wollen. Doch schon früh stellt der Film die Frage: Wird das reichen?
Arbeit unter Hochdruck
«Heldin» verläuft linear. Die Geschichte setzt mit dem Anfang von Florias Spätschicht am Nachmittag ein, und sie endet dann wieder, als diese Schicht vorüber ist. Doch dazwischen läuft alles auf eine Eskalation hinaus.
Floria packt hier und dort an: Mit einstudierten Griffen wechselt sie Inkontinenzwindeln, zieht Medikamente in Spritzen auf und desinfiziert sich nach jedem Arbeitsschritt instinktiv die Hände. Das Drehbuch, die Regie, das Schauspiel, die Kamera, der Schnitt, der Ton und die Musik – alles schraubt am Tempo und arbeitet darauf hin, den Druck auf Floria stufenweise zu erhöhen.
Das Publikum ahnt, dass Floria im Verlauf der Handlung mindestens einen Fehler machen wird. Zu viele To-dos muss sich die Pflegerin merken. Zu viele Menschen gelangen mit Wünschen an sie heran, die sie nicht erfüllen kann.
Nun ist aber dieser irgendwann unweigerlich eintretende Fehler gut im Drehbuch versteckt. Es könnte ein kleiner Lapsus sein, oder ein gravierender Fehlgriff: Floria erledigt so vieles gleichzeitig und überlappend, dass es eher verwundert, dass nicht schon viel früher etwas passiert.
Heldin ohne Schattenseiten
Wenn der Film eine Schwäche hat, dann die, dass er aus seinem Namen ein ganzes Programm macht. Denn Floria hält dem Druck stand. Sie ist keine widersprüchliche Figur, sondern wird als eine starke, belastbare Frau gezeigt, welche die Hochachtung und Bewunderung des Publikums verdient.
Eine komplexere Protagonistin hätte einen abgründigeren Film ergeben. Doch das war hier nicht das Ziel: Die Autorin und Regisseurin Petra Volpe («Die göttliche Ordnung») macht zum Schluss des Films mit zwei eingeblendeten Texttafeln klar, worum es ihr mit «Heldin» konkret geht. «Bis zum Jahr 2030 werden in der Schweiz 30'000 Fachkräfte fehlen», steht da geschrieben. Weitere alarmierende Prognosen folgen.
Respektiere deine Pflegefachfrau!
«Heldin» macht indirekt Vorschläge dazu, wie der Personalmangel in der Pflege gelöst werden könnte – mit einem höheren gesellschaftlichen Stellenwert der Pflegefachkräfte und mit besseren Arbeitsbedingungen.
Die direkteste Lektion des Films lautet jedoch: Respekt wahren. Wer in ein Krankenhaus eingeliefert wird, mag überfordert, frustriert und verängstigt sein. Doch das legitimiert längst nicht dazu, solche Verunsicherungen missmutig am Personal auszulassen.
Kinostart: 27.2.2025