«Indy 5» gibt zu reden. Seit dem 28. Juni läuft der neuste Indiana Jones-Streifen in den Kinos. Etliche Medien, etwa die BBC, attestieren dem Film, unter den Erwartungen zu performen. Er sei ein Flop. Dieses Urteil trat in der Facebook-Community von SRF Kultur eine Debatte los – insgesamt gab es mehr als 600 Kommentare.
Aber ist der Film wirklich ein Reinfall? Weltweit ist die fünfte Auskopplung des «Indiana Jones»-Reihe auf Platz 1 der Kinocharts. Das allein ist jedoch nicht sehr aussagekräftig.
Wochenende der Entscheidung
Ein wichtiger Gradmesser sind die Einnahmen am ersten Wochenende, so Branchenkenner. In den USA spielte «Indiana Jones und das Rad des Schicksals» am Eröffnungswochenende gerade mal 60 Millionen US-Dollar ein. Der Vorgängerfilm von 2008, vom Publikum damals kritisiert, schaffte dort fast das Doppelte.
Massgebend ist, ob der Film die Produktionskosten wieder einspielen kann. Die Vorhersage: Wohl kaum. Insbesondere, weil der Film – gemäss übereinstimmender Berichte – circa 300 Millionen US-Dollar gekostet hat. Zwar macht Disney sein Budget nicht öffentlich. Aber es ist klar, dass allein die Unterbrechungen aufgrund der Pandemie das Budget immer weiter in die Höhe getrieben haben.
Auch die SRF-Facebook-Community lässt sich über die hohen Produktionskosten aus: «Die ersten drei Teile dürften zusammen nur einen Bruchteil dessen benötigt haben und sind trotzdem Kult. Man muss sich fragen, ob es das braucht?», so ein User.
Ein Rentner als Actionheld?
Auch das Alter von «Indy»-Schauspieler Harrison Ford gibt zu reden: «Indiana Jones mit einem 80-jährigen Indy ist unnötig», schreibt eine Userin. Das hohe Alter des Schauspielers sei in den Actionszenen gut spürbar.
Manchen stösst zudem sauer auf, dass es sich beim neuen Film um das gefühlt x-te Remake, Prequel, oder Sequel handle: Die Produzenten sollten «nach neuen Geschichten suchen und nicht gut bekannte Filme auspressen wie eine Zitrone», meint ein Kommentator. «Aufgewärmt schmeckt halt nur Gulasch», schreibt ein anderer.
Vom Streaming verwöhnt
Ein anderer Hauptdiskussionspunkt auf Facebook: «Wer bitte geht heute noch ins Kino?» Viele sind sich einig: Kino sei erstens «zu teuer» geworden und wegen Streamingdiensten «obsolet». Das sorge nun selbst beim neusten Indiana Jones-Film für schlechte Zahlen.
SRF-Filmredaktor Michael Sennhauser bestätigt dies. Disney habe sein Publikum in letzter Zeit darauf getrimmt, dass neue Filme innert weniger Monate nach Kinostart auf der Streamingplattform Disney+ zu sehen sind. Kein Wunder, fehlen die Kinobesucher. Ein strategischer Fehler, den selbst die Verantwortlichen eingesehen haben, so Sennhauser.
Rettender Nostalgiefaktor?
Trotzdem lassen sich manche Fans vom schwachen Eröffnungswochenende nicht beirren und feiern ihre Ikone: «Ein Indy-Fan bekommt, was er erwartet». Sie sehen den fünften Film als «versöhnlichen Abschluss» und möchten sich ihre «Kindheitserinnerungen nicht verhunzen lassen». Eine Userin schreibt: «Ich weiss nicht, warum so viele meckern.»
Vielleicht schwappt die Begeisterung aus der Kommentarspalte auf künftige Kinogängerinnen über? Damit der Film hierzulande nicht floppt, muss er in den nächsten Wochen viel Boden gutmachen. Bleibt abzuwarten, ob das gelingt – auch angesichts anderer Blockbuster wie Barbie, Mission Impossible 7 und Oppenheimer, die bald ins Kino kommen.